Im ersten Jahr der deutschen Besatzung Frankreichs. Shosanna Dreyfus (Melanie Laurent) muss mit ansehen wie der Nazi Oberst Hans Landa (Christoph Waltz) ihre gesamte Familie ermordet. Shosanna gelingt es nur knapp, zu entkommen. Sie flieht nach Paris und legt sich dort eine neue Identität als Besitzerin eines Kinos zu. Anderswo in Europa stellt Leutnant Aldo Raine (Brad Pitt) eine Gruppe bestehend aus jüdisch-amerikanischen Soldaten zusammen, die flinke, schockierende Vergeltungsschläge begehen soll. Später werden sie dem Feind als „Die Bastarde“ ein Begriff sein. Raines Truppe kontaktiert die deutsche Schauspielerin und Geheimagentin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) für einen Einsatz, um die Führer des III. Reichs zu töten. Schicksale verschmelzen im politischen Untergrund und Schutz von Shosannas Kino. Die junge Frau plant dabei ihren ganz persönlichen Rachefeldzug…
Mit der ausgewogenen Mischung aus Schundroman und Propaganda vermengt Quentin Tarantinos INGLOURIOUS BASTERDS ebenso die schändlichen, wie unterdrückten, überlebensgroßen Geschichten des 2. Weltkriegs.
Der lange Reifeprozess von INGLOURIOUS BASTERDS lässt sich am Besten durch Anekdoten vermitteln, die von den Freunden und Kollegen von Autor und Regisseur Quentin Tarantino erzählt werden. Bruchstücke der Geschichte und des Drehbuchs tauchten in zufälligen Gesprächen zwischen Tarantino und seinen Freunden auf. Die „Männer im Kampfauftrag“ dieses Spionagefilms verdanken ihren Namen dem Film “Inglorious Bastards” von Enzo Castellari aus dem Jahr 1978. Produzent Lawrence Bender erinnert sich an das erste Mal, als ihm Tarantino Auszüge aus INGLOURIOUS BASTERDS vorlas: „Das war vor mindestens zehn Jahren. Er las mir in meinem Büro Szenen vor, die mich einfach nur umhauten.
Ich dachte: Den müssen wir machen.“ Bender hatte jedoch noch zu warten. Das Drehbuch musste erst Gestalt annehmen, in den zehn Jahren, die folgten. In dieser Zeit blieb der Titel, aber die Ideen für die Geschichte kamen und gingen. Mal spielte Tarantino mit dem Gedanken, aus dem Projekt eine Mini-Serie für das Fernsehen zu machen, dann wiederum wollte er aus dem Stoff zeitweise auch einen Roman schreiben.
Und doch tauchte das so oft diskutierte Drehbuch hier und da wieder auf, erinnert sich Eli Roth, der den “Basterd” Donny Donowitz spielt: „Meine erste Begegnung mit INGLOURIOUS BASTERDS fand im Dezember 2004 statt, als mir Quentin den gesamten Hitler Monolog vorlas. Damals sah ich das erste Mal das, was ich heute das ‘Quentin Tarantino Theater’ nenne, wenn er sein Drehbuch vorliest und dabei jede Figur vorspielt.“
Roth fügt hinzu: “Ich erinnere mich daran, wie ich zu ihm sagte, dass mich das, was er vorgelesen hatte, völlig umwarf. Jahrelang rief er mich dann an und sagte: ‚Hey, ich habe eine neue Szene für INGLOURIOUS BASTERDS’, aber dann legte er es doch zur Seite, um DEATH PROOF zu machen. Vor etwa eineinhalb Jahren sagte er dann: ‚Ich glaube, ich will INGLOURIOUS BASTERDS wirklich zu Ende schreiben.‘“
Im Frühling 2008 erwähnte Tarantino gegenüber Bender, dass er sich nun ganz besonders auf INGLOURIOUS BASTERDS konzentriere. Bender erinnert sich: „Ich freute mich für ihn, weil er so glücklich darüber schien. Mir war aber nicht bewusst, wie nah er dran war, das Drehbuch abzuschließen.“
Am 2. Juli 2008 hatte Tarantino die endgültige Fassung von INGLOURIOUS BASTERDS beendet.
ar Savone, Associate Producer, die mit Tarantino zusammenarbeitet, seitdem sie bei JACKIE BROWN Regieassistentin war, erinnert sich an den Augenblick, als sie das erste Mal das Drehbuch in den Händen hielt: Wir nennen den Tag, an dem er ein Drehbuch beendet „Veröffentlichungstag“. Wir erhalten es dann und verschicken es. Er legte es auf meinen Schreibtisch und wir machten Kopien. Dann rief er seine Freunde an und sagte: „Ich habe mein Drehbuch. Ich habe es geschafft. Kommt her und holt es Euch.“ Er hatte eine lange Liste von Freunden und Bekannten, denen er es geben wollte, und so war es ein ständiges Kommen und Gehen von Leuten, die uns besuchten, um ihre Kopie abzuholen. Als wir die Liste fast abgearbeitet hatten, schaute ich auf alle Mädchen im Büro und sagte nur: „Wir brauchen jetzt Wein.“
Quentin rief mich am 3. Juli an und Pilar schickte mir das Drehbuch, erinnert sich Bender: „Ich änderte all meine Pläne, blieb zu Hause und las das Buch sofort durch. Ich war kurz davor, zum Telefonhörer zu greifen und zu sagen: ‚Ich muss das nochmal lesen’. Ich setzte mich also wieder hin und las es erneut. Ich denke mal, es ist klar, dass ich sehr begeistert war.“
Tarantino macht deutlich: „Jedes Kapitel im Film hat einen leicht anderen Look und setzt auf eine andere Gefühlslage. Der Erzählton ist in allen Kapiteln unterschiedlich. Der Beginn ist wie in einem Spaghetti-Western, aber mit der Ikonographie des 2.Weltkriegs.“
Der Maskenbildner Greg Nicotero, der seit RESERVOIR DOGS mit Tarantino zusammen arbeitet, war ein weiterer, früher Leser des Drehbuchs. Es gab da einen Riesenunterschied wie er sich den Film vorab vorgestellt hatte und dem, was er dann auf den 164 Seiten des Drehbuchs las: „Ich hatte gigantische Schlachtszenen erwartet mit viel Blut und zerfetzten Körpern. So war das eine echte Überraschung. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung das Drehbuch geht. Ich war nur erstaunt über den hohen Grad der Detailtreue und wie authentisch Quentin die Geschichte machte.“
Alle, die Tarantino kennen, wissen wie wichtig es ihm ist, Filme für ein weltweites Publikum zu drehen und nicht nur für Amerikaner. Julie Dreyfus, die Sophie Fatale in KILL BILL verkörperte, kommentiert: “Als er KILL BILL drehte, wollte er so authentisch wie möglich sein.”
Außerdem überraschte das Drehbuch die Leser, weil sich reale und erfundene Charaktere laufend begegnen und in einer scheinbaren Realität abwechseln: „Wichtig dabei ist der erste Satz des Drehbuchs: ‚Es war einmal im Nazi-besetzten Frankreich.’ Es ist ein Märchen, das im Tarantino-Stil erzählt wird“, sagt Nicotero. „Es ist eine Fabel und führt den Zuschauer von der Eröffnungsszene an auf diesen einmaligen Weg.“
Der begeisterte Produzent Lawrence Bender traf sich mit Quentin Tarantino am Sonntag, den 6. Juli 2008, um das Projekt und alle Herausforderungen, die vor beiden lagen, zu diskutieren. Bender erinnert sich: „Wir sprachen über das Drehbuch und darüber, wo wir drehen wollten. Dabei redeten wir über alle möglichen Orte überall auf der Welt und fokussierten uns dann auf Deutschland, insbesondere auf Berlin.“
Tarantino sagte zu Bender, er wolle den Film für das Filmfestival in Cannes 2009 fertig haben, was fast unmöglich erschien. Bender erinnert sich: „Ich sagte, ‚Wir müssten dann mit der Pre-Production schon morgen beginnen und in genau 14 Wochen mit den Dreharbeiten anfangen. Wir sind dann wahrscheinlich in Deutschland, bevor die Finanzierung endgültig steht. Wir werden casten, Drehorte finden, ein Filmteam zusammen stellen, alle diese Dinge tun, noch bevor wir eine Finanzierung haben.‘“
Der ausführende Produzent Lloyd Phillips fügt hinzu: „Die ersten zwei bis vier Wochen waren verrückt und alles geschah so schnell. Ich arbeitete rund um die Uhr, musste mich mit Zeitzonen beschäftigen, der Crew, den Finanzen usw. Weil wir genau wussten, an welchem Datum wir beginnen würden, mussten wir die Aufmerksamkeit aller wecken. Ohne das großartige Team, das wir zusammenstellten, hätten wir diesen Tag nicht schaffen können. Wir hatten ein wunderbares Team.“
Tarantino und die Produzenten schickten Brad Pitt das Drehbuch und begannen, die „Basterds“ zusammen zu stellen. Als Tarantino in Deutschland ankam, hatte der Szenenbildner David Wasco bereits eine umfangreiche Drehortsuche unternommen und einen ganzen Raum mit Fotos vorbereitet, die er Tarantino zeigte. Der fieberhafte, lebhafte Pre-Production Fahrplan hatte begonnen. 14 Wochen nach dem „Veröffentlichungstag“ konnten die Dreharbeiten zu den „Basterds“ beginnen...