„Fast jeder hat irgendwann schon einmal unter einem schrecklichen Boss gelitten“, sagt Regisseur Seth Gordon. „Wir alle wissen, wie verführerisch es ist, sich auszumalen, wie viel schöner das Leben ohne sie wäre. In unserer Geschichte geht es um drei Typen, die diese Fantasien in die Tat umsetzen wollen.
„Doch es läuft nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt haben“, fügt er hinzu. Zunächst mag es ein wenig extrem anmuten, die Folterknechte einfach umzulegen, aber bald wird klar, dass diesen drei eingeschüchterten und manipulierten Angestellten aus verschiedenen Gründen gar keine andere Option mehr bleibt. Sie sind ja durchaus nicht immer schon mordlüsterne Nörgler gewesen — ganz im Gegenteil. Die von Jason Bateman, Charlie Day und Jason Sudeikis gespielten Helden der Geschichte bezeichnet Gordon „als ganz normale Angestellte und Bürger. Sie sind eigentlich überhaupt nicht bösartig, sie rackern sich ab, geraten aber in eine Sackgasse und werden von ihren Vorgesetzten auf wirklich abgefeimte und nachhaltige Weise so lange gemobbt, bis das Fass irgendwann überläuft.“
Jede Woche treffen sich die guten Freunde Nick, Dale und Kurt auf ein paar Biere und schütten sich gegenseitig das Herz aus — über ihre verzweifelte Situation und die dafür Verantwortlichen: Nicks kontrollsüchtiger Boss Harken (Kevin Spacey), Pellit, der gewissenlose Erbe der väterlichen Firma und Kurts existenzbedrohender Hassgegner (Colin Farrell), und die lüsterne Zahnärztin Julia Harris, in der die Zuschauer eine völlig neue Jennifer Aniston entdecken werden. Die Gespräche (und das Bier) führen logischerweise dazu, dass die Jungs darüber nachdenken, wie viel schöner ihr Berufsleben doch wäre, wenn sie ihre unausstehlichen Bosse los wären. Wie herrlich es wäre, wenn die Chefs plötzlich das Zeitliche segnen würden. Wie sehr sie den Tod verdient haben …
An diesem Punkt fehlt doch nur noch ein kleiner weiterer Schritt — denken sie zumindest. Die Wut ist übermächtig, die heimlichen Fantasien konkret, und einschlägige Beispiele kennen sie aus den zig Staffeln der Serie „Law & Order“ (Die Aufrechten — Aus den Akten der Straße). Dennoch gibt es ein Problem: Sie verfügen als Mörder über keinerlei Fähigkeiten oder Erfahrungen — geschweige denn Talent. „Sie sind total inkompetent“, stellt Gordon fest. Das kapieren die drei sehr schnell — und ständig werden sie wieder daran erinnert. Also bitten sie einen auf Bewährung freigelassenen Knastbruder um Hilfe, der sich selbst zum halben Preis für den Job anbietet: Motherfucker Jones, gespielt von Jamie Foxx.
„Dies ist das Sprungbrett, das die Story geradlinig vorankatapultiert — eins führt zum anderen, das Tempo nimmt zu, es wird immer verrückter, und bald gibt es für die Jungs kein Zurück mehr“, erklärt der Regisseur, der „Kill the Boss“ als eines der seltenen Drehbücher bezeichnet, bei dem er Tränen gelacht hat.
Auch wenn normale Zuschauer sich nicht in ein Mordkomplott hineinversetzen können — egal wie bescheuert es auch geplant sein mag —, so sind sich die Filmemacher doch sicher, dass jedermann die wachsende Frustration nachvollziehen kann, die unsere drei Angestellten schließlich durchdrehen lässt. Produzent Brett Ratner, der „Kill the Boss“ mit seinem Produktionspartner Jay Stern entwickelt hat, stellt fest: „Der Titel sagt im Grunde alles: Jeder, der ihn hörte, hat sofort darauf reagiert. Die meisten wollen nicht zugeben, dass sie derzeit für einen schrecklichen Chef arbeiten müssen, aber sie zitieren frühere Vorgesetzte oder erzählen uns von einem ‚Freund‘, der unter einem leiden muss. Jeder kann ein Lied davon singen, und deswegen macht das so viel Spaß.“
„Bei den Gesprächen über diesen Film merkte ich, dass tatsächlich viel mehr Leute ihre Bosse umbringen wollen, als ich je gedacht hätte“, berichtet Jason Sudeikis, der die Hauptrolle des normalerweise sehr verträglichen Kurt übernimmt. So gesehen ist „Kill the Boss“ eine groß angelegte Wunsch-Projektion für all jene, die irgendwann einmal daran gedacht haben, ihren Vorgesetzten vom Dach zu schubsen. Doch in diesem Fall übernehmen Nick, Dale und Kurt das ganze Risiko — und sie begehen auch alle idiotische Fehler.
„Sie sind unsere Stellvertreter“, sagt Produzent Jay Stern. „Viele Leute erleben aktuell schwere Zeiten, und viele sind schon dankbar dafür, dass sie überhaupt Arbeit haben. Dennoch fragt man sich, wenn man unter Druck steht oder schlecht behandelt wird: ‚Muss ich mir das wirklich gefallen lassen? Muss ich mich tatsächlich mit diesem Irren abgeben?‘ Die meisten Leute wollen ihre Bosse nicht unbedingt umbringen, aber sie hätten sicher nichts dagegen, wenn die Chefs im Feierabendverkehr mal eine Zeit lang von einer Autobahnbrücke baumeln würden.
Als die drei Jungs ihre extreme Rache planen, wirkt das zunächst reichlich düster. Doch dann geht ihr Plan derart spektakulär schief, dass es bald nicht mehr um drei Angestellte geht, die unbedingt ihre Chefs umbringen wollen. Im Mittelpunkt steht vielmehr das ausgeflippte, völlig überdrehte Abenteuer, bei dem sie all ihren Mut zusammennehmen und durch das sie in einen Schlamassel geraten, der wirklich mehr als eine Nummer zu groß für sie ist.“
Jason Bateman, der den bedrängten Nick spielt, sieht das ähnlich: „Man kann das nicht als rationales Verhalten bezeichnen, und ich hoffe, dass niemand wirklich auf eine solche Idee kommt. Wir wollen die Zuschauer einfach zum Lachen bringen. Wenn sie eine Parallele zu ihrem eigenen Leben entdecken, ist das toll. Aber ich empfehle niemandem, das wirklich selbst auszuprobieren.“
Um der Story gerecht zu werden, gaben die Filmemacher beim Konzept zu „Kill the Boss“ Vollgas und ließen nicht nur dem Humor freien Lauf. Dazu Ratner: „Hier wird mit harten Bandagen gekämpft, es geht in die Vollen. Seth brachte seine ausgeprägte eigene Meinung ein und entwickelte hervorragende Vorschläge für die Besetzung und Umsetzung. Er begriff sofort, in welcher Tonlage wir den Film ansiedeln müssen — und das ist ihm dann auch absolut überzeugend gelungen. Es ist immer eine Gratwanderung, einerseits eine wirkliche Krise, eine echte Bedrohung zu beschwören und sie andererseits dann lustig aufzulösen. Mir gefällt vor allem, dass keiner der Gags als Selbstzweck eingefügt wird. Immer bezieht sich der Humor direkt auf die Figuren und die Situation, alles hat einen Bezug zur realen Welt.“
„Normale Menschen wollen einfach nur arbeiten, mit Respekt behandelt werden und dann wieder nach Hause gehen. Ist das zu viel verlangt?“, fragt Drehbuchautor Michael Markowitz. Er steuerte auch die Story des Films bei und bestätigt, dass „Kill the Boss“ weitgehend auf seine eigenen Büroerfahrungen zurückgeht: „Das Schreiben war meine Rache.“ Bevor die Zuschauer zu hart mit den Helden ins Gericht gehen, sollten sie daran denken, dass „sie um ihre Würde kämpfen. Sie müssen etwas tun, um sich zu wehren, um ihr Gesicht zu wahren“, sagt Drehbuchautor John Francis Daley. Im Hinblick auf eine Szene, in der diese Einstellung auf energische Weise demonstriert wird, fügt sein Autorenpartner Jonathan Goldstein hinzu: „Und wenn Würde bewahren bedeutet, dass man sich eine Zahnbürste in den Hintern steckt, dann muss das eben sein.“
„Wer auf der Leinwand menschlich-herzerwärmende Geschichten erleben möchte, findet vielleicht geeignetere Filme als diesen“, gesteht Charlie Day, der den ängstlichen, aber letztlich doch beharrlichen Dale spielt. Laut Gordon „haben wir unterm Strich keine Botschaft zu verkünden. Es handelt sich einfach um eine lustige, derbe, eskapistische Komödie über drei Typen, die ihre Bosse killen wollen und sich schon bei der Planung völlig verheben.“
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