„Bloodshot“ Filmkritik – Vin Diesel als Superheld

  

Bei diesem Werk handelt es sich um die Verfilmung der gleichnamigen Comicvorlage, die sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit erfreut. Wer sich mit der Arbeit von Kevin VanHook, Don Perlin und Bob Layton auskennt, weiß, dass „Bloodshot“ bereits mehrfach überarbeitet und neu gestartet wurde. Der Film darf nun als eine weitere alternative Version zu dem Superhelden mit der Kraft der Nanotechnologie gesehen werden, da sich Regisseur Dave Wilson lediglich grob einiger Details der zahlreichen Vorlagen bedient, statt auch nur einer davon wirklich treu zu bleiben.

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Und natürlich spielt Vin Diesel seine ganz eigene Version des Helden, die wie immer ein Abziehbildchen von früheren, ikonischen Rollen des US-amerikanischen Schauspielers ist. Elite-Soldat Ray Garrison wirkt daher eher wie Xander Cage aus „xXx“ oder Dom aus „Fast & Furious“, aber ganz sicher nicht wie der mordende und betrügende Mafiosi Angelo Mortalli, der ursprünglich als Bloodshot bekannt wurde. Was eine echte Schande ist, denn von den Guten, die einen einwandfreien moralischen Kompass besitzen und den Bösen die gerechte Strafe zukommen lassen, haben wir eigentlich schon mehr als genug …

Zur Handlung

Soldat Ray Garrison lebt ein beinahe perfektes Leben. Er ist unglaublich gut in seinem Job, hat eine bildschöne Frau, die ihn abgöttisch liebt, und verfügt über einen gestählten Körper, der von zahlreichen Narben übersät ist, von der jede eine eigene Geschichte zu erzählen hat. Doch von einem Tag auf den anderen verwandelt sich dieses Glück in einen Alptraum. Ein skrupelloser Verbrecher tötet Rays Frau vor dessen Augen und knipst anschließend auch die Lichter des ehrenhaften Soldaten aus, da dieser ihm verspricht, andernfalls niemals zu ruhen, bevor er seine Geliebte nicht gerächt hat.

Doch damit ist die Geschichte von Ray Garrison noch nicht an ihrem Ende. Eine Gruppe von ehrgeizigen Wissenschaftlern holt den Marine mit Nanotechnologie zurück ins Leben. Dank winziger Roboter, die das Blut von Garrison ersetzt haben und ihm unglaubliche Kräfte verleihen, ist dieser zurück im Leben und so stark wie nie zuvor. Doch hat er bei dem Prozess all seine Erinnerungen verloren. Als diese durch etwas Vertrautes getriggert werden und sich Ray an den Mörder seiner Frau erinnert, hält ihn nichts davon ab, die Anlage seiner Retter zu verlassen und blutig Jagd auf den Verbrecher zu machen.

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Bloodshot – Eine Kritik

Der Film von Regisseur Dave Wilson leidet unter zwei sehr naheliegenden Problemen, die ihn davon abhalten, mehr zu sein als bloßes Popcornkino. Zum einen wäre da Vin Diesel selbst, der in der Rolle des Superhelden Bloodshot ungefähr so überzeugend ist wie ein bemalter Stein in einem Aquarium, der vorgibt ein Clownfisch zu sein. Seine schauspielerische Leistung begrenzt sich darauf mit steinerner Mine zu starren, so tief und nuschelnd wie nur möglich zu sprechen und allen seine tollen, trainierten Oberarme zu zeigen. Ein Macho, wie er im Buche steht.

Und zum anderen die Ausarbeitung quasi aller Figuren, die ihn „Bloodshot“ einen Auftritt haben und durchgehend kaum mehr sind, als klischeehafte Ausreden. Der Film schafft es weder, clever konzipierte Figuren zu präsentieren, wie wir sie aus den neueren Bloodshot-Comics gewohnt sind, noch unterhaltsam abgedrehte Verrückte, wie sie in den alten Comics tagtäglich waren. Stattdessen hat der Film jede Figur parat, die in jedem x-beliebigen Actionstreifen bereits verwendet wurde und meist nur dazu dient, gewissen Schlüsselszenen eine Daseinsberechtigung zu geben.

Hinzu kommt, dass die eigentlich raffinierte und mit cleveren Wendungen bestückte Geschichte recht stiefmütterlich behandelt wird, sich die Macher also lieber darauf konzentriert haben, zum einen Vin Diesel möglichst heroisch in Szene zu setzen und zum anderen den Zuschauer mit brachialer Action bei der Stange zu halten. Was eine echte Schande ist, denn die Handlung hat Potenzial, verfügt über mehrere gute Einfälle und wäre mit einem weniger klischeehaften Helden wohl um einiges spannender gewesen. Was in weniger Worten bedeuten soll: Vin Diesel sehe ich als katastrophale Fehlbesetzung und die anderen Charaktere wurden minderwertig ausgearbeitet.

Wilfred Wigans in der Rolle des Hackers, der Bloodshot dabei hilft Rache zu nehmen, ist sogar so schlimm, dass er im Dauertakt zum Fremdschämen einlädt. Der Versuch, ihn als Comic relief zum Gegenpol der blutigen Action werden zu lassen, endet in schlechten Onelinern und zieht in mancher Szene sogar die Gesamtqualität in ein tiefes Loch. Ihn komplett wegzulassen hätte der Geschichte nicht nur nicht geschadet, sie wäre dadurch vielleicht sogar etwas besser geworden.

Die eben bereits erwähnten Actionszenen punkten dafür durch zwei Aspekte. Auf der einen Seite sind sie technisch einwandfrei umgesetzt worden und sehen oftmals hervorragend aus. Die Technologie hinter Ray Garrisons Kräften wurde geschickt und visuell beeindruckend in Szene gesetzt, während sich gleichzeitig viel Mühe dabei gegeben wurde, dem Zuschauer besonders eindrucksvolle Einstellungen zu präsentieren, die sich von der breiten Masse abheben. Leider sind diese recht selten und in den Momenten, in denen Bloodshot handgreiflich wird, flitzt die Kamera viel zu schnell über das Schlachtfeld, was es schwer macht, seine Taten ordentlich wahrzunehmen.

Außerdem gibt es mehrere Momente, in denen durch CGI erstellte Figuren einfach nur absonderlich aussehen. Hier merkt man dem Film sein vergleichsweise geringes Budget an.

Alles, was einen Film sonst noch ausmacht, kann bei „Bloodshot“ gut und gerne als Trash bezeichnet werden. Über Logiklöcher und offenkundige Fehler im Plot wird sich wenig Gedanken gemacht und es ist klar, dass vom Zuschauer erwartet wird, dass dieser seinen Denkapparat während der Vorstellung auf Durchzug stellt. Wer dazu in der Lage ist, dürfte mit Wilsons Werk jedoch nicht unzufrieden sein, auch wenn das glitschig unangenehme Ende einiges an Kraft kostet.

Fazit

Dave Wilsons „Bloodshot“ verfügt über ein paar starke Ideen, die solide in Szene gesetzt wurden und überrascht für Popcornkino mit manch cleverem Einfall. Die Action ist fast durchgehend gut, sowohl visuell als auch in Sachen Grundidee. Abseits davon handelt es sich bei diesem Werk jedoch um Popcornkino par excellence. Logiklöcher wohin man auch blickt, ein Hauptdarsteller, der über die emotionale Bandbreite einer Kaffeemaschine verfügt und Nebenfiguren, die platter kaum ausgearbeitet worden sein könnten. Für Fans von Superheldenfilmen, die keinen großen Anspruch haben, wahrscheinlich vorbehaltlos zu empfehlen, für alle anderen eher ein Tipp für einen verregneten Samstagnachmittag zuhause.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 05.03.2020