Filmkritik zu The Last Witch Hunter

  

Vin Diesel hat inzwischen eine Größe erreicht, die es ihm erlaubt für vermutlich so ziemlich alles an die Türen von Hollywoods Studios zu klopfen und Geld für ein Projekt zu verlangen. Der letzte, der sich derartig hinter ein solches Vanity Project klemmte, war Johnny Depp. Sein „Lone Rager“ legte jedoch eine ziemlich Bauchlandung hin.

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The last Witch Hunter - ab Donnerstag (22.10.2015) im Kino zu sehen. Noch mehr zum Film hier.

Kerker und Drachen

Nun begeht Vin Diesel nicht den Fehler den Angehörigen eines fremden Volkes, dem im Verlauf der us-amerikanischen Geschichte übel mitgespielt wurde zu spielen. Diesel greift für den von ihm co-geschriebenen „Last Witch Hunter“ tief in seine Hobbykiste und zaubert ein Adaption seines Lieblingscharakters hervor. Nein, es ist nicht Hexenschreck Nummer 1 der phantastischen Literatur Solomon Kane. Vin Diesel, als passionierter Dungeon & Dragons Fan verwertet einfach seinen eignen Rollenspielcharakter. Da er weder Zeit noch Lust verspürt uns Zuschauern die Welt rund um Schwertküste, Forgotten Realms und anderen mysteriösen Orten zu erklären, verfrachtet er seinen Spielcharakter einfach in unsere Welt. Aus dem dunkelelfischen Hexenjäger wird der menschliche Krieger im Dienste des Vatikans Kaulder. Der hat seit gut 800 Jahren schlechte Laune. Damals machte er die fiese Hexenkönigin (Julia Engelbrecht) als Urheberin der schwarzen Pest aus. Da im schwach erhellten Mittelalter nicht lange gefackelt wurde zerlegen er und seine mutigen Mitstreiter in einer nicht mehr ganz zeitgemäß wirkenden CGI-Schlacht den Böse-Mädchen-Club um die krankheitserregende Oberhexe. Ihr persönlich widmet sich Kaulder natürlich direkt. Als Dank für die Mühen gibt es von der sterbenden Oberschurkin einen Fluch: Kaulder ist jetzt unsterblich. Sein nicht enden wollendes Dasein widmet der brave Katholik der Jagd nach Hexen, die sich nicht an die Regeln halten wollen. Die Regeln sind simpel: Benehmt euch oder ihr wandert in den Superhexen-Knast unter der St. Patricks Kathedrale in Manhattan. Derlei ist ja bekanntlich noch nie schief gelaufen.

Die Schattenseiten der Unsterblichkeit

Freunden des (in der letzten Zeit meist schlechteren) Fantasykinos könnte diese Prämisse wage bekannt vorkommen. Jeff Bridges und Julian Moore sahen sich in „Seventh Son“ einer ähnlichen Handlung ausgesetzt. Allerdings scheiden sich nach der Eröffnungssequenz die Geister wieder sehr schnell. Natürlich haben sich die Hauptautoren Cory Goodman, Matt Sazama und Burk Sharpless gemütlich aus artverwandten Geschichten bedient. Ob nun bei „Hellblazer“ oder anderen Hexenjägern wie Robert E. Howards „Solomon Kane“ ist letztlich unerheblich. Der Mix, der ihren kollektiven Federn entspringt ist nicht immer kohärent, aber immerhin weitesgehend unterhaltsam. Vieles davon ist wieder Vin Diesel zu verdanken. Ihm merkt man die Freude an „The Last Witch Hunter“ einfach in jeder Szene an, selbst dann, wenn die Dialoge noch so dumm und stumpf wirken. Natürlich reitet das Marketing massiv auf den letzten Treibstoffreserven von „Fast & Furious 7“. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürften diese tatsächlich ausreichen um die Hirne vieler Kinobesucher in einem Maße zu benebeln um die eine oder andere Plattheit in „The Last Witch Hunter“ nebst einem völligen CGI-Overload einfach so hinzunehmen.

Wobei die größte Schwäche des Films weder auf Seiten der Schreibe, der Darsteller oder der Tricktechnik zu finden ist. Sie sitzt im Regiestuhl. Breck Eisner (Zuletzt im Kino mit den Flops „The Crazies“ und „Sahara“) hat einfach einen dermaßen bedrückend synthetischen Stil, der konstant den Eindruck vermittelt, in „The Last Witch Hunter“ sei wirklich alles ernst gemeint. Dies passt sicherlich zu „Blade“ und hätte sogar einer besseren Verfilmung von „Hellblazer“ (besser bekannt als „Constantine“) gut getan, aber im vorliegenden Falle ist dies für weniger diesel-verschleierte Augen einfach etwas zu viel des schlecht gelaunten.

Gemeinsam gegen Superhexen

Leider trennt sich unser unsterbliche Retter viel zu schnell vom hipsterhaften Bart und Undercut. Vin Diesel ist ratzfatz wieder der minimalistische Diesel mit der von ihm gewohnten Garderobe und dem üblichen Style. Aber auch hier beweist er eben das nötige Gefühl dafür was seine Fans von ihm wollen und eben nicht wollen. Schauspielerisch bewegt sich der Publikumsliebling im Rahmen seiner üblichen Möglichkeiten zwischen Riddick und Dominic Toretto und der Film scheint eigentlich dahingehend auf den Rest des Casts bauen zu wollen. Da wäre zum einen der typisch joviale Michael Caine. Er stellt zu Beginn von „The Last Witch Hunter“ Dolan den 36ten dar. Kaulder, zur Erklärung, hat seit Anbeginn seiner ungefragten Unsterblichkeit stets einen priesterlichen Ratgeber zur Seite stehen. Praktischerweise hören sie alle auf den Namen Dolan. Caine macht auch der Sprecher im Hintergrund. Zumindest bis es für ihn unter mysteriösen Umständen in den Sarg geht und die Geschichte um die schlecht gelaunten Hexen wieder von neuem beginnt. Den nächsten Dolan stellt dann Elijah Wood. Der wirkt leider latent unterfordert in seiner Rolle. Deutlich mehr Spaß scheint Ex-Game-of-Thrones-Star Rose Leslie als gute Hexe Chloe zu haben. In ihr vereinen sich nicht nur die ansehnliche Optik für am weiblichen Geschlecht interessierte Kinobesucher, sie bringt dem düsteren Stil auch etwas an dringend benötigtem positivem Feuer bei. Leider gilt derlei nicht für andere, recht überraschend auftauchende Darsteller von Format wie Rena Owen und Isaach De Bankolé. Warum letzterer ausgerechnet eine blinden ivorischen Bäcker mit dem Namen Max Schlesinger spielen muss, ist eine Frage die sicher nur die Autoren beantworten können.

Fazit

Zwischen Ghoulen und diversen anderen CGI-Effekten, mal nur auf Gesichtern, mal einfach überall liegend, geht es für die Helden von „The Last Witch Hunter“ eine sehr dünne aber gradlinige Beweiskette entlang. Es ist eben kein Film für den Kopf, sondern eher einer für das Herz von Vin Diesel Fans und Freunden des Popcorn-Kinos. In diesen Hinsichten weiß der Film auch trotz seiner Schwächen voll und ganz zu befriedigen und wird sicherlich seine Zuschauerschaft unterhalten nach Hause schicken.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 20.10.2015