A Black Jesus – Über ein Dorf und seine Identität

  

von Peter Osteried | 15.02.2021

Die Dokumentation „A Black Jesus“ wurde von Wim Wenders produziert. Sie startet am 2. April in den deutschen Kinos. 

Der bislang auf verschiedenen Festivals gelaufene Film A BLACK JESUS ist ein intimer, aber auch politischer Film über den Glauben, aber auch über ein Dorf und seine Identität. Regisseur Luca Lucchesis Vater stammt aus Siculiana. Der Filmemacher verbrachte zwei Jahre dort, um das Material für seine faszinierende Dokumentation zu finden.

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A Black Jesus – Zur Handlung

In Siculiana, einem kleinen Ort im südlichen Italien, verehren die Menschen seit Jahrhunderten die Statue eines schwarzen Jesus. Mit den ankommenden Flüchtlingen aus Afrika, die hier in einem Auffangzentrum leben, haben sie aber ihre Probleme. Die einen fürchten eine Überschwemmung, die anderen fürchten die Begegnung mit ihnen. Aber es gibt auch Menschen, die den Neuankömmlingen offener begegnen. Es ist vor allem die Jugend, die die alten, rassistischen Ressentiments hinter sich lässt. Aber auch die Neuankömmlinge sind gefordert, zu einem Teil der Gemeinde zu werden.

Der 19-jährige Edward aus Ghana möchte das und bittet darum, zusammen mit den Einheimischen die Jesus-Statue bei der jährlichen Prozession durch den Ort tragen zu dürfen. Im Dorf wird das polarisierend aufgenommen.

A Black Jesus – Eine Kritik

Wim Wenders produzierte den Film und zeigte sich von Lucchesis Ansatz sofort begeistert. Er wählte das Format Cinemascope, das bei Dokumentarfilmen zumeist verpönt ist. Es sorgt für eine gewisse Distanz des Zuschauers. „Aber Luca schafft es“, so Wim Wenders, „diese Menschen mit viel Liebe und Sorgfalt zu filmen und diesen Konflikt mit diesem besonderen ästhetischen Konzept hervorragend zu dokumentieren.“

Visuell ist der Film hervorragend, inhaltlich kann er auch punkten, weil er auch erforscht, woher sie kommt, diese Angst vor „den anderen“, und das in einer Gemeinde, in der man seit ewigen Zeiten einen schwarzen Jesus anbetet. Das ist ein Widerspruch, den Lucchesi auch nicht auflösen kann, aber er kann ihn zeigen. So ist sein Film einer über den Ursprung von Ängsten und Vorurteilen, aber auch über die Hoffnung, dass beides überwunden werden kann. Man muss den Geist öffnen, um nicht zum Stein zu werden, erklärt einer der Jungen in der Schule, als die Frage kommt, ob die Mädchen mit einem Farbigen ausgehen würden. Sie verneinen es. Nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie Angst vor der Reaktion ihres Umfelds haben.

Ein anderer toller Moment kommt, als ein paar der Flüchtlinge mit den Schülern sprechen. Auch sie haben Angst vor den Weißen, vor deren Reaktion, aber aus diesem Gespräch nimmt man vor allem mit, wie ähnlich wir alle uns doch sind.

Fazit

A BLACK JESUS ist eine sehenswerte Dokumentation über den Widerspruch menschlichen Daseins, den der einzelne für sich aber problemlos negieren kann. Ein Film, der letzten Endes vor allem davon zeugt, dass die anderen auch nicht anders als man selbst sind – nur ihre Lebensumstände sind es.

Bewertung: 4/5****

Bild (c) Filmdelights