Filmkritik zu "Ouija"

  

Was ist spannender als bei einer Runde Monopoly im Knast zu landen? Richtig, eine Hasbroverfilmung. Der Trend Brettspielen ein „Denkmal“ auf der Leinwand zu setzen, wird auch 2015 gnadenlos fortgesetzt. Dieses Mal hat es das Brett für den kleinen Okkultisten „Ouija“ erwischt. In europäischen Breitengraden relativ unbekannt, erfreut sich das Hexenbrett in den USA nach wie vor recht gutem Absatz. Inzwischen sogar als „Glow-in-the-dark“ Edition für umgerechnet etwa 30 Euro.

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Hui Buh das Schlossgespenst

Und ja, die Rechte für den Vertrieb liegen tatsächlich bei Hasbro. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis findige Marketingler auf den Trichter kommen, dass sich Produzent Michael Bay doch einmal eben jenem Brett zur Kommunikation mit der Geisterwelt widmen sollte. Gesagt, getan, der Midas von Hollywood spielt den Produzenten und Universal Pictures versammelt einen optisch ansprechenden jungen Cast, verstärkt durch „Insidious“-Medium Lin Shaye und schickt die Protagonisten quer durch genau die urbane Legende um einen mörderischen Spuk, die zu erwarten war.

Ebenfalls erwartungsgemäß ist das Vorgehen des Dreh- und Produktionsteams. Die Optik des vergleichsweise mit geringem Budget gedrehten Films ist auf Hochglanz getrimmt und auf potentielle Käuferkreise aus dem Teenager-Segment zugeschnitten. Dabei hat über die Nutzung eines Ouija-Boards noch nie irgendwer irgendwo ein gutes Wort verloren.

US-Folklore strotzt nur so von Lagerfeuergeschichten in denen irgendwessen Nachbarin alleine Nachts mit einem Ouija-Board seine längst verstorbene Verwandtschaft kontaktieren wollte und dabei von missgestimmten Spukgestalten mindestens in den Wahnsinn, wenn nicht in den Selbstmord getrieben wurde. Die Lottozahlen oder gar einen sinnvollen Einblick in eine eventuelle Anderswelt scheint noch niemand mit diesem „Brettspiel“ erhalten zu haben. Gemäß des Mottos „Es gibt keine schlechte PR“ beginnt der Film natürlich mit einer jungen Dame, die alleine Nachts mit dem Hexenbrett herumspielt, alles geht schief, das Brett scheint sich nicht einmal durch das Kaminfeuer von seiner unheiligen Verbindung trennen zu wollen und....Trommelwirbel...die junge Dame namens Debby (Shelly Henning) geht den Gang allen Irdischens.

Die Gerichtsmedizin ermittelt einen Selbstmord, die beste Freundin Laine (Olivia Cooke) will dies nicht glauben, benutzt natürlich das Ouija-Board (ja DAS mörderische Ouija-Board) um Debby im Reich der Toten zu kontaktieren und der Reigen von sterbenden Teenagern nimmt seinen Lauf. Denn Liane ist natürlich nicht so einfältig wie die Kinderversion ihrer besten Freundin. Sie hält sich eisern an die Regeln des Boards (und Genres), nutzt es nicht alleine, sondern zieht ihren kompletten Freundeskreis mit rein. Nett von ihr. Besonders nett wäre es von den Schreibern Juliet Snowden und Stiles White (letzterer auch auf dem Regiestuhl sitzend) gewesen, wenn sie nicht durchgehend mit sehr offensichtlichen Jump-Scares um sich werfen würden wie Funkenmariechen mit Kamelle an Karneval.

Das einzige, was man den sich stets mit lautem Getöse ankündigenden Schreckmomenten, an positivem nachsagen kann, ist das sie völlig überzogen daherkommen und dadurch über eine unfreiwillig komische Note verfügen. Es hätte „Ouija“ sicherlich nicht geschadet, hätten die Macher hier angesetzt und ebenjene Szenen mit ironischer Intention gestaltet. So fliegt im Verlauf des Films nicht die übliche Katze in hohem Bogen aus dem Fenster, sondern einer der Teenager. Die Szene ist so vorhersehbar, dass sie sicherlich dadurch aufgewertet worden wäre, wenn der junge Mann tatsächlich dabei noch eine Katze im Arm halten würde.

Kein behördlich zugelassenes Gespenst

Während der übelgesinnte Geist, vom dem zunächst nur der erste Buchstabe des Vornamens bekannt ist....nächster Trommelwirbel....es ist ein „D“ sich zunächst als sehr kommunikativ präsentiert, jedem der Mitspieler kommt auf vorhersehbarem Weg eine kurze Nachricht mit den Worten „Hi friend“ zu, dann aber wie gesagt als extrem mörderisch, versucht Laine doch lieber Antworten in der Welt der Lebenden zu finden und stöbert eine ehemalige Bewohnerin des Hauses auf, in dem Debby zu Tode kam. Ebenjene Vormieterin Paulina (Lin Shaye) entpuppt sich nicht nur als einziger wirklicher Lichtblick des gesamten Films, sondern auch noch als Insassin...vorletzter Trommelwirbel...einer Irrenanstalt. Und natürlich...wirklich letzter Trommelwirbel...hat sie eine ganz eigene Agenda.

Die Besetzung, wenn auch sicherlich nicht verkehrt komplett mit TV-Veteranen besetzt, schafft es über die gesamte Länge des Films leider weder einen Eindruck zu hinterlassen, noch eine Bindung zum Zuschauer aufzubauen. Die einzige Darstellerin, die sich neben dem Routinier Lin Shaye davon abhebt, ist Hauptdarstellerin Olivia Cooke (AMC's „Bate's Motel“).

In den USA hat der Film natürlich ab seinem Start im späten Oktober 2014 ordentlich Geld in die Kinokassen gespült und so wird es sicherlich nicht zu vermeiden sein, dass 2016 sich ein Nachfolger anschließen wird um uns die selbe Geschichte mit einem etwas höherem Budget zu erzählen. Das diabolische Gelächter von Gruselmeisterin Lin Shaye dürfte in etwa dem entsprechen, das den Herrschaften bei Universal und Hasbro über die Lippen gekrochen sein dürfte, als sie die Zahlen der Eröffnungswoche schwarz auf weiß gesehen haben.

Fazit

Für einen Kinobesuch lässt sich „Ouija“ niemandem bei Verstand guten Gewissens empfehlen. Wer ihn unbedingt sehen möchte, der sein gewarnt. Um einen älteren Nebencharakter aus dem Film zu zitieren: „Sucht keine Antworten bei den Toten.“ Das lässt sich wunderbar auch über diese filmische Totgeburt sagen. Mit Filmen wie „Insidious“ oder „The Conjuring“ kann „Ouija“ nicht im Ansatz mithalten.

Bewertung: NULL von fünf möglichern Sternen!

Filmkritik von Julius, 09.01.2015

Mehr zum Film gibt es hier: Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel | Info zum Film

Kinostart Deutschland ist am 22.01.2015.