Rings Filmkritik – Lasst die Toten ruhen

  

Das Böse ist zurück. So steht es groß auf den Plakaten von F. Javier Gutiérrez‘ Horrorfortsetzung „Rings“. Die Frage, die sich die meisten nach Sichtung des Films gestellt haben ist jedoch: warum? Nach etlichen Verschiebungen des Releasetermins war bereits abzusehen, dass dieser Streifen kein Meisterwerk werden würde. Was aber tatsächlich seinen Weg in die Kinos gefunden hat, ist weder enttäuschend, noch schlichtweg durchschnittlich. Es ist einfach nur schlecht. Und das in allen Belangen. Dabei sind die Ausnahmen so gering, dass sie nicht einmal mehr der Erwähnung wert sind.

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Story, Schmory

Rings“ versucht es mit einem neuen Ansatz. Könnte man zumindest meinen, wenn man die ersten Minuten dieser Schote gesehen hat. Scheinbar möchte man sich mit Themen wie „menschliche Seele“, „Esoterik“ und „dem Leben nach dem Tod“ beschäftigen. Aber wie ihr sicherlich bemerkt habt, habe ich das Wort scheinbar statt anscheinend verwendet. Denn dem ist nicht so. Uns wird dieser Ansatz angeboten, wieder weggenommen und durch Pampe ersetzt, die wie mehrfach durchgekaut und unterm Schuh aufbewahrt anmutet.

„Big Bang Theory“-Star Johnny Galecki spielt einen Professor, der zufällig in den Besitz des mysteriösen Videos gelangt, nach dessen Sichtung der Betroffende in genau sieben Tagen sterben wird. Außer, er bringt jemand anderen dazu, sich das gleiche Video anzuschauen. Dann geht der Fluch auf diese Person über. Gabriel – so heißt der wissbegierige Mann – nutzt diesen Effekt aus, um Samara auszutricksen und den Fluch als Experiment anzusehen.

Nett gedacht, aber scheinbar schon im Ansatz wieder fallen gelassen worden. Sobald Protagonistin Julia (Matilda Lutz) nämlich alles erfahren hat, was für den Zuschauer von Interesse sein könnte, gibt der Film diesen Ansatz auch schon wieder auf und verfällt in die übelsten Horrorfilmklischees, die ihr euch nur vorstellen könnt. Es ist wie ein schlechtest-of aller Gruselstreifen, die in den letzten dreißig Jahren veröffentlicht wurden. 08/15 ist da gar kein Ausdruck mehr … es ist einfach nur mies; mies wie in „es müffelt“. Aber gewaltig.

Dabei ist der Film stets bemüht, unsere vollste Zufriedenheit zu erreichen, indem er uns all das präsentiert, was wir schon kennen. Nur anders. Aus einer neuen Perspektive könnte man sagen. Das wäre ja auch gar nicht schlimm, wäre der Plot nur nicht so unglaublich schlecht und widersprüchlich. Die genialste Errungenschaft in Sachen ‚Scheußlich‘ erreichen die Produzenten dadurch, dass der Film sich nicht nur in Logiklöchern und Plotfallen verwickelt, wenn es um die vorangegangenen Teile geht, sondern auch innerhalb dieses einen Streifens.

Zwei Schritt vor, doch zehn zurück

Zwei/drei Szenen in „Rings“ sind rein tricktechnisch anschaulich gelungen. Das war es aber auch schon. Alles andere ist fade, eintönig und vor allem alles andere als neu oder wenigstens gut umgesetzt. Samara ist einfach nicht mehr gruselig, die Darsteller geben sich keine Mühe, ihre Figuren wurden aus einer zweidimensionalen Schublade geschnitzt und wirklich niemand kann auch nur zu einer Sekunde überzeugen.

Sei es Hauptdarstellerin Matilda Lutz, „Game of Thrones“-Star Vincent D‘Onofrio oder der bereits zuvor erwähnte Galecki. Schlafwandeln wäre noch eine milde Beschreibung für das, was hier abgeliefert wurde. Lustlos, uninspiriert und stocksteif wäre wohl eine passendere Definition. Diese Liste an Kontrapunkten könnte endlos so weitergeführt werden. Vom Drehbuch ausgehend, über die lausige Tricktechnik im Allgemeinen und die höchstens mittelmäßigen Kameraeinstellung, bis hin zum Schnitt und die Vertonung.

Einfach alles an diesem Werk ist bestenfalls mittelmäßig, faul umgesetzt und in den meisten Fällen sogar unterirdisch in Qualität und Anspruch. Diese Kritik mag euch kürzer vorkommen als andere, die ihr von uns gelesen habt. Und das hat einen guten Grund: mehr gibt es einfach nicht zu sagen. „Rings“ ist ein schlechter Film, der wenig richtig macht, dafür aber um so mehr verkehrt. Ich kann die Punkte, die für diesen Streifen sprechen, mit einem Wachsmaler auf meine Handfläche kritzeln und hätte immer noch genügend Platz für andere Notizen zur Verfügung.

Was die negativen Aspekte dieses Horrors angeht, so könnte ich so lange hier tippen, bis die Sonne unter- und wieder aufgeht, meine Fingerspitzen blutige Stümpfe sind und mein Hirn wie Brei aus den Ohren hinausläuft. Das wollt aber weder ihr noch ich. Hoffe ich zumindest. Und daher beschränke ich mich darauf, noch einmal klipp und klar folgendes deutlich zu machen: „Rings“ bietet keinerlei Mehrwert für euch. Seid ihr nun Horrorneulinge, Einsteiger in diese Filmreihe oder alte Hasen und Hardcorefans.

Fazit

Was soll ich sagen? Am besten nichts. Wenn man nichts gutes über jemanden zu sagen hat, sollte man lieber den Mund halten. Unglücklicherweise verdiene ich mein täglich Brot damit, genau das nicht zu tun. Und an dieser Stelle ist es meine undankbare Aufgabe euch mitzuteilen, dass „Rings“ wenig bis gar nichts zu bieten hat. Und das unabhängig davon, aus welcher Sicht ihr dieses Werk betrachtet. Dieser Horrorfilm operiert stetig unter der Mittelmäßigkeit und jeder Lichtblick erscheint wie ein Erdmännchen, dass den Kopf genau dann aus dem Loch gen Sonne reckt, wenn der Fressfeind direkt davor sitzt. Traurig anzusehen.

Die Tricktechnik ist bestenfalls okay, der Plot verwirrend und wild zusammengeschustert, die Schauspieler haben ihre Motivation an der Garderobe gelassen und der Drehbuchautor gehört ausgepeitscht und weggesperrt … Na, gut. Das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber genau da liegt der Hund begraben: es ist leicht übertrieben. Wahrscheinlich. Ganz sicher bin ich mir noch nicht. Und warum? Ich wiederhole mich: weil „Rings“ einfach nicht mehr und nicht weniger ist, als ein unnötiges Sequel und ein miserabler Film.

Rings ist seit gestern, den 02.02.2017 überall in den Kinos zu sehen.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 03.02.2017