Resident Evil 6: The Final Chapter Filmkritik — Das war mein Klon

  

Ein finales Kapitel sollte vor allem eine Sache bieten können: einen zufriedenstellenden Abschluss, der die Reihe tatsächlich zu einem Ende finden lässt. Trotz der Pleiten von Teil 4 und 5 waren sich die Produzenten aber anscheinend uneins, ob dieses Werk nicht doch noch mal das Ruder herumreißen könnte. Sicher ist sicher, sagt das Eichhörnchen und verstaut die Nüsse für den harten Winter. Und so ist auch „Resident Evil 6“ nicht der Punkt am Ende des Satzes, sondern eher ein Semikolon …

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Noch einmal in Lack und Leder

Die Menschheit ist fast vollständig ausgelöscht worden und die letzten Überlebenden werden schon bald vernichtet. Alice (Milla Jovovich) hat wie durch ein Wunder die Atombombe überlebt und macht sich startklar, ziellos durch die Ödnis zu streifen. Doch wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine blöde Wendung daher. Die Red Queen (Ever Anderson) hat ihre Meinung geändert und möchte der Heldin in Lack und Leder nun helfen, das Unabwendbare abzuwenden. Zufällig gibt es auch ein Heilmittel gegen den T-Virus. Also los, los, Alice, lauf dem Kaninchen hinterher. Keine Zeit, keine Zeit.

Ob und in welcher Qualität solche Wendungen erklärt werden, könnt ihr ganz einfach daran ausmachen, wie selbstsicher der Film sich von Minute eins an gibt. Wie wenig Vertrauen müssen die Schöpfer dieses Werks in das Wirrwarr der Vorgänger haben, wenn sie die gesamte Geschichte noch einmal Plotpfeiler für Plotpfeiler vortragen lassen, nur um sicher zu stellen, dass der geneigte Zuschauer überhaupt noch den Überblick bewahren konnte? Alles im Anschluss entspricht dem Best-Of der letzten fünf Teile. Höchst unterhaltsam, aber auch fade und uninspiriert.

Der positivste Aspekt dieses Machwerks — abgesehen von der unterhaltsamen Action auf Popcornkino-Niveau — ist wohl der Fakt, dass der gesamte Aufbau des Films einem Videospiel recht nahe kommt. Quests werden angenommen, Dungeons erkundet, Ausrüstung eingesammelt und Bosse bekämpft. Leider gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen einem Spiel und einem Film, den Hollywoood teilweise bis heute nicht gelernt hat. Die Story darf in einem Game gerne mal leiden, sofern Gameplay und andere Faktoren diesen Umstand wieder ausgleichen. Wenn ein Film das nicht schafft, fühlt es sich an, als würde ein Bekannter sein Lieblingsspiel zocken — welches ihr doof findet — und euch bleibt nichts anderes übrig als ihm dabei zuzuschauen und halb ehrlich zu lächeln.

180° links

Was ich damit unmissverständlich auszudrücken versuche, ist Folgendes: Der Plot von „Resident Evil 6“ ist armselig konstruiert, wackelt bei jeder Hinterfragung und strotzt nur so vor Wendungen, die lediglich der Umsetzung dieser Fortsetzung dienen, während sie keinerlei Mehrwert für das Franchise bieten. Neu eingeführte Nebenfiguren, alte Bekannte und selbst die Gegenspieler sind leichenblass, eindimensional und mehr als austauschbar. Ein Film, der unter den Kritikern an einigen Stellen Gelächter ausgelöst hat — aber aus den völlig falschen Gründen.

Rasante Szenen, Gefechte gegen Monster und quasi jede Auseinandersetzung in welcher Alice ihre besonderen Fähigkeiten einsetzen muss, sind nur aus einem einzigen Grund existent: um — wie wir Kids aus den 90ern sagen — cool zu wirken. Wenn ihr euch fragt, wie eine gewisse Aktion gerade überhaupt möglich sein kann, könntet ihr genauso gut hinterfragen, warum die Figuren oft so hirnlos handeln. Die Antwort wird euch nämlich erspart bleiben. So wie die Charaktere einfach tun was sie tun und niemand auch nur versucht dieses Handeln sinnvoll zu erläutern, so werden einige Actionszenen schlichtweg auf eine weise geschnitten, dass wir vom Ansatz direkt zum Erfolg springen. Alles dazwischen interessiert scheinbar eh keine Sau.

Boom, boom

Trotzdem gibt es einen Grund, warum ihr in der Bewertung einen Stern mehr finden werdet, als das Gejaule und Gemotze von diesem Kritiker vermuten lassen könnte. Um genau zu sein gibt es sogar zwei Gründe, die gleichwertig dafür Sorge tragen, dass ein Kinobesuch zumindest nicht völlig verschwendete Zeit war. Auf der einen Seite sind die Actioneinlagen durchaus ansehnlich. Schon hundertfach so in anderen Filmen und den Vorgängern verwendet worden, aber zumindest nicht schlechter dargeboten.

Und zum anderen ist der gesamte Film purer Fanservice an diejenigen, die mit der cineastischen Reihe bisher mehr Spaß hatte als mit den originalen Videospielen. Rein von der Qualität kann man dieses Werk durchaus mit Teil 4 und 5 vergleichen, auch wenn ich mir schwerlich vorstellen kann, wie das unterm Strich ein positiver Aspekt dieser Kritik sein kann. Aber ich habe mir mehrfach sagen lassen — und kann es in geringen Teilen sogar nachvollziehen -, dass das Grundthema und die Welt von „Resident Evil“ durchaus ausreicht, um sich gut unterhalten zu fühlen. Plot und Details sind da offensichtlich Nebensache.

Außerdem sei positiv erwähnt, dass ich seit dem Sichten des sechsten Teils durchaus Respekt vor Milla Jovovich habe. Sie hat zwar in den vorangegangenen Teilen nicht unbedingt auf einen Preis für geniale Mimik und Gestik bei einem Filmcharakter hingearbeitet, fällt in diesem „Finale“ aber auch nicht unter das gewohnte Niveau. Andere Schauspieler haben nach so vielen Jahren mit der immer gleichen Klischeerolle die Nase voll und spielen nur noch auf Sparflamme. Jovovich hingegen, hat sich irgendwo einen letzten Rest Begeisterung für ihre Figur aufgespart und das merkt man ihr auch an. Ein Fakt, der dem ganzen Film letztendlich ebenfalls zugute kommt.

Fazit

„Resident Evil 6: The Final Chapter“ ist leider viele Dinge nicht. Dieser Film ist nicht sonderlich clever und verfügt über keinen ausgeklügelten Plot. Die Wendungen und dazugehörigen Erklärungen sind hauchdünn, reißen umgehend bei Kontakt und bringen im Zuschauer die Lust zutage, sich die flache Hand ins Gesicht zu klatschen. Die Actionszenen sind zwar durchaus unterhaltsam, aber auf keinen Fall neu oder sogar originell. Und vor allem ist dieser Film nicht das Finale. Er hat ein Ende, ja. In diesem Fall bedeutet das leider gar nichts. Die Wurst hat davon sogar zwei.

Trotzdem kann ich nicht alles schlecht reden — und glaubt mir: ich habe es versucht. Die Leistung von Hauptdarstellerin Milla Jovovich verdient durchaus Anerkennung, wenn man die Umstände bedenkt. Und wem das Setting im Allgemeinen gefällt, dürfte sich mit der Welt und der Action von „Resident Evil 6“ zumindest auf niedriger Ebene unterhalten fühlen. Wer in den beiden Vorgängern nicht gelitten hat, sollte seine Schmerzgrenze durch diesen Quasi-Abschluss der Reihe nicht entdecken.

Resident Evil 6 - The Final Chapter ist ab dem 26.01.2017 im Kino zu sehen.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 23.01.2017