Filmkritik zu "Avengers — Age of Ultron"

  

Wenn sich die mächtigsten Helden der Welt vereinigen um globale Bösewichte in ihre Schranken zu weisen, dann fliegen die Fetzen und Spezialeffekteschmiede müssen Überstunden schieben. Disneys und Marvels „Avengers — Age of Ultron“ macht da keine Ausnahme. Aber ein Film braucht mehr als nur bombastische Knallbonbons, sondern eben auch Handlung und fesselnde Charktere. Auch wenn wir alle schon mit einer schier unausweichlichen Flut an Trailern zum neuen Teil der „Marvel Cinematic Universe“ Franchise überschüttet wurde und man den Eindruck haben könnte, den Film bereits gesehen zu haben, bevor er überhaupt lief, schickt sich das Team um Regisseur Josh Whedon und Produzent Kevin Feige an seine Zuschauerschaft trotzdem noch zu überraschen.

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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Aber mal ehrlich, was soll den jetzt noch kommen? Die Erde wurde erst vor wenigen Jahren von der Avengers Initiative vor einer Invasion durch Außerirdische gerettet. Größer kann es doch nicht werden. Muss es aber auch gar nicht. Wie schon in „The Return of the First Avenger“ haben die Macher einen deutlich kleineren Ansatz für ihre Geschichte gewählt. Zwar steht nach kurzer Zeit erneut das Schicksal der Welt auf dem Spiel und die Zerstörung des blauen Planeten, zumindest in der Form wie bisher bekannt, scheint sich unausweichlich abzuzeichnen, aber die Bedrohung ist dieses Mal eine, die deutlich verständlicher ist, als die durch blaue Halbgötter und ihre fliegenden Panzerschlangen. Denn dieses Mal ist Bedrohung in jeder Hinsicht hausgemacht. Um dies sinnvoll in der bisher gedrehten Filmreihe zu verankern, wird sich, sicher nicht zum letzten Mal, auf Tony Starks Angst um sein und aller Menschen Leben berufen. Mehr und mehr schält sich im Laufe des Films bei dem ehemaligen Playboy und Waffenentwickler nicht nur ein frankensteinscher Drang zur Kreation neuen und besseren Lebens heraus, sondern ein sehr zeitgenössischer und us-amerikanischer Gedanke. Schlussendlich braucht man einfach nur den größeren Stock um alle Angreifer abzuschrecken.

Natürlich ist Tony Stark immer noch einer der Guten und würde nicht auf die Idee kommen eine Massenvernichtungswaffe zu entwerfen, aber ein globales Sicherheitssystem zum Schutze des Planeten Erde ist schon drin. Seit den Ereignissen um Hydra und S.H.I.E.L.D. in „Return of the First Avenger“ weiß er aber, dass zum einen nicht alle Mitglieder der losen Heldentruppe — die sich noch mehr als in „Marvel's The Avengers“ zur einer Art dysfunktionaler Familie gemausert hat — den Gedanken an ein solches System gutheißen würden, zum anderen, dass sicher noch weniger Mitglieder die Idee gutheißen gerade dies mit einer Kombination aus Hydra-Technologie und Alien-Artefakten zu bewerkstelligen. Aber in Bruce Banner, der doktor-jekyllschen Seite des mr-hyde-haften Hulk, findet er zumindest einen nicht komplett abgeneigten Mitstreiter. Wen wundert's. Denn das aufbrausende Genie mit hohem Verschleiß an Kleidung und ungesunder Hautfarbe ist ähnlich kampfmüde wie Iron Man. Zwar ist er nicht durch ein Dimensionsportal geflogen und reibt dies unermüdlich seinen Mit-Avengern unter die Nase, aber die Gewissensbisse nach jeder Verletzung menschlichen Lebens durch seine aggressive Seite machen ihm deutlich zu schaffen. Nach einer rasanten und spektakulären Eröffnungssequenz wird aus diesem Drang dann die K.I. Ultron geboren. Und wie es sich für ein frankensteinsches Monster gehört, ist das Programm alles andere als gut auf seinen Erschaffer zu sprechen.

Avengers Ultron szene 3

Viel Lärm um nichts?

Zwischen Ultron und seiner Androidenhorde stehen dann mal wieder die mächtigsten Helden der Welt. Wer alles um das Marvel Cinematic Universe in den letzten Jahren verfolgt hat, dem ist klar, dass die Avengers eben nicht die Helden sind, die im versteckten operieren, sondern seit „Marvel's The Avengers“ offen auftreten. Sie sind eine Art unabhängige, globale Einsatztruppe geworden — mit dem derzeitigen Hauptziel Hydra, die Erben des Nazischergen Johann „Red Skull“ Schmidt, aus allen Winkeln der Welt zu vertreiben, dingfest zu machen (um sie der Gerichtsbarkeit der Nato auszuliefern) und um ihre Forschungsergebnisse sicher zu stellen. Dabei machen sie sich allerdings nicht nur Freunde, denn grade dem vorherigen Leben von Tony Stark sind etliche Unschuldige zum Opfer gefallen. Um Ultron zu zitieren: „Avengers create avengers“ - Rächer erschaffen Rächer. Diese Erfahrung müssen Tony Starks Sondereinsatzroboter, die „Iron Legion“ gleich zu Beginn des Films machen. In vielen Filmreihen würden diese und weitere Details zu Problemen im Verständnis führen, „Avengers — Age of Ultron“ springt damit allerdings sehr gemütlich um. Zwar gibt es immer wieder Begrifflichkeiten, die bisher nur in der TV Serien „Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D. fielen, aber diese und weitere Details werden in anschaulichen Bildern oder Nebensätzen kurzerhand installiert und deutlich gemacht.

Somit erreicht „Avengers — Age of Ultron“ deutlich mehr Handlungsebenen und erzählt eine wesentlich komplexere Geschichte als der Vorgänger. Dies alles natürlich untermalt mit einem dichten Feuerwerk an den derzeit besten und beeindruckendsten Spezialeffekten und dem üblichen Marvelhumor. Die Dichte an geklopften Sprüchen erreicht stellenweise beinah 70er und 80er Niveau, aber wer nicht auf die düstere Ernsthaftigkeit des DC Universums um Miesepeter wie Batman hofft, wird dahingehend die ein oder andere Träne der Belustigung verlieren.

Schauspielerisch entwickelt sich 141 Minuten „Avengers — Age of Ultron“ natürlich keine Oscar-Qualität. Aber alle machen ihren Job und haben sichtlich Spaß dabei. Ganz vorne weg natürlich Robert Downey Jr. Als Iron Man und James Spader als die Stimme von Ultron. Schwer vorstellbar für letzteren einen besseren Sprecher gewählt zu haben. Schön anzusehen ist auch die Chemie zwischen Scarlett Johansson als Black Widow und Mark Ruffalo als Bruce Banner / der Hulk. Ebenfalls sehr gut ist der, leider viel zu kurze Auftritt von Andy Serkis als Waffenschieber Ulysses Klaue. Allerdings dürfte es mit ihm ein baldiges Wiedersehen geben, so Marvel und Disney nicht von ihrem Produktionsplan abweichen. Einzig Aaron Tyler-Johnson und Elisabeth Olson als Quicksilver und Scarlet Witch kommen recht farblos rüber, was leider nicht nur ihrer fahlen Hautfarbe auf Grund von zu langem Bunkerdasein zuzuschreiben ist.

Avengers Ultron szene 8

Fazit

Alles in allem ist „Avengers — Age of Ultron“ ein rund um extrem gelungener Film. Zwar finden sich ein paar Kritikpunkte, aber diese wischt das neuste Abenteuer der Avengers nicht nur mit Lautstärke und Explosionen, sondern auch mit ein paar leiseren Momenten weg. Obendrein eignet er sich nicht nur für Fans der Franchise, sondern auch für Quereinsteiger. Für echte Hardcorefans, die glauben schon alles vorhersehen zu können und jede Szene bereits in den Trailer abgegrast zu haben, findet sich noch immer genug um sich mitreißen zu lassen. Von den üblichen Eastereggs ganz zu schweigen. Einzig bis zum Ende des Abspanns muss keiner warten. „Avengers — Age of Ultron“ hat nur eine Bonusszene kurz nach den Hauptcredits.

Bewertung: 5 von 5 Sternen!! *****

Filkritik von Julius, 21.04.2015

Mehr Infos zum neuen Avengers-Abenteuer

Weitere Informationen, coole Poster, Bilder aus dem Film und den Trailer findet ihr hier. Avengers - Age of Ultron ist offiziell ab Donnerstag (23.04.2015) im Kino zu sehen. Previews gibt es in vielen Kinos schon morgen! Wir wünschen euch viel Spaß!!! (RB)