More Than Honey

More Than Honey © 2012 Senator

Markus Imhoof wuchs in einer Imkerfamilie in der Schweiz auf. Sein Großvater führte eine Obstkonservenfabrik und dafür brauchte er vor allem eines: die Bienen. Über viele Jahre hinweg brachten ihm die Bienen den Erfolg — mit Kirschen, Erdbeeren, Äpfeln versorgte er sich und viele andere. Für Markus Imhoof war dies eine idyllische Kindheit, eingebettet in eine traditionsreiche familiäre und natürliche Ordnung, die sich einer fruchtbaren Synthese aus Natur und Kultur verdankte. Doch die funktionierte nicht ohne Tricks. So bot der Großvater den Bienen bescheidenes Zuckerwasser als Ersatz für den Honig, den er neben den Konserven gewinnbringend unters Volk brachte.

Der Trailer zu MORE THAN HONEY


Viele Jahre später gibt es die Konservenfabrik nicht mehr. Heute ist der als Filmemacher arbeitende und bereits mit einer Oscar®-Nominierung geehrte Regisseur Markus Imhoof mit einem ganz anderen Verlust konfrontiert, der ihm nun zum Anlass wird, eine Familien- und Bienenchronik zu erzählen.

Alles beginnt in der Schweiz beim Bergimker Fred Jaggi in einem fast pastoralen Paradies zwischen Alpenhöhen, Wiesen und klarer Luft. Auch in diesem Refugium, das scheinbar jenseits globaler Wirtschaftsströme liegt, ist der Zustand der Bienen prekär. Fred Jaggi glaubt dem mit Rassenreinheit begegnen zu können und ist eifersüchtig darauf bedacht, seine Königinnen nicht zu fremden Drohnen fliegen zu lassen. Und dennoch: ganze Völker werden dahin gerafft. Dem Bergimker bleibt nichts anderes übrig, als stumm und traurig von den Bienen Abschied zu nehmen.

Von hier aus begibt sich Markus Imhoof auf eine Reise. Ein Drittel von dem, was die Menschen essen — das hat er einst von seinem Großvater gelernt — gäbe es nicht ohne die Bienen. Sie ist ganz offiziell das drittwichtigste Wirtschaftstier Deutschlands. Und auch andernorts ist die Sorge über die Verfassung der Biene spürbar. Imhoofs erste Station sind die Vereinigten Staaten, wo die Bestäubungsimkerei eine ungeahnte Notwendigkeit für die Ökonomie eines ganzen Landes ist. Beim großindustriellen Imker Miller werden die gigantischen Ausmaße der Bienenmacht zum ersten Mal beeindruckend sichtbar: Tausende Hektar Mandelbäume überziehen die Landschaft — bestäubt und befruchtet von den Bienen.

Zwischen Millionen von in grandioser Blüte stehenden Mandelbäumen summen die Bienen ohne Unterlass. Es ist Frühling in Kalifornien. So lange Blüten im Angebot sind, folgt die Biene ihrem genetischen Programm, den Nektar einzusammeln, selbst wenn sie damit Raubbau am eigenen Körper betreibt. Was wie ein unermessliches Paradies wirkt, zeigt jedoch schnell Risse: Großimker Miller macht keinen Hehl daraus, dass er hier für den globalen Markt produziert. Was er dazu selbstverständlich braucht, sind die Bienen. Doch die sterben hier in epischen Ausmaßen. Miller muss auf der ganzen Welt Völker nachbestellen und behandelt seine Arbeiterinnen mit Antibiotika, um sie wieder fit zu machen. Naturprodukte für den globalen Markt haben ihren Preis.

Nach den Mandelplantagen kommen die Apfelplantagen und danach wieder andere — Bienenchauffeure mit riesigen Trucks stehen schon bereit für einen Tiertransport, der hierzulande noch völlig unbekannt ist. Quer durch die USA geht die Reise für unzählige Bienenvölker, ohne Pause in einem ewigen Frühling.

Das Geschäftsmodell Biene begegnet dem Regisseur auch in Europa wieder. In Österreich sucht er ein Mutter-Tochter-Gespann auf, das von Österreich aus Kunden in 58 Ländern der Welt per Post mit gezüchteten Königinnen beliefert.

Doch lassen sich Bienenköniginnen und Bienenvölker so einfach manipulieren? Markus Imhoof unternimmt auch eine Reise in die innere Welt der Bienengemeinschaft. Den renommierten Bienenforscher Professor Menzel von der Freien Universität Berlin an seiner Seite, dringt Imhoof tief vor in bisher unbekannte Bereiche dieses Mikrokosmos. Kaum ein Tier steht so selbstbewusst an der Schwelle zwischen Gemeinschaft und Individuum und ist dem Menschen wohl auch dieser Spannung wegen ein so wichtiges Identifikationsmodell. Unbedingte Aufopferung des Einzelnen im Bienenstaat und die royale Dominanz, aber auch Abhängigkeit der Königin — es ist eine faszinierende soziale Welt, in der wir uns spiegeln und entdecken können. Doch gerade die komplexe soziale Struktur steht im Widerspruch zu den aktuellen Methoden der industriellen Bienenzucht, die Völker und Königinnen immer wieder neu und manchmal wahllos kombiniert. Es fragt sich, ob die Biene ein Gedächtnis hat und der so genannte Colony Collapse Disorder auch soziale Ursachen haben könnte. In beeindruckenden Experimenten kann Professor Menzel für genau diese Frage ein ‚Ja‘ unter Beweis stellen: Bienen vergessen nicht.

Imhoof reist weiter — nach China, in ein Land, in dem es in einigen Regionen überhaupt keine Bienen mehr gibt. Hier entstand eine gänzlich neue Ökonomie: Händler kaufen den Bauern die Blüten ab und verarbeiten sie zu Pollenpulver. Dieses wird dann wieder verkauft und von Menschen in Handarbeit auf die Blüten aufgetragen.

Wie schlimm steht es um die Biene? Nach einer halben Weltreise kehrt Imhoof noch einmal in die USA zurück. Mit den so genannten Killerbienen begegnet er hier einem weiteren apokalyptischen Szenario an der Mexikanischen Grenze. Die Killerbienen stammen aus einem Züchtungsexperiment zwischen europäischen und afrikanischen Tieren in einem Labor der Universität Sao Paolo (Brasilien). Als Rache eines geplagten Tieres beschworen oder als Laborunfall bagatellisiert — Fakt ist, dass die Killerbiene ihren eigen, ungebändigten Lebenswillen gnadenlos durchsetzt. Und das im Ernstfall auch gegen die Menschen. Mit der Killerbiene scheint eine Tierart ihren Weg zurück in die Wildheit erkämpft zu haben, emanzipiert von menschlicher Domestizierung. Der amerikanische Imker Fred Terry versucht sich dennoch an einer respektvollen Honigwirtschaft mit der Killerbiene. Denn ihre Honigproduktion, so Terry, sei intensiver und ihre Abwehrkräfte geradezu überdurchschnittlich.

Auch die folgende Generation der Imhoofs hat sich dem Schicksal der Biene verschrieben: Markus Imhoofs Tochter und ihr Mann erforschen auf einer unbewohnten Insel Australiens das Immunsystem der Bienen und hoffen auf einen Ausweg aus dem Teufelskreis, in dem die Bienen zu verschwinden drohen.

Details zu More than Honey

Titel:More than Honey
More than Honey (Schweiz, Österreich, Deutschland 2011)
FSK:0
Verleih:Senator
Genre:Dokumentarfilm
Regie:Markus Imhoof
Darsteller:Fred Jaggi, John Miller, Liane Singer
Spielzeit:91 Minuten
Filmstart:8. November 2012
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