Filmkritik zu Ted 2

  

Einem Film Struktur zu verleihen ist von gesteigerter Wichtigkeit, wenn einem Werk eigentlich zu wenig Fleisch auf den Knochen haftet. Macht ein Regisseur hier seine Arbeit, kann er mangelnden Erzählfluss oder schwindende Inhalte zu Teilen kaschieren. Im Falle eines Actionstreifens lässt sich natürlich das Publikum mit spektakulären Knalleffekten blenden, in der „feinen Kunst“ der Komödie, auch in solchen, in denen einer der Protagonisten aus dem Rechenknecht stammt, werden Fehler in der Struktur sofort registriert und sind mit das Erste, was Zuschauer bemängeln werden. Sobald dem Witzmaschine der Dampf ausgeht, ist es schwer bis unmöglich wieder Antrieb zu gewinnen.

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Bild oben: Szene aus TED 2 - mehr Bilder, Poster und den Trailer findet ihr hier

Szenen einer Ehe

„Ted 2“ nun beginnt mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass einen schier die Freude des Wiedersehens mit John Bennett (Mark Wahlberg) und dem haarigen und liebenswürdigen Schandmaul Ted (Seth MacFarlane) übermannt. Allerdings hält diese Freude nicht lange an. Wie zwei feierwütige Gäste auf einer Party platzen die beiden durch die Tür, nehmen den Raum für sich ein, leeren das Schnapskabinett, blockieren lange das Badezimmer und schlafen schließlich noch bevor die Party endet auf dem Sofa ein. „Ted 2“ plätschert leider nach einer beeindruckenden Eröffnung dem ersehnten Ende entgegen.

„Ted 2“ ultimative Ehrenrettung im Vergleich zu anderen Fortsetzungen aus der Gag-Abteilung der letzten Monate („Kill the Boss 2“ zum Beispiel) sind dann aber doch wieder Wahlberg und MacFarlane. Auch von erstem kann man halten, was man möchte, die beiden schaffen es auch in „Ted 2“ wieder eine so dichte Chemie zu entwickeln, dass man sich schlichtweg der Kameraderie zwischen Bennett und Ted nicht entziehen kann. Wie infiziert fühlt man sich ein wenig gen Leinwand gezogen und zu einem Teil dieser Chaosgang gemacht. Ob sie nun an der Bar Drinks schlürfen oder aus Versehen männliche Geschlechtsteile im Internet studieren, bekifft das Intro von „Law & Order“ mitsingen oder extrem umständliche Wege gehen um Bennetts verseuchten Rechner zu entsorgen, die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten wird von einer Leichtigkeit getragen, die voller Wärme, Herzlichkeit und Humor ist.

Die neue Freundin

„Ted 2“ nimmt seinen Anfang auf Teds Hochzeit mit Tami-Lynn McCafferty (Jessica Barth). Während also sein bester Freunde in den Stufen des Lebens einen Schritt weiter geht, trauert Bennett noch immer dem Ende seiner Beziehung mit Lori Collins (Mila Kunis) hinterher. Ted und seine Angetraute aber wollen gleich noch einen Schritt weitergehen und ein Kind in die Welt setzen. Bevor sie aber dieses Vorhaben in die Tat umsetzen können, müssen sie sich mit den Mühlen der Gesetzgebung herumschlagen, denn plötzlich gilt Ted in den verbundenen Augen von Justizia nicht mehr als Person sondern nur noch als Objekt ohne das Recht auf Fortpflanzung.

Wenn sich dann Anwältin Samantha Jackson (Amanda Seyfried) und mit ihr die schwere Last der Rechtslage in „Ted 2“ breit machen, wird abrupt Teds und Johns Witzmuster unterbrochen. Auch wenn es absolut notwendig ist ein neues Element in die Handlung zu bringen (allein um Bennett einen neue Liebe zu geben), verpufft plötzlich alle Chemie in dem Duo wenn sie zum Trio mutieren.

Diese Aussage soll keine Kritik an Amanda Seyfried darstellen. Zum einen ist sie als Sam Jackson wirklich schwer unterhaltsam. Zum anderen sieht sich auch noch gut dabei aus. Obendrein kann sie mit dem Gagfeuerwerk der beiden Routiniers aus dem ersten Teil durchaus mithalten. Allerdings bringt das Trio einfach nicht das selbe Level an Kameraderie auf, erreicht nicht die Leichtigkeit und Coolness, die selbe Frische wie es Ted und John als Duo schaffen. So werden die Lacher immer weniger und dem Film fällt es mehr und mehr schwer sich vorm zuschauerischen Gericht zu rechtfertigen.

Applaus würdig (ein mittlerer)

Trotz allem kommt man nicht umhin wieder einmal seinen Hut vor Seth MacFarlane ziehen zu wollen. Zumindest ein wenig. Der Versuch mit sehr flachen Gags eine derart gewichtige und ambitionierte Handlung zu füllen und diese dann auch noch mit hohen und tiefen Schlägen gen Popkultur anzureichern, ist etwas, dass einem ohne die Schwächen sicher locker den Kopf verdrehen würde. Weniger Gericht, dafür mehr Pizza hätte dem Film sehr gut getan. Nicht minder schlecht wäre es vermutlich gewesen dem schurkischen Sub-Plot um Donny (Giovanni Ribisi) und Hasbro mehr Raum zu geben, ist doch grade dieser Part deutlich fesselnder als der tatsächliche Streit um Teds Rechte.

In der ersten Stunde ist „Ted 2“ genau das, was er sein soll. Eine angenehm wirre, merkwürdige, anarchistische Reise, die mit dem Vorgänger locker mithalten kann. Die Cameos sind perfekt platziert. Sogar Tom Brady kommt witzig rüber. Die Einzeiler sitzen durch die Bank und die Szenen einer Ehe, die Gefahren der Internetpornografie, alles ist mitreißend und fesselnd wie die Gang Ted und John.

Fazit

Es ist wirklich sehr schade, dass es nach dieser ersten Stunde nicht so weitergeht und „Ted 2“ die Luft ausgeht. So kann der Nachfolger, auch wenn er kaum einen der üblichen Fehler eines zweiten Teils begeht, mit dem ersten nicht mithalten. Dennoch — und das sollte etwas aussagen — werde ich, so es einen dritten Teil geben sollte, dem dynamischen Duo sofort noch eine Chance geben um mit den beiden noch eine Runde rumhängen zu können.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 25.06.2015