Filmkritik zu "The Pyramid — Grab des Grauens"

  

Wie schon bei „Project: Almanac“ angedeutet, hat der Schreiber dieser Zeilen Hoffnung gehabt mit einem Film um Pyramiden, dahingeschlachtete Archäologen und unhöfliche Bewohner erster einen Found-Footage Film zu sehen zu bekommen, der ihn die Michael-Bay-Vision einer Zeitreise vergessen lassen würde. Immerhin fand der Autor „Katakomben“ gar nicht so schlecht und kann sich dem Reiz altägyptischer Schrecken auf Pulpniveau nicht entziehen. Also war die Erwartung an „The Pyramid — Grab des Grauens“ relativ hoch. Wie eine Bande von Grabräubern in einer mit Spießen bestückten Fallgrube wurden diese dann aber relativ schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

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Erich van Däniken lässt grüßen

Wer wirklich, wirklich meckern wollen würde, der könnte dies nämlich schon beim Titel tun. Wenn demnächst hunderte von jungen Kinobesuchern ihre Abiturklausuren in Mathematik versemmeln, dann ist „The Pyramid“ schuld. Was die Protagonisten nämlich aus dem Sand der Ägyptischen Wüste buddeln, ist gar keine Pyramide! Nur weil etwas vor langer Zeit gebaut wurde, unten breit und oben spitz ist, geht es noch lang nicht als waschechte (quadratische) Pyramide durch. Das wissen natürlich die schlauen Archäologen und sind entsprechend erstaunt, als sie keine viereckige Grundfläche, also eine Pyramide mit vier Seite vorfinden, sondern eine mit nur drei Seiten und einem Dreiecke als Grundfläche. Streng genommen handelt es sich also beim Bauwerk in der Hauptrolle um ein Tetraeder. „The Tetrahedron — Grab des Grauens“ wiederum hätte aber nur noch mehr Verwirrung gestiftet und ist zugegebenermaßen auch ein wenig schwerer auszusprechen als „The Pyramid“. Und daraus würden sicherlich weniger mutige Kinobesucher ihren Weg in den Film finden um sich dem holprigen Reigen irgendwo zwischen „Blair Witch Project“ und „King Tut — Fluch des Pharao“ hinzugeben. Leider fehlt „The Pyramid“ aber fast gänzlich die talentierte Erzählung und cinematografische Größe von ersterem und der bemühte B-Charme von letzterem.

Dabei wären irgendwie sogar alle notwendigen Zutaten vorhanden. Im krisengeschüttelten Ägypten der jüngeren Zeit (also während der Aufstände in Kairo) finden die technophile Jungarchäologin Nora (Ashley Hinshaw) und ihr angestaubter Vater und Altarchäologe Miles Holiday (Denis O'Hare) eben jenes Tetrae...jene dreieckige Pyramide. Die ist dann natürlich auch gleich viel älter als allen anderen bekannten. Erstaunlicher wäre sicherlich nur gewesen, hätte man sie gleich auf der Spitze stehend im Sand vergraben. Sie hat (Glück für die männlichen Zuschauer) einen Hang zu einer Klamottenwahl nahe Lara Croft, während er (Pech für die weiblichen Zuschauer) lieber Sachen abstaubt und Unsinn erzählt, als irgendetwas sinnvolles zu tun. Geschweige denn gut dabei auszusehen. Dieses illustre Pärchen liefert sich vor Augen der von ihnen zum Drehort geladenen Dokumentationscrew um die aufstrebende Reporterin Sunni (Christa Nicola) und ihren nervigen Kameramann Fitzie (James Buckley) zunächsz uninteressante Wortgefechte um die Vor- und Nachteile von Satellitentechnik bei Ausgrabungen und damit einhergehender Arbeitslosigkeit von Altarchäologen, sowie dem Ursprung eben jenes superalten geometrischen Körpers. Während des Studiums wurde scheinbar auch Ufologie gelehrt. Deswegen wird dann auch nonchalant eingeflochten, eine außerirdische Kultur könnte dahinter stecken. Spätestens jetzt ist klar, der Film wird sich im Found Footage Stile dem Zuschauer präsentieren und könnte bei einem unvorbereiteten Besucher damit den ersten Schrecken auslösen.

Erstens kommt es anders und zweitens doch nicht

Zu Beginn ist dann aber auch schon (fast) alles vorbei. Die Pyramide macht es den angeheuerten lokalen Grabhilfen nicht einfach, scheinen die Erbauer doch was gegen unangemeldete Besucher zu haben und diese mit Säure zu begrüßen. Dann auch noch dieser nervige Aufstand in Kairo! Die ausländischen Besucher sollen also abreisen. Zum Glück befindet sich aber noch der High-Tech-Fanatiker Michael (Amir K) im Lager. Der ist nicht nur Nora verfallen, sondern hat sich auch noch extra für die Ausgrabung einen Kettenroboter von der NASA im Stile des Marsrovers augeliehen. Ein Glück. Es gehört sicher wenig Vorstellungskraft dazu, sich auszumalen, wie es weitergeht. Kurze Zeit später befinden sich alle 5 auf dem Weg in die Pyramide (der unbezahlbare Roboter will wiedergefunden werden) und werden nach und nach immer schön einer nach dem anderen von den Bewohnern / Insassen der Pyramide dezimiert. Miles und Nora dürfen Hieroglyphen entziffern und von Flüchen, sowie Warnungen orakeln, Sunni hält immer wieder ihren Ausschnitt in Fitzies Kamera und Michael schmachtet entweder Nora an oder macht sich Sorgen um seine finanzielle Zukunft. So ein einmaliger Weltraumroboter scheint eine vergleichsweise teure Anschaffung zu sein. Und da keiner aufpasst hat sich die Gang auch ganz schnell verlaufen.

Zu behaupten „The Pyramid“ sei ziemlich Mist ist auf der einen Seite also völlig richtig. Unterm Strich ein billiger Aufguss von „Katakomben“, nur eben in der Wüste und ohne überraschenden Ortswechsel. Die Autoren Nick Simon und Daniel Meersand haben einfach eine Reihe von klischeehaften Pyramidenfallen zusammengestrickt und dazu eine Handvoll Charaktere in dieses Labyrinth geworfen, die dünner und eindimensionaler nicht sein könnten. Die Dialoge zwischen diesen sind bisweilen so sinnfrei und obendrein auf spätere Plotelemente ausgelegt, dass man nur um eine schnelles Ableben der Protagonisten hofft als um ihr Leben bangt. Regisseur Gregory Levasseur liefert ein Debüt ab, mit dem er sich sicher nicht in die höchsten Himmel des Horrorolymps befördern wird. Weder scheint er sonderlich viel Gespür für Schrecken zu haben noch für notwendige Beleuchtung. Bisweilen ist der Film so dunkel abgedreht, dass einfach kaum etwas zu erkennen ist. Die Schrecken des Films laufen, bis auf eine Ausnahme, nach dem üblichen Jumpscaremuster ab und reißen vermutlich nur noch wirklich unerfahrene Kinogänger von den Sitzen. Obendrein wirkt es fast, als sein zum Ende kein Geld mehr für ordentliche CGI über gewesen.

Fazit

Aber! Irgendwas hat „The Pyramid — Grab des Grauens“ dann doch. Der Film ist so sehr B-Ware, dass man ihn nach kurzer Zeit als solchen annimmt. Damit einher geht eine gewissen Spaßniveau und eben die Hoffnung auf „schöne“ Todesszenen, sowie eine immer wirrer werdende Geschichte. Zumindest in letzter Kategorie enttäuscht der Film nicht. Ob man dafür allerdings ins Kino muss, sei so dahingestellt. Für BluRay, eine Gruppe Freunde und einen Kasten Bier am Freitag Abend vor dem eigentlichen Programm reicht es dann auch.

Bewertung: 2 von 5 möglichen Sternen.**

Filmkritik von Julius, 02.04.2015

Mehr Informationen zum Film

In unserer Filmdatenbank findet ihr neben dem Trailer, dem Poster und weiteren Bildern noch mehr Infos zu "The Pyramid". Kinostart in Deutschland ist am 16. April 2015.