Filmkritik zu Insidious: Chapter 3

  

Lin Shaye gehört zu den Schauspielern, die in den letzten Dekaden konstant in einer großen Bandbreite an Nebenrollen zu sehen waren, für ihren Einsatz hart gearbeitet haben und mit ihrer Präsenz jeden Film aufwerten. Selbst in relativem Unsinn wie „Ouija“ macht Frau Shaye noch eine glänzende Figur und schafft es dem Film ein klein wenig Größe zu verleihen. Selbst wenn sie nur in einer kleinen Zahl an Szenen auftritt, schlägt das Zuschauerherz höher und man wünscht sich mehr davon.

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Läuft ab dem 02. Juli in den deutschen Kinos: Insidious Chapter 3 - mehr Informationen zum Film in unserer Filmdatenbank (Trailer, Bilder, Cast etc.)

Mehr Platz für die großen Dame der Reihe

Dieser Moment ist nun endlich gekommen. Mit dem nächsten Kapitel der Gruselsaga „Insidious“ aus der Feder James Wan und Co-Star Leigh Whannell geht es (fast) ausschließlich um Shayes Charakter Elise Rainier. In „Insidious: Chapter 3 — Jede Geschichte hat einen Anfang“ sitzt nun auch zum ersten Mal Leigh Whannell (Specs aus den vorherigen Teilen) auf dem Regiestuhl und geschickt platziert er den interessantesten Charakter der kompletten Reihe im Vordergrund.

Dabei geht Whannell als Drehbuchautor allerdings so weit, dass er die üblichen Pfade der Franchise um Spukgestalten und Besessenheit an einigen Stellen verlässt. Dies geschieht sicherlich nicht einzig und allein um Lin Shaye Platz zur Schauspielerei zu geben, sondern in erster Linie um dem Medium Rainier mehr Farbe zu verleihen, aber dies wird Freunden der Reihe nicht durch die Bank Laute des Entzückens entlocken. Es macht jedoch Spaß Lin Shaye beim Performen zu sehen. Sie verleiht Elise Rainier eben das Format, dass sie verdient und sicher im Rahmen einer TV Serie oder eines Buches auch erhalten hätte. In einem Horror- beziehungsweise Gruselfilm dreht es sich aber in erster Linie um Grusel.

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Stimmen aus der Zwischenwelt

Keine Sorge, auch in „Insidious: Chapter 3 — Jede Geschichte hat einen Anfang“ gibt es reichlich Gelegenheiten vor Schreck aus dem Kinosessel hochzufahren oder sich im Unterarm des Sitznachbarn festzukrallen. Mit diversen Jump-Scares macht auch der dritte Teil seinen Vorgängern keine Schande. Whannell schafft es in einem guten halben dutzend Momenten Überraschung und Druck aufzubauen um seinen Schreckmomente effektvoll einzuleiten. Besonders talentiert verwendet er dabei Stille. Zwar kommt der ein oder andere künstlerisch wirken wollende Kamerawinkel zum Einsatz, im großen und ganzen aber bleibt er den klassischen, genretypischen Haltungen treu. Die Bildsprache von „Insidious: Chapter 3 — Jede Geschichte hat einen Anfang“, genau wie die Geschwindigkeit des neuen Kapitels orientieren sich ebenfalls an den Vorgängern. So sehr, dass ich mich persönlich ein paar Mal über die Heftigkeit des eigenen Erschreckens gewundert habe und verständnislos den völlig unbekannten Sitznachbarn anblickte, der ebenfalls nur verwundert mit den Schultern zuckte.

Drama, Baby!

Dann aber sind da immer wieder Szenen, die sich nur auf die beteiligten Charaktere konzentrieren und nicht zum üblichen Druck der Franchise beitragen. Diese Szenen sind gut gespielt und helfen dem Verständnis der Figuren sehr. Allerdings nehmen sie dem Film Schwung und wirken bisweilen wie aus einem komplett anderer Film. Das allerdings fällt glücklicherweise weniger heftig ins Gewicht, denn eine Bindung zu Elise Rainier besteht schon aus den vorherigen Teilen. Auch deshalb (und auf Grund einiger benötigter und im Verlauf des Films erlangter Informationen) ist „Insidious: Chapter 3 — Jede Geschichte hat einen Anfang“ wirklich nur etwas für Veteranen der vorherigen Teile. Wer sich das dritte Kapitel anschaut ohne Teil 1 und Teil 2 gesehen zu haben nimmt sich nicht nur schlussendlich einige Kernmomente der Vorgänger, auch bleiben andere wichtige Stelle des dritten Teils absolut unverständlich.

Im Westen nicht Neues

Inhaltlich bewegt sich der dritte Teil dann auch in einem recht bekannten Terrain. Whannell versucht erst gar nicht eine wirklich neue Geschichte zu erzählen. Etwas mehr Mut oder Kreativität hätten, auch auf Grund der gesuchten Tiefe in den Charakteren, dem Drehbuch allerdings gut zu Gesicht gestanden. Das in diesem Kontext die Jump-Scares dann so gut funktionieren und in Anbetracht der deutlich weniger konsequent hochgehaltenen Atmosphäre ist fast ein wenig erstaunlich. Im Umkehrschluss aber ist es dann nicht minder erstaunlich, dass Frau Rainier nicht die richtigen Schlüssel in Teil 1 und 2 zieht, denn der dritte Teil der „Insidious“ Reihe ist nun einmal ein Prequel.

In diesem beginnt alles damit, dass Quinn Brenner (Disney Channel Veteranin Stefanie Scott) ihre am Krebs verstorbene Mutter betrauert um mit Elises Hilfe Kontakt zu ihr sucht. Elise hält natürlich davon wenig, weiß sie doch genau was für rastlose und bösartige Seelen in der Zwischenwelt nur darauf lauern einen Zugang zum Diesseits zu finden, lässt sich aber schlussendlich weichklopfen. Ab hier nimmt alles den gewohnten Verlauf, eine Familie wird ins Chaos gestürzt und ein extrem fieser (Un)Zeitgenosse mit mieser Vergangenheit, diabolischem Charakter und weitreichenden Plänen tritt auf den Plan. Alles in allem eben keine unbekannte Handlung, aber eben eine, die noch immer funktioniert.

Fazit

Für Fans der Franchise ein Muss. Leider kein Geniestreich und in der Aufmachung keine wirkliche Bereicherung der Reihe. Es steht zu hoffen, wenn denn ein weiterer Teil in der Planung sein sollte, dass es in diesem frischen Wind gibt. Dennoch macht das wiedersehen mit bekannten Gesichtern Freude, die neuen machen ebenfalls einen guten Job. Leider etwas weniger Angst und Schrecken als gewohnt, dafür gibt es psycho-dramatisch sauber erzähltes und gut abgeliefertes Charakterspiel. Ein wenig mehr Verbindung von beidem hätte „Insidious: Chapter 3 — Jede Geschichte hat einen Anfang“ allerdings geholfen.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 16.06.2015