Filmkritik zu "Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere"

  

Als Peter Jackson vor 2 Jahren einen Hobbit und seine bärtigen Begleiter auf eine Reise durch 3 Filme und quer durch Mittelerde schickte, waren seine Kritiker direkt auf Lauerstellung wie die Elfen des Düsterwaldes. 3 Filme aus einem Buch mit dem Umfang eines Bruchteils der Herrn der Ringe herauszuschlagen wirkte einfach wie „Butter auf zu viel Brot verstrichen“. Nun aber ist es da, das große Finale: Der Hobbit — die Schlacht der fünf Heere.

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Vorgezogener Abtritt

Wenn zu Beginn von „Der Hobbit — Die Schlacht der fünf Heere“, noch bevor der Filmtitel wirklich eingeblendet ist, die erste Schlacht geschlagen ist, dann kommt wohl kein Zuschauer umhin sich etwas traurig zu fühlen. Das Ergebnis dieser ersten Konfrontation dürfte natürlich niemanden überraschen und ist der literarischen Vorlage geschuldet, beraubt aber den letzten Teil der Hobbit-Trilogie um seinen liebevoll installierten Hauptschurken. Smaug (Benedict Cumberbatch), der goldgierige und bösartige Drache, ist sicherlich für die Filme rund um den Hobbit (Martin Freeman) das, was Saruman (Christopher Lee) für den Herrn der Ringe war: ein Schauspieler von Format, der dem Bösen einen charismatischen Charakter verleiht. Was bei J. R. R. Tolkiens Hauptwerk sicherlich auch der Schreibe des Urvaters moderner Phantastik zu verdanken ist, darf im Falle von „Der Hobbit“ in höchstem Maße Peter Jackson, seinem Team und nicht zuletzt der Stimme von Benedict Cumberbatch zu geschrieben werden. Umso trauriger ist es, wenn der eben noch goldgespränkelte und auf pyromanische Drache seinem gerechten Schicksal etwas früh zum Opfer fällt. Aber, zukünftige Zuschauer können beruhigt sein, dieses vorgezogene Finale ist einer der wenigen Wermutstropfen in „Der Hobbit — Die Schlacht der fünf Heere“.

Auch im Alter keine Spur von Kampfmüdigkeit

Sicherlich war der Großmeister der phantastischen Literatur ein wahren Genie wenn es um die epische Ausbreitung recht simpler Geschichten ging und hat es, wie kaum ein anderer geschafft einen Kosmos zu kreieren, der nur so von kleinen, aber liebevollen Details strotzt, in seinem Erstlingswerk „Der Hobbit“ allerdings scheint er nicht so recht Dramatik aufkommen lassen zu wollen. In Anbetracht, dass er „Der Hobbit“ für seine Kinder schrieb nicht unbedingt verwunderlich. Auch die für den letzten Teil der Verfilmung titeltragende Schlacht wird in der Romanvorlage recht kurz abgehandelt. Peter Jackson hingegen, fast ein wenig wie zum Spott seiner Kritiker, schlägt aus diesen wenigen Sätzen Kapital, das die Schlacht auf den Penelorfeldern aus „Die Rückkehr des Königs“ harmlos erscheinen lässt.

Während die abschließende Schlacht im letzten Teil von „Der Herr der Ringe“ ein nobler und von gerechten Motiven geleiteter Schlagabtausch war, in dem Gut gegen Böse in einem Verzweiflungsakt zu Felde zog, der von den hohen Türmen Minas Tirith herab beobachtet wurde, geht es bei der Schlacht der fünf Heere deutlich weniger gesittet vor.

Der Zuschauer selber wird mitten in das Geschehen gezogen, jedes Detail, jeder Schlag und jeder Stoß sind förmlich spürbar. Den ersten Eindruck auf die Perfektion seines schlachtenden Handwerks hat Peter Jackson schon in den Rückblenden um Thorins Spitznamen „Eichenschild“ gezeigt, aber hier setzt er dem noch ein deutliche Krone auf. Wenn dieses epische Hauen und Stechen dann nach heldenhaften Auftritten durch den elchreitenden Elfenkönig Thranduil (Lee Pace) und Zwergenveteran Dáin (Billy Connolly) nebst Kampfschwein nur noch durch das Eingreifen von Thorin Eichenschild (Richard Armitage) persönlich getoppt wird, zeigt Peter Jackson, das er seit den Tagen von „Bad Taste“ und „Braindead“ einen weiten Weg gegangen ist.

Die helle und die dunkle Seite

Apropos Thorin. Auch wenn sich die Geschichte des Hobbits ja eigentlich um eben jenen Hobbit drehen sollte, so ist „Der Hobbit — Die Schlacht der fünf Heere“ in großen Teilen ein Film um den ambitionierten Zwergenanführer. Er stellt in vielen Sequenzen sowohl Held als auch Schurke dar und weiß die Anforderungen an seine Rolle gekonnt umzusetzen. Wäre sein Charakter nur in den beiden vorherigen Teilen etwas liebenswerter gewesen, so wären die Momente, in den Thorin dem Fluch des Drachens mit Wahnsinn verfällt, seine grimmigen und knorrigen Antworten auf Bards (Luke Evans) diplomatische Verhandlungen und schließlich seine halluzinierenden Vorsehungen auf einem Boden aus poliertem Gold umso tragischer. Nichts desto trotz sind sie mit absolutem Geschick meisterlich in Szene gesetzt und durch Richard Armitages Schauspiel hervorragend dargestellt.

Aber auch der namensgebende Hobbit kommt natürlich nicht zu kurz. Im Falle von Martin Freeman in seiner Rolle als Bilbo Beutlin (Bild unten) sieht man deutlich, was eine lange Zusammenarbeit über drei Filme ausmachen kann. Inzwischen ist Martin Freeman seine Rolle als unfreiwilliger Meisterdieb so vertraut und auf ihn zugeschnitten, dass sie sitzt wie eine zweite Haut. Freeman füllt seinen Charakter mit mehr als nur der nötigen Wärme und Ehrlichkeit aus und weiß damit wunderbar das noch immer auftretende Erstaunen über seine Umwelt deutlich zu bereichern. Sein Spiel steht in deutlichem Kontrast zu dem von Richard Armitage und im Falle von Bilbo tut es in der Seele weh, wenn ihn ihm und seinem Charakter die ersten Risse auftreten und sich der Ring beginnt bemerkbar zu machen. Diese Vorausschau auf die sich anschließenden Ereignisse im „Der Herr der Ringe“ gehören zu den stärksten Momenten in Film.

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Opfer auf dem Schneidetisch

Auch wenn „Der Hobbit — Die Schlacht der fünf Heere“ mit einer Länge von etwas unter 2,5 Stunden vermeintlich viel Platz bietet, ist Peter Jackson alles andere als generös im Schnitt vorgegangen. Alles, was nicht direkt mit der Haupthandlung zu tun hat, wurde entweder komplett gestrichen oder radikal gekürzt. Davon profitiert auf der einen Seite die Geschwindigkeit der Erzählung, aber nimmt dem Film auf der anderen Seite auch interessante Momente. So fällt der bereits im Trailer mehrfach angedeutete Kampf zwischen einem angenehm agilen Zauberer Saruman (Christopher Lee), dem Elfenkönig Elrond (Hugo Weaving) und dem Schatten von Dol Guldur atemberaubend-spektakulär aber viel zu kurz aus. Andere Stränge, wie die Verfolgung des flüchtenden Orks Bolg (John Tui) durch Legolas (Olrando Bloom) während Smaugs Angriff fallen sogar komplett aus. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass sich diese Sequenzen im der 30 Minuten längeren Extended Cut wiederfinden werden.

Fazit

Peter Jackson liefert mit „Der Hobbit — die Schlacht der fünf Heere“ ein amtliches Finale ab. Nicht nur für „Der Hobbit“ als Gesamtwerk, sondern irgendwie auch für seine vorherigen Ausflüge nach Mittelerde. Er hat es erfolgreich geschafft seinen Hobbit schlussendlich als würdigen Nachfolger für seinen Herrn der Ringe zu präsentieren, auch wenn es in den Augen des Publikums „Der Hobbit“ noch immer schwer haben dürfte, in vollem Maße „Der Herr der Ringe zu übertreffen“. Absolut sehenswert.

Bewertung: 4 von möglichen 5 Sternen. ****

Filmkritik von Julius, 10.12.2014

Mehr Informationen zum Hobbit-Finale

Neben unserer Filmkritik und den vielen Hobbit-News der letzten Monate, findet Ihr zum großen Hobbit Finale bei KINOFANS.COM auch einen umfangreichen Eintrag in die Filmdatenbank (mit vielen Bildern aus dem Film, Postern, Trailern u.v.m.) sowie einen Bericht von der Weltpremiere von "Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere". Dort warten viele Bilder vom Roten Teppich auf euch.