Filmkritik zu Mission: Impossible - Rogue Nation

  

Von Tom Cruise mag man halten, was man möchte. Ihm lässt sich aber in keinster Weise Einsatzfreude und der Willen eigene Grenzen zu überschreiten absprechen. Er ist lässt sich in keinster Weise darum bitten, sich für unsere Unterhaltung an ein startenden Flugzeug ketten zu lassen — er macht es einfach. Das reicht nicht? Wie wäre es mit einer atemberaubenden Runde in höchster Geschwindigkeit auf einem Motorrad über die kurvenreiche Strecke einer marokkanischen Landstraße? Lange Minuten unter Wasser ohne Sauerstoffgerät? Der Mann versucht sich stets von Neuem zu übertreffen und sein jüngstes Abenteuer „Mission: Impossible - Rogue Nation“ bildet da keine Ausnahme.

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Mission: Impossible - Rogue Nation startet am 06. August überall in den deutschen Kinos. Trailer, Bilder und noch viel mehr gibt es hier.

Alte Pferde, neuer Film

Ethan Hunt ist zurück und dieses Mal geht es gegen das Syndikat, einer Bande von entehrten Superagenten, angeführt von Solomon Lane (Sean Harris), die sich ganz einer neuen Weltordnung verschrieben haben. Ihr Lösung: so viel Chaos wie möglich anrichten und den Weg mit hochrangigen Leichen pflastern. Eigentlich der perfekte Auftrag für Ethan Hunts IMF Team, doch der CIA sieht das ganz anders und hat der ultrageheimen Konkurrenzbehörde den Stecker gezogen. Ethan Hunt lässt sich natürlich von nichts und niemanden abhalten, wenn es um die Rettung der Welt geht und macht sich mit Hilfe alter (und neuer) Mitstreiter frisch ans Werk. Frisch trifft es in Sachen Cruise erstaunlich gut. Für jemanden, der seit nun bald 20 Jahren IMFs bestes Pferd im Stall verkörpert wirkt in keinem Augenblick zu alt für den Job. Schon manchem Bonddarsteller (besonders Roger Moore in seinen letzten Auftritten) wurde nachgesagt, er sei einfach nicht mehr fit für seine Aufgabe, doch Cruise wirkt vitaler denn je. Fast könnte man meinen, er würde sich heimlich Nachts am Blut von jungen Actiondarstellern laben, nur um weiterhin irre Stunts abliefern zu können.

Cruise/Hunt geht natürlich nicht alleine auf die Jagd. An seiner Seite sind Luther (Ving Rhames, dieses Mal wieder im Vollzeitauftritt), Brandt (Jeremy Renner), Technikzauberer Benji (Simon Pegg), Verstärkung gibt es durch Ilsa (Rebecca Ferguson).

Die gute alte Zeit

Inhaltlich versucht „Mission: Impossible - Rogue Nation“ nichts Neues. Die Handlung ist gespickt voller Anleihen an bisherige Abenteuer und behält sich den augenzwinkernden, leichten Stil von „Mission: Impossible - Ghost Protocol“ bei. In gewisser Weise lässt sich sagen, dass die „Mission: Impossible“ Franchise inzwischen mehr Bond ist als die neuen Bondfilme. Zumindest wenn man die klassischen Bondfilme aus den 60er und 70er Jahren betrachtet. Damit will in keinster Weise Daniel Craigs Bond (für den es angenehmer Weise schon ein paar Tage früher als geplant im Kino weitergeht) kritisiert werden, nur fehlt ihm einfach in vielen Momenten der Witz. Im neuen „Mission: Impossible“ finden sich schon in den ersten 30 Minuten mehr Lacher als in allen von Craigs Bondfilmen zusammen. Viel davon geht auf das Konto des schönen Zusammenspiels von Cruise als Ethan Hunt und Alec Baldwin als CIA Chef Hunley. Aber auch das verlässliche Talent von Simon Pegg darf seit dem dritten Teil der Reihe nicht vergessen werden. Sein Benji ist inzwischen zur Chloe (24) der Reihe geworden. Erst war es schwer sich M:I-Filme mit ihm, inzwischen ist es unmöglich sich diese ohne ihn vorzustellen.

Gas geben und sinnvoll auf die Bremse treten

Die Regie hat im neuen Teil Christopher McQuarrie übernommen. Der hat mit Cruise schon „Jack Reacher“ und „Edge of Tomorrow“ inszeniert. Im Gegensatz von Brian de Palma (Teil 1), John Woo (Teil 2), J. J. Abrams (Teil 3) und Brad Bird (Teil 4) versucht er es anders und bleibt seinen Leisten treu. Auch wenn die Handlung rund um den Globus rast und kaum Zeit zum Luftholen bietet, bleibt McQuarrie weitestgehend mit den Füßen auf dem Boden und dreht sogar im Finale die Größe der Ereignisse merklich zurück — one dabei die Geschwindigkeit rauszunehmen. Wie schon in „Jack Reacher“ und „Edge of Tomorrow“ wird der Showdown mit positiver Überraschung in sich gedämpft und im Abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit abgewickelt. Bedenkt man dabei, dass dies eine Entscheidung in der Postproduktion war, so zeigt „Mission: Impossible - Rogue Nation“ deutlich, dass es nicht immer ein Schlechtes sein muss sich nach dem Dreh noch einmal alles in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen.

Erwartungsgemäß hat die Handlung zwar ihre Mängel und Lücken, aber diese halten McQuarrie und sein Cast mit hoher Geschwindigkeit unter Verschluss. Wirklich offen treten diese dünnen Momente kaum zu Tage. Auffällig werden sie nur dann, wenn man sie auch wirklich sehen möchte.

Das Team

Schauspielerisch gibt es nichts zu bemängeln. Pegg ist witzig, Rhames ist trocken, Alec Baldwin funktioniert hervorragend im Gegenspiel mit Cruise. Renner mimt das „gute Gewissen“ der Truppe und die nach Realismus fragen Stimme im Hinterkopf des Zuschauers (und bereichert damit ebenfalls den Film wieder mit Humor). Rebacca Ferguson als mysteriöse Spionin Ilsa wirkt zwar im Charakterkonzept als Rätsel in einem Mysterium in einem Enigma etwas überzogen, aber schlussendlich ist auch ihre Geschichten nicht zu kompliziert. Actionmäßig spielt sie in der selben Liga wie Cruise. Ein wirklich schönes Details ist, dass sie es tatsächlich jedes Mal schafft die High-Heels abzulegen, bevor es zu Sache geht. Sean Harris als Oberschurke des Spectre/Injustice League-Plagiats „The Syndicate“ spielt angenehm gegen seine übliche Rollenwahl und liefert einen hervorragenden Antagonisten. Einen, über den George R. R. Martin vermutlich weniger negatives als über die Marvel-Schurken zu sagen hätte.

Fazit

„Mission: Impossible - Rogue Nation“ will keine Räder neu erfinden, er will einfach nur unterhalten. Das macht ihn sicher nicht zum besten Film des Jahres, aber zu einem der besten des Sommers. Unter all den Reboots und Fortsetzung hebt er sein Kinn gewaltig hoch und landet irgendwo zwischen „Mad Max — Fury Road“, „Jurrasic World“ und „Avengers — Age of Ultron“. In Anbetracht von Cruises Spielfreude und Sportlichkeit bleibt es spannend und dem nächsten Abenteuer von Hunt und Kollegen lässt sich mit freudiger Erwartung entgegenblicken.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.****

Filmkritik von Julius, 29.07.2015