Avengers Assemble!

  

Nächste Woche ist es endlich soweit. Mit „Avengers — Age of Ultron“ kommt nicht nur der nächste Teil der „Marvel Cinematic Universe“ Franchise in die deutschen Kinos, sondern auch der vorletzte Teil der „Phase 2“. Einzige „Ant-Man“ fehlt dann noch um die nächste Stufe in Sachen dysfunktionaler Superheldenfamilie zu zünden. Keine Ahnung von „Phase 2“? Was Agent Coulson so in seiner Freizeit treibt ist dir entgangen? Geschweige denn, dass Nick Furys engster Mitarbeiter überhaupt noch lebt? Kein Problem, wir helfen ein wenig auf die Sprünge, werfen ein paar Blicke auf kleine Details und wagen einen spoilerfreien Blick in die Zukunft.

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Marvel und ein eigenes Universum

The Avengers. The earth mightiest heroes. Zumindest immer dann, wenn sie sich nicht an die Gurgel gehen. Seit April 2008 haben sie, teilweise, schon einen echt langen Weg hinter sich. Ganz vorne weg natürlich Iron Man Tony Stark. Mit ihm als Zugpferd wagte Marvel den Start der bisher umfangreichsten Filmfranchise. Nicht einmal „Star Wars“ kommt bisher an das Ausmaß der Produktionen heran. Die Betonung liegt hier ganz klar auf „bisher“, denn in den kommenden Jahren ist ja aus der weit entfernten Galaxie noch so einiges zu erwarten. Nicht immer sah es allerdings so aus, als würde das Marvel Cinematic Universe, kurz MCU, den glorreichen Zeiten entgegen steuern, in denen es seit ein paar Jahren angekommen ist. Selbst nach dem riesigen Erfolg von „Marvel's The Avengers“ hätte sich sicherlich kaum einer realistisch vorauszusagen gewagt, dass in Bälde ein Film mit einem mehr oder weniger sprechenden Baum und einem genetisch manipulierten Waschbären als Blockbuster in die Kinos verirren würde. Geschweige denn, dass diese noch abgedrehtere Bande als die Avengers einen ebenfalls immensen Erfolg haben würde und voraussichtlich am 5. Mai 2017 als „Guardians of the Galaxy“ (Bild unten) zurückkehren wird.

Guardians_of_the_Galaxy_Gruppenfoto

Was in den Weiten des Universums zwischen Xandar, Klyn und Knowhere ablief ist sicher kaum einem entgangen. Aber wie hängt das nun alles mit Tony Stark zusammen? Nun, die Geschichten des MCU spielen auf mehreren Ebenen, die nicht zwingend mit den Phasen zusammenhängen. Die Phasen der Filmreihe bilden ein Art von Kapiteln in der Installation der ersten Helden. Zunächst einmal dienten sie der Einführung der wichtigsten Charaktere. Rückblickend hat dies entweder sehr gut, wie am Beispiel Iron Man oder eben weniger gut wie am Beispiel Thor und Hulk funktioniert. Auch der erste Captain America Film stieß bei nicht allen Fans und Kritikern auf Begeisterung. Finaziell erfolgreich waren sie allesamt. Teilweise ist dies aber eher dem aggressiven Marketing um die Filme geschuldet, als dem eigentlichen Film selber. Nach und nach hat sich aber um den bald in den Hintergrund tretenden Produzenten Kevin Feige ein Team versammelt, dass nicht nur die Anerkennung und das Vertrauen der weltweiten Fans genießt, sondern auch mit dem meist sehr richtigen Gespür an die Geschichten der Superhelden aus Marvels Comicschmiede herangeht. Und dies eben nicht nur als Filmschaffende, sondern auch als echte Fans der Comics. Bei allen Diskussionen rund um Tony Stark, Bruce Banner, Steve Rogers, Thor und ihre Mitstreiter ist allerdings zu beachten, dass sich das MCU explizit von den Comics abhebt und nicht für sich in Anspruch nimmt exakt veröffentlichte Comics wiederzugeben, sondern sich eher in Tradition der „Alternate Earth“ Reihe sieht, also eine eben leicht oder gar gravierend anderes Universum darstellt.

Allmächtige Accessoires

Nach und nach wurden die Filme nicht nur über kurze Clips kurz nach den Hauptcredits und den kompletten Credits, sowie mit einigen Bonusclips, den „Marvel One Shots“ verknüpft, sondern auch über geschickt in die Filme eingebaute Eastereggs. Genauen Beobachtern dürfte dabei allerdings inzwischen aufgefallen sein, dass nicht alle dieser kleinen Überraschungen auch tatsächlich auf die lange Sicht angelegt waren. So tauchte ein im weiteren Verlauf noch sehr wichtig werdendes Objekt bereits zu Beginn von „Thor“ für einen kurzen Augenblick in Odins Schatzkammer auf. Bei diesem Stück Comicgeschichte handelt es sich um den „Infinity Gauntlet“, einem Panzerhandschuh, mit dem es möglich sein soll, die mystischen Infinity Steine zu vereinen. Ihr habt mich schon wieder verloren? Nicht so schlimm, aber der ein oder andere muss hier wirklich dringend seine Hausaufgaben machen, sich 20 Stunden vor der Heimkinoanlage festketten und alle bisher auf DVD und BluRay erschienen Teile gucken, so er oder sie nicht irgendwann den Anschluss verlieren will. Also die Infinity Steine... In „Guardians of the Galaxy“ wurde enthüllt, dass es sich dabei um sechs Überbleibsel von Singularitäten aus Zeiten vor den Urknall handelt. So zumindest der Collector Taneleer Tivan. Ihre Macht kann nur von wenigen, sehr mächtigen Wesen kontrolliert werden. Alle anderen werden, so sie direkten Kontakt zu einem der Infinity Steine haben schlicht und ergreifend in ihre Bestandteile zerlegt. Das erste, sichtbare Opfer der Macht dieser Steine war übrigens auch nicht die wagemutige Dienerin in Tivans Sammlung, sondern Johann „Red Skull“ Schmidt, der Anführer von Hydra während des zweiten Weltkriegs. Der von ihm in „Captain America — The First Avenger“ zu Beginn geraubte „Tesserakt“ beherbergt in seine Kern nämlich den „Space Stone“. Ein weiterer Stein befindet sich oder ist der „Aether“ aus „Thor 2“ und natürlich der Orb aus „Guardians of the Galaxy“, in dessen Kern sich der „Power Stone“ verbarg. Immer wieder wurde angedeutet, dass sich auch in Lokis Zepter ein solcher Stein verbirgt und Lokis Kräfte um ein vielfaches potenzierte.

Verknallte Götter und mangelnde Aufmerksamkeit

Mit diesen Steinen bringt sich dann auch immer wieder Thanos ins Spiel. Zur Erinnerung, Thanos ist der blaue, riesige Typ mit der Vorliebe für fliegende Sitzgelegenheiten und einem Hang zu Planetenvernichtung. Klingt im Angesicht von Bösewichten wie Mandarin, Hydra, Loki und Co irgendwie nach einer echt schwachen Motivation. Einfach nur Planeten zu pulverisieren ist tatsächlich etwas mau. Aber Thanos tatsächliche Motivation wurde bereits am Ende von „Marvel's The Avengers“ angedeutet. Nachdem die Invasion der Chitauri über und in Manhattan gescheitert war, merkte der Anführer der Chitauri Thanos gegenüber an, dass diese ganze Nummer irgendwie nicht so gut gelaufen sei und ein erneuter Angriff auf die Erde sicher nicht besser ausgehen würde. Den Menschen seien halt einfach nicht gewillt sich zu unterwerfen. In der Originalfassung lautet dieser Satz: „They stand. They are unruly, and therefore cannot be ruled. To challenge them is to court death.“ Thanos Reaktion darauf ist ein finsteres, dunkelblaues Grinsen. Doch was findet dieser angebliche Halbgott daran so lustig? Zumindest, wenn man sich mit Thanos im Multiversum der Comics beschäftigt, so lässt sich daraus ableiten, dass Thanos nicht einfach so loszieht und Planeten einebnet. Der „gute“ Mann hat sich nämlich am Anbeginn der Zeiten, beziehungsweise kurz davor, in eine der hinter den Infinity Steinen stehenden Wesenheiten verschossen. Die ist niemand anderes als „Lady Death“, die im Marveluniversum den Tod repräsentiert. Um bei dieser eiskalten Dame zu landen, fährt Thanos den Kurs offensiver Aufmerksamkeitserregung. Und was eignet sich besser um die Aufmerksamkeit des Tods zu erregen, als ihr möglichst viel Arbeit zu verschaffen. Wie und ob dieser Plan aufgehen wird, wird uns als Kinobesucher zwischen 2017 und 2019 beschäftigen, wenn der Kampf um alle sechs Steine das ganze Universum in Atem halten wird.

Magische Ex-Mediziner und verstrahlte Spinnen

Vorher wird es aber noch auf der Erde munter weitergehen. Zunächst einmal mit „Ant-Man“ und dann in „Civil War“ mit Captain America. Hier darf auch endlich wieder eine Netze spinnender Bekannter auftreten, den es nach langen Verhandlungen mit dem Rechteinhaber Sony in die Arme von Disney verschlagen hat. Genau, Spider-Man dürfte den Avengers beitreten können. Immerhin ist er in den Comics ein festen Mitglied der Heldentruppe. Sicher ist auch das Auftauchen von „Doctor Strange“. Angeteasert wurde seine Existenz bereits im zweiten Teil um Captain America. Wie die Geschichte des ehemaligen Neurochirurgen und mächtigen Magier in das bestehende MCU eingewoben wird lässt sich ab 04. November 2016 beurteilen. Mit Benedict Cumberbatch als Stephen Strange dürfte es in keinem Falle langweilig werden. Zudem liegen noch einige Plotstränge für die Zukunft abseits der Avengers offen. Was treibt Loki wohl so auf Heimdall, wie geht es Bucky Barnes aka „Winter Soldier“ und wird Iron Man tatsächlich in den Ruhestand treten und nur noch mit Geld um sich werfen um den Avengers andauernd neue Klamotten zu kaufen? „Avengers — Age of Ultron“ wird sicher auf die ein oder andere Frage eine Antwort bieten können. Allerdings auch weitere Fragen aufwerfen.

Julius, 18.04.2015