The Mechanic 2 — Resurrection Filmkritik — Zum Teufel mit Charles Bronson

  

Als 2011 der Film "The Mechanic", mit Jason Statham in der Hauptrolle, in die Kinos kam, dachten wohl viele an eine Actiongranate á la "The Transporter" oder "Crank" und nicht an eine Neuverfilmung von "Kalter Hauch" aus dem Jahr 1972. Rasante Szenen und Explosionen gab es zwar schon, aber unvorbereitet wirkte der Streifen wie eine Mission-Impossible-Variante von "Leon — Der Profi". Trotzdem war er erfolgreich genug, um eine Fortsetzung zu sichern.

Mechanic-Resurrection

Die Logik geht zum Wohle der Action flöten

Diese Woche ist es soweit: "The Mechanic 2 — Resurrection" kommt auf die große Leinwand. (Kinostart am 25.08.2016) Überraschung, Überraschung. Man hat keine großartigen Ideen, wie man solch einen Thriller fortsetzen soll und so bekommt die breite Masse an Kinogängern das, was sie sich von vornherein versprochen hatte. Die Logik geht zum Wohle der Action flöten und Jason darf endlich wieder richtig zuschlagen. Sehr zum Leidwesen seiner Figur und der Handlung.

Arthur Bishop, Auftragskiller und abgebrühter Mistkerl, wird von einem alten Kollegen aus seiner Zeit mit Jason Bourne und Agent 47 aufgefunden und gezwungen, für ihn drei Ziele zu liquidieren. Fantastisch, dass ein Mann, der keine seelischen Bindungen eingeht, um in seinem Job Profi bleiben zu können (und deswegen auch ohne eine Wimper zucken zu lassen, den Sohn seines Freundes töten konnte; den er wiederum ebenfalls auf dem Gewissen hat), sich in eine Frau verliebt, von der er bereits weiß, dass sie nur bei ihm ist, um zu besagtem Druckmittel zu werden.

Hier nimmt sich "The Mechanic 2" auch die meiste Zeit und begeht damit bereits seinen größten Fehler. Die Figur des Bishop verwässert durch ihre Entscheidungen und der Aufbau einer Beziehung zu Gina (Jessica Alba) ist nichtssagend, zieht sich beinahe endlos in die Länge und wirft mehr Fragen auf, als das welche beantwortet werden. Aus wichtigen Bausteinen eines tiefschürfenden Thrillers werden so Wendungen ohne Daseinsberechtigung. Die Zeit hätte man lieber darauf verwenden sollen, eine glaubhafte Geschichte zu erzählen.

Jason Statham Knochenbrecher

Aber Pustekuchen. Es müssen wieder ordentlich Knochen gebrochen werden und der gute Statham ist der beste Mann dafür. Also verwandelt man seinen Charakter in eine Kopie ehemaliger Figuren des charmanten Actionhelden und lässt ihn im Dauertakt seine eigenen Regeln vergessen, Leuten ins Gesicht schießen und Unfälle gekonnt wie Morde aussehen. Wie irgendwer seine Opfer finden und wirklich glauben kann, da war niemand dran beteiligt, ist mir unbegreiflich.

Klar. Der Typ hat ne Überdosis genommen und sich dann selbst so platziert, dass er für andere wie ein betender Mann aussieht. Mit Halterungen und allem drum und dran. Man hat ja bei einem Selbstmord sonst nicht viel zu tun. Aber er war ein böser Mann, also hat er es wohl auch verdient. Nicht so böse Menschen kommen später mit dem Leben davon. Auch hierfür gibt es kaum eine Erklärung die Sinn macht, braucht er besagte Figur nämlich für seinen Plan überhaupt nicht. Aber der Mann ist irgendwie nett, also lassen wir ihn am Leben. Regisseur Michael Winner ("Kalter Hauch") rotiert im Grab.

In dieser Fortsetzung ist alles anders

Es folgen weitere Löcher in der Glaubwürdigkeit, sinnentleerte Entscheidungen der Hauptfigur und noch beklopptere auf der Seite des Antagonisten. Warum auch immer eine Geschichte wie "Kalter Hauch" einen Antagonisten braucht. Hat sie mit Bishop doch eigentlich schon mehr als genug davon. Aber wie gesagt. In dieser Fortsetzung ist alles anders. Da werden Psychopathen zu Helden und Soziopathen zu fürsorglichen Mitmenschen. Wer die Buchvorlage kennt wird sich mittlerweile sowieso fragen, seit wann Bishop auf Frauen steht ...

Dafür bekommen die Zuschauer ein paar ordentliche Portionen Prügeleien, Schießereien und Explosionen. Abseits des Kennenlernens seiner neuen Herzensdame zieht sich jetzt auch nichts mehr wie Teer an einem heißen Sommertag. Szene folgt auf Szene und rasante Action jagt der nächsten hinterher. Wie Bishop seine Aufträge erledigt rückt in den Hintergrund. Teilweise wird nicht mal mehr erklärt, was er eigentlich genau getan hat. Er hat es geschafft, sehen wir doch, also höre ich mal lieber auf so doof zu fragen.

Andere Figuren tauchen auf und verschwinden ohne ersichtlichen Grund wieder und am Ende passiert quasi genau das Gleiche wie in Teil 1. Im Großen und Ganzen war es das auch schon. Schaut man den Film ohne Vorkenntnisse und ignoriert seine Vorlage, kann man der Handlung entsprechend einfach folgen und ärgert sich nur wenig. Es ist belangloses aber durchaus unterhaltsames Popcornkino auf Statham-Niveau. Nicht, dass der sympathische Brite ein schlechter Schauspieler wäre — ganz im Gegenteil — aber seine Rollen beschränken ihn ungemein.

Was wir bekommen ist also der immer gleiche Blick, mit der immer gleichen Miene und den immer gleichen Arschtritten. Das ist okay, wenn man das erwartet. Aber es ist schon ein wenig paradox, dass der Vorgänger in Europa wie ein Actionbrett beworben wurde und sich als Thriller herausstellte und man von seinem Nachfolger nun entsprechend einen Thriller erwartet und dafür die volle Ladung Haudrauf erhält. Verdrehte Welt.

Fazit

"The Mechanic 2 — Resurrection" ist weder ein besonders guter oder auch schlechter Film. Aber vor allem ist er keine Fortsetzung zu "Kalter Hauch" oder "The Mechanic". Die Figur des Arthur Bishop legt in Sachen Persönlichkeit eine 180-Grad-Wendung hin und der Film bleibt uns eine schlüssige Erklärung dafür schuldig. Nach einer kleinen Ewigkeit auf einer fast einsamen Insel entfernt man sich komplett von dem "Thriller" in Action-Thriller und betont stattdessen lieber die "Action".

Das wäre auch weiter gar nicht schlimm, wenn der Film entweder für sich selbst stehen könnte oder wenigstens einen anderen Titel tragen würde. Oder, um die Messlatte noch etwas nach unten zu reichen, nicht so viele fragwürdige Entscheidungen der verschiedenen Figuren in den Raum wirft. Popcornkino ist kein Problem. Und Bombast statt Tiefe ist auch zu verzeihen, wenn man gerade auf diese Art von Film Lust verspürt. In dieser Hinsicht macht "The Mechanic 2" auch gar keinen so schlechten Job. Aber wieso zur Hölle muss man die Figuren und Regeln des ersten Teils übernehmen, nur um sie dann verächtlich lachend auf den Müll zu werfen?

Nun, es ist wie es ist. "The Mechanic 2 — Resurrection" ist unterhaltsames Popcornkino — sofern man die erste halbe Stunde hinter sich gebracht hat. Hirn aus und gut ist. Erwartet einfach keine Fortsetzung und glaubt nicht, dass dieses Machwerk auch nur annähernd der Vorlage mir Charles Bronson gerecht werden kann. Das Genre stimmt hier nur geradeso überein und Figuren, Handlung und Aufbau schlagen komplett verschiedene Richtungen ein. Als etwas ruhigere Action für einen gemütlichen Abend zu empfehlen, aber als Thriller ein enttäuschender Reinfall. Für das, was der Film sein will eine glatte 2/5, für das was er ist, eine nett gemeinte 3.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 22.08.2016