Filmkritik zu Hotel Transsilvanien 2

  

Ein guter Grund einen Film zu drehen ist es eine Geschichte erzählen zu wollen. Ein schlechter Grund ist es einfach nur an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen zu wollen weil dieser bereits knappe 360 Millionen Dollar aus den weltweiten Kinobesuchern gesaugt hat. „Hotel Transsilvanien 2“ ist leider ein Film aus letzterer Kategorie.

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Schaurige Gemeinschaftsarbeit

Besonders wenn sich Filme an Kinder wenden — und das tut „Hotel Transsilvanien 2“ trotz des monströsen Inhalts — dann sollten sie die Vorstellungskraft anregen und die Phantasie beflügeln. Bis auf die „Toy Story“ Franchise aber zielen Sequels hier scheinbar nur auf den Verkauf von noch mehr Merchandise ab. Anders lassen sich Filme wie „Cars 2“ nur sehr schwer erklären. Wenn sich dann Adam Sandler und Robert Smigel zusammentun um „Hotel Transsilvanien 2“ zu schreiben, dann muss niemand sich als Feigling outen um angstvoll zu fragen: Was mag es gruseliges zu sehen geben? Denn besonders Sandlers Stil tritt doch recht merklich zu Tage (oder wäre „zur Nacht“ passender?).

Nun, nach den Ereignissen des ersten Teils heiratet Draculas Tochter Mavis (Selena Gomez / Palina Rojinski) ihren sterblichen Lover Johnny (Andy Samberg / Andreas Bourani) und das Hotel Transsilvanien 2 öffnet zum ersten Mal auch für sterbliche Gäste seine Schreckenspforten. Aus der Ehe ist mit dem kleinen Dennis (oder Denisovich wie ihn Opa Dracula nennt) auch bereits ein rotgelockter Nachwuchs erwachsen. Dracula (Adam Sandler / Rick Kavanian) hofft natürlich inständig auf einen Erben in Sachen Vampirismus, aber der kleine scheint ein echter Spätzahner zu sein. Da bis zum fünften Geburtstag noch immer keine Fangzähne gewachsen sind, nutzt Dracula die Reise der Eltern zum menschlichen Teil der Familie aus um den Sprössling auf einen Roadtrip zu entführen. Als Anheizer für den blutleeren Plot sind im Gepäck: Sein bester Kumpel Frank (Kevin James / Hans-Eckart Eckhardt), der unsichtbare Mann Griffin (David Spade / Tobias Kluckert), der Werwolf Wayne (Steve Buscemi / Tobias Lelle) und die Mumie Murray (Keegan-Michael Key / Daniel Zillmann). Das Ziel: Ein Camp für Jungvampire.

Klischees und Schleimmonster

In wessen Ohren dies ausgelutscht klingt, dem und der sei versichert, es kommt noch viel schrecklicher rüber als es den Anschein hat. Regisseur Genndy Tartakovsky setzt noch mehr als im ersten Teil auf endlose Wiederholung von manischen Slap-Stick Nummern. Selbst Kinder dürften dem auf die Dauer wenig abgewinnen können und eher gefallen an dem Schleimklumpen Blobby finden. Der kann nämlich alles möglich einfach aufsaugen und in mehrere Richtungen zeitgleich urinieren.

Natürlich gibt es, neben den zu erwartenden Klischees und zig Dracula-Referenzen auch ein paar gute Haare in der Gruselsuppe. Zum einen ist die Draculas menschenhassender Vater Vlad (Mel Brooks / Dieter Hallervorden). Dieser kommt jedoch leider viel zu spät um den Film wirklich aufzuwerten. Obendrein wird unter anderem durch ihn die Message des Films ein wenig in Frage gestellt. Denn diese lautet eben „Es ist egal ob du Monster oder Mensch bist“. Wobei mit dieser Gleichmachung von Papa Dracula ist es eh nicht soweit her, denn selbst Johnny ist von seinen menschlichen Eltern gelangweilt und hängt viel lieber mit Schauergestalten ab.

Emotionale und physikalische Achterbahnfahrt

Deren Wagemut scheint auch ein wenig auf den tiefenentspannten Johnny abgefärbt zu haben. Im Verlauf von „Hotel Transsilvanien 2“ ist er es, der die vielleicht größte, auf jeden Fall aber abgedrehteste Heldentat vollbringt, wenn er sich so todesmutig wie planlos die Halfpipe hinunterstürzt. Das suizidale Manöver ist neben eines Sprung seines Sohnes Dennis aus schwindelerregender Höhe gefolgt durch Opa Draculas Rettungsaktion in Form eines Sturzfluges ein visueller Höhepunkt des Films. Dank der 3D Technik kommt an dieser Stelle echtes Achterbahnfeeling auf. In den Action-Sequenzen kann sich der frenetisch-exzentrische Stil von Regisseur Tartakovsky auch tatsächlich positiv einbringen. Zum heimlichen Star wird dabei jenes elastisch-transparente grüne Glibber-Geschöpf Blobby, das es besonders den kleinsten Kinobesuchern antun dürfte. Gemeinsam mit der Freude an kleinen skurrilen Einzelheiten, ein paar gelungenen Anspielungen auf den Kanon der Kino-Monster, die von den 30er-Jahre-Universal-Klassikern über Mel Brooks‘ „Frankenstein Junior“ bis zu Gary Oldmans Look als „Bram Stoker’s Dracula“ reichen und dem vergnügten Miteinander all der wunderlichen Wesen rettet sich „Hotel Transsilvanien 2“ eben so über seine fast 90 Minuten Laufzeit hinweg.

Fazit

„Hotel Transsilvanien 2“ hat so ziemlich alle Eigenschaften eines zweiten Teils. Leider auch eine ganze Menge schlechte. Er will größer sein, wie schon „Faust 2“ geht es raus in die weite Welt. Er will witziger sein, aber dies genau im selben Stil wie der Vorgänger. Leider bleibt so der Witz im Grab und trotz ein paar humoristischer Highlights wird dem Film grausam ein Pflock durch das erzählerische Herz getrieben. Die deutschen Sprecher passen ganz gut, allerdings ist es zu erwarten, dass die Stimmen in der Originalversion etwas besser zu den für sie erschaffenen Charakteren passen dürften.

Bewertung: 2 von 5 Sternen.**

Filmkritik von Julius, 15.10.2015