Filmkritik zu "Mortdecai"

  

Manch ein Star hat irgendwie kein Glück in den letzten Jahren. Zumindest aus Sicht der Kinokassen. Dort reiht sich Flop an Flop. Beeindruckender Weise ist Johnny Depp seit den ersten 3 Filmen der „Fluch der Karibik“ Reihe genau so ein Pechvogel und nicht minder beeindruckend ist der Umstand, dass diese Pleitenreihe seinem Ruf scheinbar als Superstar und Publikumsmagnet scheinbar nichts anhaben kann. Nun kommt mit „Mortdecai — Der Teilzeitgauner“ erneut ein Film in die Kinos, dessen männliche Hauptrolle Johnny Depp wie auf den Leib geschrieben zu sein scheint.

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Humoristische Teilzeitbeschäftigung

Ein wenig zu sehr möchte man eigentlich nach objektiver Betrachtung des Trailers sagen. Denn leider hat man Johnny Depp in den vergangenen Jahren nur sehr selten in Rollen erlebt, die nicht „typisch“ Johnny Depp sind. Irgendwie wirken eben diese Rollen viel zu oft wie der x-te Aufguss von Captain Jack Sparrow, Hunter S. Thompson oder Constable Ichabod Crane. Ein wirklich guter Regisseur und Autor würde sich dessen bewusst sein und Johnny Depp eine Rolle zutragen, die mehr hat, als das allzu oft von ihm gesehene. Wie eben die Rolle als John Dillinger in Michael Mann's „Public Enemies“. Leider ist aber Mortdecai ein Charakter, wie man ihn erwarten würde bei einem Johnny Depp Film und genau das nimmt ihm einiges an Antrieb. Antrieb, der dem Film sicher nicht geschadet hätte, geht ihm doch gen Ende spürbar der Saft aus. Obendrein drängt sich, auf Grund der Entstehungszeit der Comic-Vorlage, unentwegt ein Vergleich mit Peter Sellers auf. Lebemann, Kunsthändler und eben Comic-Autor Kyril Bonfiglioli schrieb seine drei Teile der Mortdecai Reihe in den 70er und frühen 80er Jahren und wurde vom Inhalt von vielen Kritikern gefeiert. Sein amoralischer, häufig extrem nah am soziopathischen handelnder und von exzentrischem Witz beflügelter Charakter, stets von seinem treuen Diener Jocks begleitet, hat nicht nur laut eigener Aussage einen autobiographischen Zug, sonder passt eben auch sehr gute in den popkulturellen Rahmen der Zeit. Mortdecai erinnert, grade mit Johnny Depp als Schauspieler, an Inspektor Clouseau. In Kombination mit seinem Diener Jock (Paul Bettany) erinnert das Gesamtkonzept zu dem an einer weitere Reanimation, diesmal aus den 60er Jahren, nämlich an „The Green Hornet“ mit Van Williams als Brett Reid und Bruce Lee als Kato. Erschwerend zu diesem, sehr naheliegenden Vergleich, kommt der Umstand, dass nun „The Green Hornet“ erst 2011 mit Seth Rogan einen trotteligen Neuaufguss bekam.

Wenn Regie und Produktion auf Nummer sicher gehen wollen

Eigentlich würde man als routinierter Kinogänger dann von einem Mann wie David Koepp, der auf Grund der Verkaufszahlen seiner Filme als der 5. erfolgreichste Drehbuchautor der Welt gehandelt wird, erwarten, dass er das nötige Gespür besitzt auch als Regisseur das etwas düstere Potential von Mortdecais Charakter zu erkennen und als jemand, der bereits in der Vergangenheit schon als Regisseur mit Johnny Depp (Das geheime Fenster) erfolgreich zusammen gearbeitet hat, genau zu wissen, dass Johnny Depp diese „Ernsthaftigkeit“ auch leisten kann. Denn wenn die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers nicht wirklich dazu ausreicht, den gesamten Film zu tragen, dann ist das nur zu einem Drittel tatsächlich die Schuld des Schauspielers. Die restliche Verantwortung liegt beim Regisseur, der sich mit der schwachen Leistung zufrieden gegeben hat und nicht das Maximum aus seinem Mimen herausgeholt hat.

Grade von einem David Koepp, der federführend hinter Filmen wie „Jurassic Park“, „Mission Impossible“ und „Spider-Man“ stand, ist es eigentlich zu erwarten, dass ihm eventuelle Schwäche im Drehbuch von Neuling Eric Aronson hätten auffallen müssen. Taten sie aber offensichtlich nicht. Was dem Film zusätzlich nicht wirklich gut tut.

Über die Strenge schlagen hat noch selten geholfen

Natürlich wird hier aus der Sicht des Kritikers auf recht hohem Niveau gejammert. Der Film versagt nicht in Gänze und weiß noch immer über weite Strecken zu unterhalten. Gerade wenn man, und derer gibt es sicher nicht wenige, Johnny Depp in einer seiner typischen Rollen sehr gerne sieht, wird man Mortdecai durchaus etwas abgewinnen können. Der Film strotzt halt nur so vor überzogenen Albernheiten. Allerdings macht dieser Umstand etwas neutraleren Betrachtern den Filmgenuss nicht zu leicht. Man gewinnt mehr und mehr den Eindruck, dass der Film unentwegt betont, so richtig abgedreht zu sein. Dazu fehlt ihm aber entweder der wirkliche Unterbau und Grund oder aber die Schärfe. Denn beides kommt leider viel zu kurz. Nur in wenigen Momenten blitzt mal so etwas wie humoristischer Witz auf, viel zu oft allerdings wird dieser durch Blödeleien und lautes Getöse in Form von Actionsequenzen durch- und unterbrochen. Leider nicht minder nervig ist das ständige Herumgereite auf Klischees um Briten und US-Amerikaner und deren kulturellen Unterschieden. Besonders hier wird der Sprung in Richtung „Oh dear!“ und abgeknicktes Handgelenk als Zeichen des Amüsements oft mehr als nur überzogen. Hin und wieder gelingt es zwar, gerade dank Johnny Depps doch eigentlich für solche Szenen sehr passenden Stimmlage, dies überzeugend zu vermitteln, dennoch ist es in den meisten Szenen ein sehr aufgesetzter und bemühter Eindruck der entsteht.

Fazit

Schlussendlich verhilft dem Film auch die potentiell vorhandene Gesamtwucht des Casts mit Ewan McGregor als Inspektor Martland, Gwyneth Paltrow als Johanna Mortdecai, Paul Bettany als treuer Diener und Assistent Jock Strapp sowie unter anderem Jeff Goldblum in einer der Nebenrollen nur sehr wenig weiter. Gerade in der deutschen Synchronisation liegt dies aber auch an einer wirklich furchtbaren Arbeit der Sprecher, die dem Film in Sachen stimmhaften Klamauk noch zusätzlich aufgesetzt einen obendrauf zusetzen scheinen. Was bleibt ist dann leider eben nur eine recht flache und bemühte, zudem aufgesetzte Klamotte im Stil der 70er Jahre. Dass der Film obendrein auf Grund seiner Thematik an den ebenfalls nicht sonderlich in Fahrt gekommenen „Gambit — der Masterplan“ aus 2012 mit Colin Firth und Alan Rickman erinnert, macht es noch weitaus schwieriger dem Film wirklich etwas abzugewinnen. Wer sich allerdings auf ein Wiedersehen mit Johnny Depp freut, über die Aufgesetztheit der Blödeleien hinwegsehen kann und will und der wird sich sicher unterhalten fühlen. Nur eben leider nicht auf dem erwarteten „Austin Powers“ Niveau. Alle anderen werden „Mortdecai — Der Teilzeitgauner“ etwa so aufnehmen, wie Mortdecais Bank dessen Unternehmungen zu Beginn des Streifens: als ziemliche Pleite.

Bewertung: 2 von möglichen 5 Sternen. **

Filmkritik von Julius, 20.01.2015

Mehr zum Film

Wir haben weitere Informationen zu "Mortdecai" für euch in unserer Filmdatenbank gesammelt (Trailer, Bilder, Poster und mehr). Weiterhin haben wir ein paar schöne Bilder von der Weltpremiere des Films hier für euch.