Sausage Party - Es geht um die Wurst Filmkritik

  

Bei einem Animationsfilm für Erwachsene, für den Seth Rogen acht Jahre gebraucht hat, um ein Studio zu finden, das sich bereit erklärt dieses Werk überhaupt umzusetzen, sollte man eigentlich meinen, dass man ganz genau weiß, was einen zu erwarten hat. Überraschenderweise ist "Sausage Party" (Kinostart am 06.10.2016) jedoch weder abgrundtief schlecht, noch irre komisch. Der ganze Film wandert auf einem Grat der Mittelmäßigkeit. Und das liegt daran, dass er sich in drei einfache Parts aufteilen lässt, die sich gegenseitig mal hoch- und mal runterziehen.

Sausage-Party

Part 1 — Politisch inkorrekt

Die Stärke dieser Animationskomödie liegt in ihrem Verständnis für schwarzen Humor. Für die Macher kann diese Art von Komik nämlich niemals zu weit gehen, wohl aber schlecht sein. Inwiefern man sich an den zweiten Punkt gehalten hat, werde ich gleich noch berichten. Was die politischen Ansichten angeht, sei jedoch folgendes erwähnt: falsch liegen die Jungs und Mädels mit ihren Aussagen nicht.

Zwar hätte ich mir gewünscht, dass man weniger mit dem Holzhammer arbeitet, doch kann ich den Standpunkt nachvollziehen. In einem ewig währenden Krieg aus Parteien, die sich gegenseitig verbal an die Gurgel gehen, kann einem als Außenstehender schon mal die Hutschnur reißen. Und wenn keine Seite einem Gehör schenkt, dann bleibt manchmal halt nur noch die Faust aufs Auge. Und so bekommt hier jeder sein Fett weg. Ob lästernde Atheisten, verblendete Gläubige, zu schnell urteilende Weltverbesserer oder auch Dickschädel, die hassen, was sie nicht verstehen. Der Grundtenor sagt aus: sprecht miteinander und brüllt kein Halbwissen durch die Gegend. Denkt nach und zwar schleunigst.

So weit so gut. Wo jedoch eine Serie á la "South Park" oder auch "Family Guy" mittlerweile den Wert von Subtilität und Feingefühl gelernt haben, bewegen sich Seth Rogen and friends immer noch auf dem Niveau von pubertierenden Achtklässlern. Selbst mit einem gewissen Toleranzwert für solche Sprüche, ist es schwer, durchgehend dem Dauerfeuer an Sexwitzen und Beleidigungen standzuhalten. Hier wird dermaßen unter der Messstange für jeglichen Geschmack gearbeitet, dass selbst die witzigen Passagen schnell an Reiz verlieren und Abneigung hervorrufen.

Für alles gibt es ein Maß, doch hier wurde nicht mit einem Messbecher gearbeitet, sondern der ganze Pool gefüllt, bis er nichts mehr fassen konnte und die komplette Umgebung durchnässt wurde. Körperflüssigkeiten, fehlende Hygiene, Geschlechtsverkehr und Drogen. Das sind die vier Standpfeiler des eingeschlagenen Humors und sie sind so groß, dass vom Rest des Films wenig übrig bleibt. Selbst schwer als lustig zu bezeichnende Filme wie die Sorte, die Jason Friedberg und Aaron Seltzer gefühlt jährlich auf den Markt werfen, übertreiben nicht so schamlos. Ihre Pointen sind zwar auch deutlich schlechter, dafür wiederholt man hier den gleichen Witz nicht bis zur Unendlichkeit.

Part 2 — Der Horror

Ganz richtig war die Aussage der vier Säulen des Humors nicht. Denn wenn man es genau nimmt, bedient sich "Sausage Party" einem Stilmittel, das einen großen Anteil der Sparte Komik ausmacht. Und zwar die bittere Realität, dass gekaufte Lebensmittel nicht ins Paradies gelangen, sondern erbarmungslos von uns Menschen abgeschlachtet werden. In den wenigen Szenen, die sich dieser Thematik bedienen, kommt für jeden Fan des düsteren Spaßes Freude auf.

Viele Anspielungen auf Grusel- und Kriegsfilme und völlig neue Ideen (zumindest im Bereich der Animationsfilme) sorgen dafür, dass man dem Wurstfilm fast noch einmal seinen Pipikacka-Humor verzeihen möchte. Aus der Sicht der Supermarktbewohner ist die Welt da draußen ein Ort des Schreckens — nein, des blanken Horrors. Was für uns "Apocalypse Now", ist für das Würstchen "Sausage Party".

So krank es auch klingen mag, doch wenn das Gemüse zerfetzt, die Oreos auseinander gerissen und die schreienden Knacker in kochend heißes Wasser geworfen werden, zeigt sich deutlich die größte Stärke dieses Machwerks. Bitterböse und in diesem Fall ganz ohne den Versuch, ein und dieselbe Idee wieder und wieder zu verwerten. Wäre dieser Ansatz der Leitfaden für die Gags gewesen, dieser Film hätte eine weit bessere Bewertung verdient.

Part 3 — Pure Langeweile

Zuletzt sei das erwähnt, was den ganzen Film zusammenhält; das Grundgerüst quasi. Die Geschichte und wie sie abseits der Spermawitze und Kriegsszenarien dargestellt/erzählt wird, hat einen interessanten, jedoch auch altbekannten Ansatz. Die Reise eines Helden, eine zerbrechliche Liebe und tapfere Kumpanen, die im Kampf gegen das Unrecht zur Seite stehen. Man hätte hier eine Menge erreichen können, wäre man nicht so versessen darauf gewesen, einfach nur Lücken in der Story zu schließen, sondern den guten Ansatz (Mensch/Gott versus Würstchen/Opfer) weiter auszubauen.

Vielleicht sind ja auch die Ideen ausgegangen, wer weiß. Doch das Ergebnis bleibt so oder so das gleiche. Lahme Sprüche, die versuchen darüber hinweg zu täuschen, dass im Grunde absolut nichts passiert. Hier und dort kommt es zwar tatsächlich zu einem gelungenen Gag am Rande, doch sobald weder Sprüche noch Körperteile fliegen, bewegt sich "Sausage Party" einfach nur in einem langweiligen Graubereich. Weder sonderlich unterhaltsam, noch wirklich schlecht. Einfach nur … mäh.

Fazit

Diese Komödie hätte vielleicht die Chance gehabt, ein richtiger Animationsspaß für Erwachsene zu sein. Vielleicht sind den Machern die Ideen ausgegangen, vielleicht haben sie aber auch alles gegeben. So oder so ist ihr Produkt bestenfalls nett. Die politischen Ansätze — so verkehrt sie einem auch erscheinen mögen und so beleidigend sie für viele definitiv sind — und das Gemetzel der Lebensmittel sind zwar sehr unterhaltsam und teilweise auch mahnend — wie der lächelnd erhobene Zeigefinger. Aber sie stehen im starken Kontrast mit dem Rest dieses Werks und können schwerlich das ganze Produkt alleine tragen.

Da wären zum einen Sprüche, die besser zu Jugendlichen passen, die sich gerade ein Bier besorgt haben und beim Kumpel im Keller hocken. Und zum anderen gähnende Langeweile und Lustlosigkeit, wenn es darum geht, die Geschichte inhaltlich voran zu bringen. Dadurch ist der Film zwar nicht wirklich schlecht — vor allem, wenn man auf Witze über Geschlechtsorgane und Sex steht — aber auch nicht unbedingt gut, denn von Variation oder Feingefühl ist hier keine Spur. Jeder Gag, jeder Spruch und jede Schlüsselszene, sind das Pendant zum Vorschlaghammer, mit dem winzig kleine Nägel eingehauen werden.

So bleibt eine nette Abendunterhaltung, die manche wahrhaftig anekeln wird und anderen Tränen vor Lachen in die Augen treibt. Die breite Masse wird ihn sich jedoch nur einmal ansehen, für ganz okay befinden und wahrscheinlich nie wieder gucken.

Fazit: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 27.09.2016