Filmkritik zu London Has Fallen

  

Olympus Has Fallen“, der Vorgänger von „London Has Fallen“ ist diese Art von Film in der sich pornografischer Gewalt, gepaart mit Patriotismus und der Vernichtung eines staatstragenden Symbols kombinieren, die den größten Teil des us-amerikanischen Marktes aus den Sesseln fahren lassen. Im entmilitarisierten Mitteleuropa sorgte Gerald Butlers „Stirb Langsam“ Vehikel für weniger Furore, hatte aber dennoch Erfolg. Sicherlich auch deswegen, weil „Olympus Has Fallen“, im Vergleich zum deutlich flapsigeren, erschreckend ähnlichen „White House Down“, eben eine tiefe grimmige Note anstimmt. Vorm weißen Haus stapeln sich die dahingemähten Touristen und Ordnungshüter, koreanische Terroristen verprügeln Frauen und Gerald Butler schießt und prügelt sich den Weg frei zu einem Präsidenten, der aus ganz anderen Gründen ihn eigentlich nicht mehr sehen möchte. All die bekommt nun einen absolut unnötigen Nachfolger.

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„Fish, chips, cup o' tea, bad food, worse weather, Mary fuckin' Poppins. London!“

Zu Beginn von „London Has Fallen“ sinniert Mike Banning (Gerard Butler), bester und persönlichster Leibwächter von Präsident Benjamin Asher (Aaron Eckhart) noch über den Ruhestand und ein wenig untödliche Zeit mit seiner Frau (Radha Mitchell). Immerhin ist Nachwuchs unterwegs. Doch dann ruft die Pflicht. Der Premierminister von Großbritannien ist plötzlich nicht nur von seinem Posten, sondern auch von seinem irdischen Leben abgetreten. Zur Beerdigung werden alle wichtigen Staatsoberhäupter der sogenannten freien Welt im regnerischen London erwartet. Doch in London lauern statt Trauer nur noch weitere Todesfälle in Form einer koordinierten Anschlagsserie, durchgeführt mit Bomben, Raketen und hunderten falscher Polizisten. Auf den Straßen des alten Herzens der Welt stapeln sich nun, wie einst in Washington die Leichen und Londons ikonische Touristenattraktionen verzeichnen architektonische Verluste. Die Staatsoberhäupter von Frankreich, Italien, Kanada und Japan erwischt es ebenfalls auf grausame Art und Weise. Bannings Entscheidung Ashers Ankunft nach vorne zu verlegen ist eventuell der einzige Grund, warum die beiden überhaupt die ersten Minuten überstehen, denn Marine One wird zwar beschossen und zum Absturz gebracht, ist aber das einzige Gefährt in „London Has Fallen“, welches nicht direkt in einem Feuerball aufgeht. Timing ist halt doch alles.

Dahinter steckt ein Terrorist aus dem Mittleren Osten. Aamir Barkawi (Alon Aboutboul) kann in seinem polizeilichen Führungszeugnis anführen „mehr Menschen als die Pest“ auf dem Gewissen zu haben. Zumindest behauptet das Vize-Präsident Trumbull (Morgan Freeman). Und wenn Freeman das sagt, dann wird das schon stimmen. Dennoch muss er nicht so richtig-übel-krass-schlimm sein, denn es hat nur für Platz 6 der Most-Wanted-Liste gereicht. Um alles noch ein wenig persönlicher zu machen hat Asher schon versucht ihn vor Jahren mit einem Drohnenangriff zu erledigen, dabei aber die Hochzeit von Barkawis Tochter getroffen. Nun treibt ihn die Rache an (vorher war es nur normaler Terror) und in Plan A hätte diese auch direkt zu Beginn von „London Has Fallen“ Erfolg gehabt. Aber da Timing eben alles ist führt schlechtes Timing zu Plan B. Dieser besteht in Form einer Online-Exekution des Präsidenten (ist normalerweise Plan A, aber die Zeiten ändern sich).

Während Trumbull und der Beraterstab noch über einen Weg zur Rettung ihres Präsidenten sinnieren, versucht Banning eben jenen mal wieder aus der Gefahrenzone zu schaffen. Dabei unterstützt ihn die couragierte MI-6 Agentin Jacquelin Marshall (Charlotte Riley), die eigentlich die Petze im britischen Apparat finden will, die die ganze dumme Geschichte überhaupt erst möglich gemacht hat. Dabei steckt der Fehler ganz offensichtlich im System, denn scheinbar ist in „London Has Fallen“ jeder Regierungsmitarbeiter, Polizist und Geheimdienstler entweder ein ahnungsloser Idiot oder ein mieser Verräter.

London Has Fallen — wo Sinn und Verstand zu den ersten Toten zählen

Wo „Olympus Has Fallen“ sicherlich alles andere als arm an Fehlern ist, so hatte der erste Teil zumindest ein Ziel. Das Weiße Haus sollte während eines Angriffs gezeigt werden und dies alles wollte in einem möglichst gewalttätigem Kontext zelebriert werden. „London Has Fallen“ fühlt sich nun aber so einfallsreich an, wie jeder andere billige „Stirb Langsam“ Abklatsch. Weite Teile machen den Eindruck, als hätten die Produzenten Scripts für generische Actionstreifen aus den Schubladen gekramt und in einen Mixer geworfen um aus dem Papier und Druckerschwärze Smoothie, der bei diesem Experiment herauskommen wollte, ein möglichst aufwandsarmes Sequel zu stricken. Zumindest wäre dies eine Erklärung dafür, warum sich so viele Darsteller aus dem ersten Teil haben in „London Has Fallen“ locken lassen ohne dabei auch nur das Geringste auf der Leinwand zu tun zu haben. Obendrein lässt „London Has Fallen“ nach der Eröffnung das bekannte London (steht ja auch kaum noch was von) und entspinnt sich auf anonymen Straßen und charakterloser Gebäuden, die nur sehr schlecht verheimlichen, dass sie eigentlich in Bulgarien stehen.

Die wenigen Elemente, die sich von „Olympus Has Fallen“ zu „London Has Fallen“ herüber gerettet haben, sind die eher abscheulichen, effektheischerischen. Gewalt versucht sich unentwegt selbst zu übertreffen. Zwar wird das Zusammenschlagen der Secretary of Defense aus Teil Eins nicht getoppt, aber die unübersehbare Menge an Erschossenen, Erstochenen, Zersprengten ist einfach recht schnell ermüdend und nervt. Besonders in Anbetracht der nicht lange zurückliegenden Attentate in Paris. Irgendwie will „London Has Fallen“ zwar gewalttätiges Ableben nach der Eröffnung mit einer immer witzigen, cartoonhaften Note versehen, liegt dabei aber mit viel Talent konstant daneben.

Fazit

„London Has Fallen“ verzeichnet seinen einzigen, wirklichen Volltreffer darin, dass der Film anschaulich unterstreicht, dass Gerard Butler in noch schlechteren Filmen als „Gods of Egypt“ auftreten kann. Dies ist zwar weder für ihn, noch für uns Zuschauer schön, aber immerhin ein Statement. „London Has Fallen“ bietet darüber hinaus keinerlei Substanz, bereichert weder Genre noch Irgendwas, wird aber mit Sicherheit tragbar Kohle in die Studiokassen schaufeln. Was im Anbetracht des Umstandes, dass „London Has Fallen“ noch weit unter Til Shweigers „Off Duty“ und nur kurz über dem Remake von „Point Break“ liegt ein trauriger Umstand ist. Dann lieber noch einmal „Olympus Has Fallen“ gucken.

Bewertung: 1 von 5 Sternen.*

Filmkritik von Julius, 04.03.2016