Filmkritik "Fast & Furious 7"

  

Wenn eine Filmreihe den 7. Teil herausbringt, dann galt das bis vor kurzem als kein gutes Zeichen. Begeisterungen waren entsprechend weit unten eingestellt und so etwas wie Erwartungsdruck war bei den Machern auch wirklich schwer zu finden. Man erinnere sich nur voller Schrecken an „Freddy’s New Nightmare“ oder schlimmer noch, an „Police Academy 7 — Mission in Moskau“. Aber nun leben wir im 21. Jahrhundert. Der 7. Teil der „Star Wars“ Saga bahnt sich an und die ebenfalls von Disney produzierte Marvel-Franchise erreicht in knappen drei Wochen mit „Avengers 2 — Age Of Ultron“ sogar schon den 11. Teil. Warum dann also nicht auch kostenintensives Desctrution Derby mit extrem coolen Frauen, hautfarbig geschickt geschmischten Typen, drei Muskelpaketen, die sich so richtig auf die 12 hauen und ganz vorne weg ein Hauptdarsteller, der nicht einmal mehr unter den Lebenden weilte als der Dreh abgeschlossen wurde.

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Return Of The Living Dead

Wirklich lange ist es nicht her, da schleppte sich „Fast & Furious“ wenig schnell und alles andere als furios nach Japan. Wer sich „Tokyo Drift“ angetan hat, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf gehofft haben, all zu bald keinen weiteren Teil um hochbeschleunigte Straßenraser sehen zu müssen. Allerdings geschah mit diesem Teil etwas, das wirklich selten in Hollywood passiert: Genug Geldgeber erkannten Potential. Nicht nur in einer sterbenden Franchise, sondern auch noch im Regisseur des bei den meisten Zuschauern am schlechtesten aufgenommen Teil. Justin Lin saß danach direkt für Teil 5 und Teil 6 der „Fast & Furious“ Reihe und hat allem wieder hochverbleites Leben eingehaucht. In dem er genau das gemacht hat, was den Reiz des ersten Teils ausmachte, gepaart mit der wirklichen Stärke von „Tokyo Drift“. Es dreht sich bei „Fast & Furious“ eben nicht nur um schnelle Autos. Sondern dazu kommt jeden Menge Soap und eine Gespür für die vielen kleinen Räder im Getriebe, die einen Motor in Betrieb halten.

Justin Lin saß nun im aktuellen Teil „Fast & Furious 7“ nicht mehr im Regiestuhl. Diesen hatte er an James Wan (Saw I-III, Insidious I und II und The Conjuring I und II) abgetreten. Einem echten Fortsetzungsprofi also. Der Grund für diesen Wechsel war übrigens ein guter und berechtigter, der für das Format von Justin Lin spricht. Wäre „Fast & Furious 7“ tatsächlich so produziert worden, wie vor dem Tod von Paul Walker angedacht war, hätte Lin mit der Preproduktion von „Fast & Furious 7“ bereits beginnen müssen, während er noch mit der Postproduktion vom Vorgänger zugange war. Da Lin fürchtete dieses Doppelbelastung könnte sich negativ auf beidem Filme auswirken, lehnte er ab. Sein nun nächstes Engagement ist es nach Regiewechsel „Star Trek 3“ zu vollenden.

Und beinah wäre „Fast & Furious 7“ erst gar nicht beendet worden. Ironischerweise verstarb Paul Walker an den Folgen eines Verkehrsunfalls abseits des Sets in Mitten der Dreharbeiten. Die Produktion wurde auf Eis gelegt und konnte schlussendlich nur dank Peter Jacksons WETA Studios, 4 zusätzlich gecasteten Darstellern und Paul Walkers Brüder Cody und Caleb beendet werden. Auch wenn „Fast & Furious 7“ schlussendlich ein wenig der Drive der beiden Vorgänger fehlt, drückt der 7. Teil noch immer ordentlich aufs Gas. Für den Oscar in der Kategorie „Bester Film“, wie von Vin Diesel prophezeit, wird es dann aber dennoch nicht reichen.

Old Men In New Cars

Besonders in Sachen Paul Walker leistet „Fast & Furious 7“ beeindruckende Arbeit. Nur in wenigen Momenten ist zu erkennen, dass eben nicht Paul Walker Paul Walker ist, beziehungsweise mit vor seinem Tod abgedrehtem Material gearbeitet wurde. Dies resultiert dann in Actionsequenzen in schlecht beleuchteter Umgebung, der ein oder anderen merkwürdigen Kameraeinstellung und Rückblenden, mit denen andere Filme nicht so einfach davonrasen könnten. „Fast & Furious 7“ kommt damit durch. Und gibt seinem Helden einen wirklich herzzerreißenden Abschied.

Aber „Fast & Furious“ ist, zum Glück, ja nicht nur Paul Walker, sondern auch Vin Diesel und seit Teil 5 Dwayne „The Rock“ Johnson. Dieses muskelbepackte Gespann erfährt dann noch prügelerprobte Unterstützung durch Jason Statham. Wenn diese Kraftpakte aufeinanderprallen, dann gemahnt alles irgendwie an ein absurdes Paarungsritual. Zunächst rasseln Autos ineinander, dann springen riesige Kampfmaschinen aus den Reste, Zähne werden gefletscht und Stiernacken aufs gigantischste aufgebläht. Das darauf folgende Faustinferno lässt jede Schnitzelbude in Sachen Fleischplätten mehr als nur blass aussehen.

Handlungstechnisch geht es da weiter, wo der letzte Teil aufhörte. Auch wenn der Reihenfolge nach „Tokyo Drift“ zwischen Teil 6 und Teil 7 liegt, beginnt alles irgendwie mit dem Bösewicht aus Nummer 6, dem britischen Ex-Elitesoldaten und kriminellem Mastermind Owen Shaw (Luke Evans). Der nämlich hat den Sturz aus dem Flieger überlebt, wenn auch eher weniger als mehr. Von seinem noch gefährlicherem und älterem Bruder Deckard (Jason Statham) wird dieser zu Beginn des Films von seinem Leiden erlöst — der Einfachheit halber mit dem kompletten Krankenhaus. Bei „Fast & Furious 7“ sind eben nicht nur The Rocks Muskeln noch einmal eine Ecke größer. Und so ist auch nicht nur ein Finsterling hinter der Raserbande her, sondern direkt noch einer. Dieser heißt Jakande (Djimon Hounsou), kann zwar niemanden verhauen, hat dafür aber einen Hightech-Spielzeug zur Hand, das Prism in Sachen globaler Überwachung extrem alt aussehen lässt.

Fazit

Zwischen den explosiven Beginn, Rache und Rache für die Rache und was sonst noch so spektakulär vor die Wand gefahren werden kann liegen einige Filmminuten. 134 insgesamt. Bedingt durch diese Größe schwächelt „Fast & Furious 7“ im Vergleich zum Vorgänger ein wenig, wird aber sicherlich an den Kinokassen ähnlich erfolgreich abschneiden. Für den nächsten Teil wäre ist mit Sicherheit förderlich sich ein wenig auf die alten Werte um ausgefeilte Stuntsequenzen und absurde Autoverwertung nebst mobiler Kriegsführung zu besinnen. Alles in allem aber ist das Gejammer auf sehr hohem Niveau. Anschnallen, Gas geben, angucken.

Bewertung: 4 von 5 möglichen Sternen.****

Filmkritik von Julius, 01.04.2015

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