Central Intelligence - Filmkritik zur Buddy-Komödie

  

Siebenhundert. Das ist die gefühlte Zahl an Buddy-Komödien, die ich in meinem Leben bereits gesehen habe. Das Motto folgt dabei der Lernkurve des Gefallens und entsprechend ist man schnell der Meinung: "Kennst du eine, kennst du sie alle". "Central Intelligence" folgt diesen Erwartungen, weigert sich aber über 108 Minuten, seinen beschränkten Einfallsreichtum zuzugeben. Die Konsequenz, die sich daraus ergibt, ist ein Spiel aus Hoffnung, Resignation und der einen oder auch anderen positiv nach oben gezuckten Augenbraue.

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Central Intelligence ist ab heute, 16.06.2016 in den deutschen Kinos zu sehen.

Central Intelligence — Die Story kenn' ich doch!?

Ein Film, der die Grundpfeiler seiner Geschichte bereits im Vorfeld ausrollen muss wie einen Teppich, kann gar nicht gut sein. Das ist die Faust von einer Regel, die nur selten widerlegt wird. "Central Intelligence" versucht zu Beginn gar nicht diesem Schema zu entkommen und drückt einem die Umstände dieser Komödie aufs Auge und schlägt sogar mehrfach nach.

Mit einem schrecklich schlechten CGI-Trick wird das Gesicht von Wrestler-Legende Dwayne Johnson auf den Körper des überaus gewichtigen Jugendlichen Bob kopiert. Diese Horrorgestalt wird uns als absoluter Looser präsentiert. Ein unbeliebter Niemand, leicht im Kopf und schwer im Gewicht, aus dem niemals etwas werden wird. Daher ist er auch der Sandsack der "coolen" Kids und den Lehrern höchstens noch einen Lacher wert.

Ganz im Gegensatz zu College-Liebling Calvin, verkörpert von der allseits beliebten Quasselstrippe Kevin Hart. Er ist der feste Freund des schönsten Mädchens an der Schule, Held des Sportvereins und ein Musterschüler wie er im Buche steht. Und in den ersten zehn Minuten des Films wird niemand müde uns zu zeigen, wie bewundernswert er ist und welch glorreiche Zukunft ihm bevorsteht. Außerdem ist er der einzige, der je nett zu Bob war …

Zwanzig Jahre später setzt dann die eigentliche Geschichte an. Was jetzt kommt, dürfte jedem bekannt sein, der schon mehr als drei Filme in seinem Leben gesehen hat. Der Coole ist nicht mehr angesagt und steckt in einem aussichtslosen Karrieretief fest und der andere ist ein talentiertes Muskelpaket geworden, der bei der CIA arbeitet. Alles wie immer also?

Gratwanderung

Mitnichten. Die Überlegung, bekannte und allzu sehr beliebte Festen in einem Subgenre zu übernehmen und mehrfach durchzukauen, ist scheinbar auch den Köpfen hinter solchen Drehbüchern zu grau geworden. Daher spielt "Central Intelligence" einigermaßen gekonnt mit den Erwartungen und mischt sie gehörig durch.

So ist keiner der beiden Protagonisten durch und durch perfekt und der andere ist nicht die nervige Partnerversion, die wir schon in viel zu vielen Buddy-Komödien gesehen haben. Beide sind auf ihre Art eine Mischung des jeweils anderen. So bleibt Kevin Hart dieses Mal erspart, die Lachnummer des ganzen Films zu sein und stattdessen bekommt er eine etwas bodenständigere Figur, die jedoch in Situationen gerät, die jedermann zum Schreien bringen würden.

Und Johnson ist nicht der primär souveräne CIA-Agent ohne Fehl und Tadel, sondern seinerseits eine ziemliche nervige Person, mit einem gehörigen Dachschaden im Oberstübchen. Der Mix überrascht und gefällt, gerade weil er sich nicht eines mehr als ausgelutschten Klischees bedient, sondern versucht — die Betonung liegt hier jedoch glasklar auf "versucht" — cleverer zu sein als der genervte Kinogänger.

Dieses Motto hält der Film lange Zeit oben und bis zum Schluss gibt es immer wieder Szenen und Einstellungen, die man so selten zu Gesicht bekam. Dafür verdient diese Komödie durchaus ein anerkennendes Kopfnicken und vielleicht sogar einen Schulterklopfer.

Central Intelligence Filmszene

Typische Fehler, kleinliche Kritiker

Hand aufs Herz und Finger gekreuzt. Das war leider auch schon der größte Positivaspekt. Die Action — die sich wohl von alleine versteht, wenn ein Büroangestellter auf einen CIA-Agenten trifft — ist nicht sonderlich einfallsreich und kommt auch ein wenig zu kurz. Der Film fokussiert lieber auf die Figuren und ihre Gefühle, ihre Persönlichkeit und wer aus welchen Gründen handelt und spricht.

Dadurch zieht sich der Streifen stellenweise elendig in die Länge, ohne wirklich etwas Neues zu sagen oder zumindest Altes in neuen Variationen aufzuzeigen. Alles abseits vom Erwähnten ist wie das lustige Bastelkit aus dem Baumarkt; streng nach Anleitung zusammen gekleistert. Die typischen Storywendungen mit den allzu gut bekannten Haudrauf-Szenen verbatscht, kräftig geschüttelt, bis der dramaturgische Höhepunkt des Films erreicht wurde und dann alles langsam ins Glas gießen. Fertig. Credits.

Abseits der beiden Hauptfiguren, bleiben die anderen Darsteller des Films die ganze Zeit über in ihrer gemütlichen Charakterschublade und zeigen bis zum bitteren Ende null Farbstufen in ihrer Persönlichkeit. Da haben wir die dominante Ehefrau, die ihren Mann wieder auf die Beine bringen wird und keine Widerworte duldet, ihn aber abgöttisch liebt. Die böse, böse CIA-Agentin, die ganz sicher nicht der Antagonist des Films ist, sondern eigentlich eine nette Person, die nur ihren Job macht; egal wie oft man im Film versucht uns das Gegenteil einzureden. Und … Ach, ja. Das war es ja schon. Mehr Figuren sind auch gar nicht relevant.

Außer vielleicht noch der ehemalige Partner von Bob: Phil. Gespielt von "Breaking Bad"-Legende Aaron Paul. Und wenn man uns wirklich weismachen will, dass eine Figur die ewigen Jagdgründe erreicht hat, dann sollte man vielleicht nicht jemanden auswählen, der definitiv nicht nur in einer zehnsekündigen Rückblende zu sehen ist. Und nebenbei sei hier angemerkt, dass es äußerst schade ist, dass so ein fähiger Schauspieler so langsam zu einer Persiflage auf sich selbst wird …

Fazit

"Central Intelligence", von Regisseur Rawson Marshall Thurber ("Wir sind die Millers", "Voll auf die Nüsse") ist eine typische Buddy-Komödie, die allein dadurch überrascht, dass sie die Persönlichkeiten der grundlegenden Hauptfiguren gut durchgeschüttelt hat und an einigen Stellen im Film überraschend alternative Ideen ansetzen konnte. Der gesamte Rest ist genau das, was man schon hundert Mal zu Gesicht bekommen hat. Ein bisschen Lachen, ein bisschen Action und dazwischen ganz viel Bauschaum.

Dieser Film eignet sich perfekt für einen gemütlichen Abend auf der Couch, etwas selbstgemachtes Popcorn auf dem Tisch und das doofe Gefühl im Bauch, dass man momentan sowieso nicht weiß, was man sonst gucken soll. Der Gang zum Kino empfiehlt sich also nur für alle unter euch, die Kevin Hart und/oder Dwayne Johnson lieben und keinen Film mit ihnen auslassen können. Oder auch für jene, die eines morgens aufgestanden sind und sich dachten: "Oh, mein Gott. Ich liebe Buddy-Komödien. So sehr … Ich muss sofort alle gucken, die es gibt …".

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 16.06.2016