Bei der Besetzung der Rollen von Charles, einem hochbegabten Oxford- Absolventen und Genetiker, der der beste Telepath der Welt ist, und Erik, der sich als junger Mann unter schrecklichsten Umständen seiner Fähigkeit, den Magnetismus zu kontrollieren, bewusst wird, gingen die Filmemacher mit höchster Sorgfalt vor. Sie wussten, dass vor allem die Zuschauer die Nachfolger bzw. Vorgänger von Patrick Stewart und Ian McKellen akzeptieren mussten.
James McAvoy, der problemlos zwischen Parts in Independent- Produktionen wie ATONEMENT („Abbitte“, 2007) oder THE LAST KING OF SCOTLAND („Der letzte König von Schottland — In den Fängen der Macht“, 2006) und Blockbustern wie THE CHRONICLES OF NARNIA: THE LION, THE WITCH AND THE WARDROBE („Die Chroniken von Narnia — Der König von Narnia“, 2005) oder WANTED („Wanted“, 2008) hin und her wechselt, wurde als Charles besetzt. McAvoy freute sich, den Part in diesem entscheidenden Moment, in dem sich die Figur Xaviers nachhaltig entwickelt und verändert, spielen zu dürfen. Sein Xavier unterscheidet sich grundlegend von dem selbstsicheren, patriarchalischen Xavier der Originaltrilogie.
„In den vorangegangenen Filmen”, erklärt McAvoy, „ist Professor X völlig selbstlos. Er ist in tiefstem Herzen ein Humanist, er ist für die Welt da und hilft anderen. Wenn wir ihn hier in unserem Film kennen lernen, kreist er noch um sich selbst, er ist auch egoistisch und ein klein wenig verloren. In X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG geht es darum, wie Charles seine Berufung findet — und genau das hat mich an der Rolle so gereizt. Ich konnte herausfinden, wer Charles war, warum er zur Person geworden ist, die er jetzt ist. Matthew hat von Anfang an klargestellt, dass sowohl ich als auch Michael (Fassbender, in der Rolle des Erik) unseren ganz eigenen Stil verfolgen und unsere Parts nicht als jüngere Versionen von Patrick Stewart und Ian McKellen anlegen sollen.”
„Ich glaube, James hat alles, was man für die Rolle braucht”, sagt Vaughn. „In den vorausgegangenen Filmen war Charles eine Art Über-Lehrer und hatte so etwas wie eine buddhistische Zen-Ausstrahlung. Unser junger Charles ist etwas lustiger, etwas leichtlebiger. Er ist ständig in Bewegung, er provoziert. Charles ist noch mit sich selbst beschäftigt. Er genießt seinen Erfolg und ist auch stolz auf sich.” Jane Goldman fügt hinzu: „Die große Herausforderung bestand darin, Charles richtig zu zeichnen, seine Fehler zu finden und ihn so zum vielschichtigen Charakter zu machen. James McAvoy steuerte in diesem Punkt einige hervorragende Ideen bei, denn er verstand Charles voll und ganz.”
Wenn wir Charles in X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG das erste Mal treffen, haben die Mutanten sich der Welt noch nicht zu erkennen gegeben. Es ist sogar so, dass Charles sich überhaupt nicht sicher ist, ob es außer ihm und einer jungen Frau namens Raven, mit der er sich vor Jahren angefreundet hat, noch andere Mutanten gibt. „Soweit Charles weiß”, sagt McAvoy, „ist er eigentlich nur ein Kerl, der Gedanken lesen kann. Er hofft, noch auf andere Mutanten zu treffen, aber der Weg, den er später gehen wird, ist noch nicht vorgezeichnet. Noch weiß er nicht, dass er sich später für die Mutanten einsetzen und darum kämpfen wird, dass diese von den Menschen akzeptiert werden.”
Charles erkennt den Sinn und die Bestimmung seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, als er telepathisch mit anderen Mutanten dieser Welt Kontakt aufnimmt. Er tut dies mit Hilfe einer Apparatur, die allen XMEN- Fans bestens bekannt ist: der Cerebro, ein High-Tech-Verstärker, den er aufsetzt und so seine telepathischen Kräfte verstärkt. Der Cerebro in X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG ist ein früher Prototyp jenes stromlinienförmigen, modernen Apparats, den man aus den vorangegangenen Filmen kennt. Der aktuelle Cerebro sieht aus wie die Zeit, in der der Film spielt: ganz 1960er Jahre. Er besteht aus Materialien dieser Zeit, besitzt Kippschalter, Kathodenstrahlröhren und eine alte Antenne. Für dessen Konstruktion war Produktionsdesigner Chris Seagers verantwortlich, der den Cerebro der Originalfilme „zurückentwickelte”. Der Techniker erläutert: „Er besitzt eine ganz einfache Struktur, das Design haben wir seinem ‚Nachfahren’ entsprechend angepasst. Die Form basiert auf den kuppelartigen Observatorien, die man auf dem Land in England überall sieht.”
Durch den Cerebro hat Charles so etwas wie eine Erleuchtung. „Er erkennt zum ersten Mal, dass Tausende, wenn nicht Millionen von Mutanten auf der Welt leben. Das macht ihn demütig”, weiß McAvoy. „Er erkennt seine Aufgabe, findet seinen Sinn im Leben: Er muss andere Mutanten finden und ihnen helfen.”
Charles ist bereits zwischen die Fronten des drohenden Krieges zwischen den USA und der UdSSR geraten, als er einem anderen Mutanten mit Superkräften das Leben rettete. Dieser Mutant heißt Erik Lehnsherr und dessen tragische Vergangenheit hat ihn schon zum Feind der Menschen werden lassen — und das wird ihn letztendlich auch zu Charles’ Feind machen. Aber im Augenblick sind die beiden noch Freunde, verwandte Seelen. „Es ist das erste Mal in ihrem Leben, dass sie jemanden gleichwertigen getroffen haben, jemanden, der sie versteht und auch fordert”, führt McAvoy aus. „Charles ist von Eriks Potenzial begeistert.”
Tatsache ist, dass Charles die erste Person ist, mit der Erik sich jemals verstanden hat. Michael Fassbender, der Erik spielt, erklärt: „Es gibt sehr starke Bande zwischen Charles und Erik — und auch einen tiefen Respekt. Aber von Beginn an unterscheiden sie sich in ihren Ideologien. Erik misstraut allem Neuen, hat Probleme mit Nähe, damit, sich mit jemandem anzufreunden.
Und so klappt im Endeffekt auch die Freundschaft mit Charles nicht. Das wollten wir so glaubwürdig wie nur möglich vermitteln. Wir wollten diese Reise zeigen, auf die sich die beiden begeben, vorführen, wo es zum Bruch kommt und wann die Katastrophe beginnt. Wenn Erik und Charles’ Wege sich dann trennen, muss das Publikum spüren, was da verloren geht. Was hätten die beiden nur erreichen können, wenn sie sich für immer zusammen getan hätten.”
Erik zögert, Charles dabei zu helfen, die Welt vor sich selbst zu retten. Warum, fragt Erik, soll man die Menschheit überhaupt retten. Ist sie es wert? „Erik ist im Grunde ein Machtmensch, er glaubt, dass der Zweck die Mittel heiligt”, erklärt Fassbender. „Er hat für die Menschen nichts übrig und empfindet sie als minderwertig.“
Eriks überhebliche Art den Menschen gegenüber wurzelt in dessen Jugend, die hart im Kontrast steht zu Charles’ privilegiertem Leben. Erik musste ohne Eltern aufwachsen, war gezwungen, schlimmste Entbehrungen und Not zu ertragen. X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG führt Erik in jener Szenerie ein, mit der auch X-MEN eröffnete: im Konzentrationslager Auschwitz zu Beginn der 1940er Jahre. Dort zeigt Erik erstmals seine erstaunlichen Fähigkeiten, als die nationalsozialistischen Schergen ihn von seinen Eltern trennen. Er verbiegt mit schierer Willenskraft die Eisentore des Lagers. X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG steigt nach dieser Szene in die Handlung ein. Erik, noch Jugendlicher, wird von einem gewissen Dr. Schmidt als menschliches Versuchskaninchen missbraucht. Der rücksichtslose Wissenschaftler will dessen Superkräfte ergründen, sie für finstere Zwecke nutzen. „Matthew und mich hatte die Wucht der KZ-Szene aus X-MEN nachhaltig beeindruckt. Sie sagt so viel über den Charakter Eriks aus”, betont Ko-Autorin Jane Goldman. „Und Matthew wollte nun wissen, was als nächstes mit Eric passiert. Was man dann zu sehen bekommt, wirft ein ganz neues Licht auf Erik. Man sieht ihn ab sofort mit ganz anderen Augen.”
20 Jahre später, Erik ist nun ein erwachsener Mann, kennt er nur noch ein Ziel: Er will Dr. Schmidt — den wir nun als ganz veränderte Person kennen lernen — aufspüren und töten. Erik ist eine Naturgewalt, getrieben vom Hass auf Schmidt und die anderen Nazi-Ärzte, denen er die Schuld dafür gibt, dass sie ihn in eine Art Frankenstein-Monster verwandelt haben. Sogar als er sich mit Charles anfreundet und in der Gruppe der Mutanten, die später die XMEN werden, freundlich aufgenommen wird, verliert er seine Rachepläne nie aus den Augen. Erik ist ein Getriebener; sollte sich Charles oder irgendein anderer ihm in den Weg stellen, würde er nicht zögern, ihn auszuschalten”, weiß Fassbender.
Vaughn hatte Fassbender in dessen von der Kritik hochgelobten Auftritten in 300 („300“, 2007), HUNGER („Hunger“, 2008) und INGLOURIOUS BASTERDS („Inglourious Basterds“, 2009) gesehen und ihn nach dessen imposantem Vorsprechen auf der Stelle verpflichtet, den Erik zu spielen.
„Michael versieht Erik mit einer interessanten Attitüde und zudem ist sein Erik echt cool“, freut sich der Regisseur. „Michaels Spiel in diesem Film erinnert an Sean Connerys Interpretation von James Bond. Erik ist so etwas wie der ultimative Spion — denken Sie an Bond…aber mit Superkräften.” Fassbender, der diese komplexe Figur unbedingt spielen wollte, erinnert sich, dass er, als er das Skript bekam, dieses sehr „clever“ fand. „Jede Aktion, die hier im Film passiert, zieht echte Konsequenzen nach sich. Die Action passiert nicht um ihrer selbst willen. Das Drehbuch war äußerst vielschichtig, das hat mich wirklich beeindruckt.” Fassbender betont außerdem, dass er sich nicht von den Vorgängerfilmen zu seinem Spiel beeinflussen ließ. „Die ursprüngliche Quelle unseres Materials sind die Comics. Wir haben für unsere Interpretation der Story und der Figuren noch einmal ganz von vorne angefangen.”
Quelle: Twentieth Century Fox
Kommentare und Bewertungen zu X-Men: Erste Entscheidung
Der Film besticht wie auch seine Vorgänger durch einen schönen, selbstironischen Humor und guet Actionenszenen. Vor allem Düsseldorfer dürften an dem Streifen Freude haben ;-) Ich empfehle die OV, da teilweise Deutsch gesprochen wird! Leider bot auch das CineStar keine OV.