Filmkritik zu Pixels

  

Wie die (angeblich weil zu sehr Mainstream gewordenen) aussterbenden Hipster es vor nicht all zu langer Zeit unbedingt wollten kommen die 80er dieses Jahr unaufhaltsam zu uns zurück. Wobei eigentlich sind sie doch längst da. Nun, dieses Jahr ist es mit „Jurrasic World“, „Terminator: Genisys“ und der lichtschwertschwingenden Mutter allem Franchiseübel (Jahrgang 1977) schlicht und einfach unmöglich den angeblich so goldenen Zeiten zu entkommen. Adam Sandler nun will dem allen die Krone aufsetzen und wirft „Pixels“ mit in den Topf.

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Zurück in die Vergangenheit

Bereits mit Erscheinen des ersten Trailers im März stürzten sich auf „Pixels“ die Kritiker wie Geiger auf nicht-mehr-ganz-so-frisch gerissene Antilope in zu viel Savannenlicht. Und man könnte auch nicht anders als zustimmend den gehässigen Stimmen zunicken. Adam Sandler, einst Garant für klingelnde Münzen in Kinokassen und lädierte Lachmuskeln, ist mehr oder minder zu einer Luftnummer geworden. Ich persönlich habe einzig die Filme in den letzten 10 Jahren genossen, in er eben nicht komisch, sondern tragisch sein wollte. Aber, das Herz voller Hoffnung auf den neuen „Happy Gilmore“ zu stoßen, wurde brav jeder Sandlerstreifen besucht und nur wenigen kann man nicht Versagen auf einigen Ebenen (wenn nicht gar allen) vorwerfen. Üblicherweise bleibt Sandler (aber auch die Filme, für die er „nur“ sein Gesicht hergibt) weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, interessante Aspekte werden nicht ausgelotet und alles driftet mehr und mehr gen blödsinniger Albernheiten ab. Das mag für kleine Kinder vielleicht noch eben witzig sein, bei zu groben Schlüpfrigkeiten wird aber Sandler auch für kindliche Gemüter eher zum schalen Beigeschmack. In „Pixels“ nun hat Sandler zusammen mit Tim Herlihy (häufiger Sandler Co-Autor) und Timothy Dowling („Vorbilder!?“ und „Das gibt Ärger“) das Skript verfasst. Auf dem Regiestuhl hatte niemand anders als einer Großmeister des 80er Kino Platz genommen: Chris Columbus. Als Regisseur verdanken wir ihm die „Kevin allein zu Haus“ Franchise (wenn auch nicht mehr 1980, sondern schon 1990), ohne ihn als Autor gäbe es weder „Gremlins“, noch „Die Goonies“. Ihm zu Lasten gehen allerdings auch der völlig überzuckerte Start der „Harry Potter“ Filme und der fast schon zynisch auf Fortsetzungskino getrimmte „Percy Jackson — Diebe im Olymp“.

An Sandlers Seite findet sich natürlich wieder einmal Kevin James ein. Der ehemalige „King of Queens“ Star hat sich dieses Jahr schon mit „Der Kaufhaus Cop 2“ nicht wirklich von seiner besten Seite gezeigt, aber das Kinopublikum ist ja bekanntlich sehr gnädig, sofern man nicht grade Mitglied einer Sekte ist.

Es war einmal...

Aber zu „Pixels“. Der Film beginnt noch vor den Tagen des großen Video Game Crash, der den Markt zwischen 1983 und 1985 nachhaltig durchrüttelte. Er findet seinen Anfang im Jahre 1982 und hier entdecken der grade 13jährige Brenner und sein nicht so heller Sidekick Cooper die Welt der Videospiele für sich. Alles gipfelt in der Eröffnung in einem auf VHS festgehaltenen Finale auf einem Arcade-Turnier zwischen dem Joystick-Helden Brenner und seiner dort gefundenen Nemesis, dem gleichaltrigen und absolut narzisstischen Eddie. Jene Aufzeichnung wird nach Ende des Turniers in Weltall verbannt. Ein Umstand der die Menschheit noch teuer zu stehen kommen wird. Aber auf dem Turnier lernen die Helden Brenner und Copper nicht nur ihren Erzfeind Eddie kennen, sondern freunden sich auch mit dem 5 Jahre jüngeren und bereits vor seiner Pubertät schon Verschwörungstheorien verfallenen Ludlow Lamonsoff an.

23 Jahre später scheinen sich alle aus den Augen verloren zu haben und leben ihre langweiligen Leben. Nunja, zumindest auf Brenner (Adam Sandler) trifft das zu. Geschieden und in einem Job gefangen, für einen Arbeitgeber mit wirklich unglücklicher Firmennamenswahl trifft der frustrierte Enddreißiger auf die frisch verlassene, allein erziehende Mutter Violet (Michelle Monaghan). Bevor es zwischen den beiden aber richtig funken kann, ruft plötzlich Brenners alter Freund Cooper (Kevin Smith) an. Der ist mittlerweile Präsident der Vereinigten Staaten (sonderlich viel Grips war für den Job ja noch nie von Nöten) und hat ein gewaltiges Problem. Guam nämlich wurde eben erst von einer unbekannten Macht angegriffen die einem der von ihnen beiden während ihrer Kindertage so geliebten Videospiel zum Verwechseln ähnlich sieht. Schnell kommt zu Tage, dass das ins Weltall geschickte Videotape zwar wie erhofft von Außerirdischen gefunden wurde, die haben den Inhalt allerdings nicht als Zeichen von Kultur, sondern als Kriegserklärung aufgefasst. Nun liegt es an Brenner, Violet, Ludlow (Josh Gad) und Eddie (Peter Dinklage) die Invasoren aufzuhalten.

Alles nur geklaut?

Schon nach der Einleitung lässt sich feststellen, dass der Film sich nun keine Mühe gibt sonderlich klug zu sein. In weiten Teilen kopiert er sogar dreist (und absichtlich) „Ghostbusters“. Nur eben in viel bunter, schriller und mit sehr viel CGI. Was „Pixels“ aber an Originalität fehlt, versucht er mit Humor und Herz wieder wett zu machen. Im Vergleich mit Adam Sandlers Projekten der jüngeren und nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit gelingt dies in „Pixels“ sogar zu weiten Teilen. Auch im Cast der Hauptcharaktere stimmt die Chemie. Besonders Sandler selber kommt mit seiner Rolle als gescheiterte Brenner sehr gut klar. Ihm ist die Tragik eines Mannes tatsächlich abzunehmen, dem einst sein Traum entglitt, auch wenn er (Sandler) es schafft dies weitestgehend sehr komisch darzustellen. Besonders in Kombination mit Violets Sohn Matty (Matt Linz) sorgt das für allerlei unterhaltsame Momente.

Ähnlich gelagert ist die Performance von Kevin James. Genau wie Sandler überzeugt er dann, wenn er in „Pixels“ natürliche Szenen geliefert bekommt. In den Kernstellen des Films selber ist es Josh Gad, der den Film über weite Strecken hinweg rettet und überzeugend den Humor beisteuert. Grade Dinklage merkt man leider sein routiniertes Spiel an, das sich jedoch wohl eher auf Drama, als auf flache Komödie beziehen lässt. In „Pixels“ wirkt er, nachdem sich die etwas düsteren Seiten von Eddie abgespielt haben ziemlich verloren.

Erwartungsgemäß zieht sich der Film zum Ende hin etwas. Wie ein untrainierter Marathonläufer gibt er zunächst ordentlich Gas und wird immer langsamer. Er kommt zwar nicht als letzter ins Ziel, aber hätte sich seine Kräfte besser einteilen sollen. Nicht desto trotz sind einige Lacher dabei. Besonders treue Fans von Smith und Sandler kommen hier auf ihre Kosten.

Fazit

„Pixels“ ist keine Geniestreich, aber für Adam Sandler und Kevin James definitiv ein Steigerung. Als kleines Bonbon gibt es einen nicht so wirklich überzeugenden Peter Dinklage, einen witzigen Josh Gad, eine bezaubernde Michelle Monaghan und reichlich Starpower aus dem Dies- und Jenseits. Manch einer (wie Brian Cox) wird dabei zwar völlig verheizt, aber im Gesamtbild des Films tut das dann auch deutlich weniger weh als befürchtet.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 23.07.2015