Star Wars 8: Die letzten Jedi — Die schwierige Filmkritik; ohne Spoiler

  

Uns allen ist mittlerweile wohl mehr oder weniger bewusst geworden, dass Disney große Erwartungen in Star Wars setzt und bereit ist, diese im sprichwörtlichen Sekundentakt befriedigen zu lassen. Ein gern gesehener Zug unter Freunden des Franchise, sofern die gelieferte Ware denn von solch hoher Qualität ist, dass die hier vorhandene Dichte an Veröffentlichungen auch gerechtfertigt werden kann. Ein Umstand, der es letztendlich unmöglich macht, diese Produktionen lediglich aus einem Blickwinkel zu bewerten.

Der Fokus muss wohl oder übel gleichermaßen darauf gerichtet werden, ob das dargebotene Werk auch dazu taugt, den kostspieligen Namen im Titel zu tragen, ohne lediglich von seinen Vorgängern zu profitieren. Bei Episode VII waren sich die Massen alles andere als einig und ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass es bei der Fortsetzung nicht anders sein wird. Dass versteht sich bereits aufgrund der gigantischen Anhängerzahl und den damit bunten Mischungen aus Realitätstunneln und Meinungen.

Star Wars 8: Die letzten Jedi“ lässt sich entsprechend schwer bewerten, ist er doch sowohl als Film, als auch als Teil des SW-Universums recht unangepasst. Gleichermaßen jedoch so generisch in dem was er sein möchte, dass sich manch einer die Haare raufen könnte, weil die Kritikpunkte dadurch genauso stark miteinander harmonieren, wie sie sich gegenseitig beißen. Regisseur Rian Johnson („Looper“, „Brick“, Brothers Bloom“) spielt mit Extremen … und den Erwartungen des Zuschauers.

Was sich fortsetzt

Teil 8 der Saga setzt genau dort an, wo der Vorgänger von J.J. Abrams sein Ende gefunden hat. Vom Aufbau her weniger atypisch für das Franchise, mit stärkerem Hang zur Ästhetik der zweiten Trilogie (Episode I — III). Johnson hat nicht die gleiche rebellische Ader wie Abrams, wohl aber eine ähnlich ernst gemeinte Liebe zu dem Filmuniversum selbst. Das sieht man von der ersten bis zur letzten Minute in jedem Körnchen seiner Arbeit.

Wie „Das Erwachen der Macht“ versucht auch „Die letzten Jedi“ mit der Nostalgie der Zuschauer zu spielen, während sich konsequent — zum scheinbaren Wohl einer neuen Generation von Fans - von einer Antiquität nach der anderen getrennt wird. Doch weniger nah an Plagiatsvorwürfen und mit stärkerem Blick auf die Geschichte, welche erzählt werden soll. Teil VIII ist mutiger, eigenständiger, jedoch ohne den Geist der originalen Trilogie zu vergessen oder gar zu beschämen.

Noch erfreulicher ist, dass es Johnson immer wieder gelingt, Zuschauer jüngerer Tage gleichermaßen wie alte Hasen hinters Licht zu führen. Sei es das Spiel mit der Erwartung des Zuschauers, der gelockten Angst, nur einen Abklatsch von Episode V zu bekommen oder einfach nur der richtige Kniff in Sachen Filmemachen - nicht immer dem Lauf der Strömung zu folgen.

Hier liegt gleichsam die größte Stärke als auch die gefährlichste Schwäche dieses Films. Wie erwähnt ist es äußerst gefällig aufgenommen worden, dass Johnson viele Richtungen einschlägt, die so nicht vorweg deutlich zu erwarten gewesen wären. Um so länger dieses Werk jedoch läuft, um so unangenehmer wirken viele Wendungen und Überraschungen nur noch stumpf gewollt und wenig durchdacht. Für Fans teilweise enttäuschend, aus Sicht der Filmkunst eine übermäßig strapazierte Vorgehensweise.

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Die neue Generation

Nichtsdestoweniger hat es Johnson geschafft, dem Geist von Star Wars und allem, was vorgegeben wurde, treu zu bleiben. Doch sein Werk genauso neu und modern wirken lassen, wie es nötig ist um sich auf diesem neuen, hart umkämpften Markt von der Konkurrenz abzuheben. Wer rastet, der rostet, wer sich ändert bleibt sich treu. Frei nach diesem Motto setzt „Die letzten Jedi“ noch stärker auf eine abgewandelte Betrachtungsweise des Stoffes, während die alten Fans ein klein bisschen stiefmütterlich behandelt werden.

So dürfen diese mit ihren Wünschen und Leidenschaften zwar geistig Pate dafür stehen, was in keinem Star-Wars-Film fehlen darf, werden abseits davon jedoch weitgehend ignoriert. Ob dies zum Guten oder Schlechten geführt hat, muss jeder für sich allein entscheiden können, doch lässt es sich schwer bis gar nicht leugnen, dass es Episode 8 damit geschafft hat, sich von einer alten Zeit und den damit gesetzten Regeln loszulösen, ohne seinen Kern zu verlieren.

Ein zweischneidiges Schwert, sowohl unter dem Gesichtspunkt einer Kritik als auch mit Fokus auf die Reaktion der geneigten Kinogänger. Schlussendlich ist es auf diese Weise zwar einfach, „Die letzten Jedi“ als voll-, sowie hochwertigen Star-Wars-Film wahrzunehmen, doch muss sich manch einer wohl oder übel mit dem Gedanken abfinden, dass die alten Zeiten zu einem Ende gekommen sind. Wo Episode 7 noch das Alte glorifiziert und kopiert hat, setzt Teil 8 bereits viel stärker auf die neuen Einflüsse.

Dabei steht „Star Wars 8“ im krassen Kontrast zu etwaigen Vergleichen mit Episode V. Zwar verläuft der Hauptstrang der Geschichte ähnlich düster, doch setzt das Werk von 2017 viel stärker auf Humor, macht es damit leicht, die Zeit im Kino zu genießen ... jedoch um einiges schwerer, die Antagonisten des Films wirklich ernst zu nehmen. Wer sich schon in Episode VII Darth Vader zurück gewünscht hat, wird hier wohl kaum glücklicher werden.

Am Spiel der entsprechenden Akteure liegt dies jedoch genauso wenig wie an ihrer Konzeption im Drehbuch. Beides bewegt sich auf einem hohen Niveau, wird jedoch von der humoristischen Ader dieses Werks geschluckt. Dadurch verwischt die Bedrohung, wird teilweise zu einer Lächerlichkeit. Schwere, düstere Wendungen im Storyverlauf lassen sich genauso schwer greifen und verstehen wie das Schicksal so manch eines Charakters.

Hier wäre der ernste Ton, der in vielerlei Hinsicht mutig wie überraschend in vielen Ebenen des Films hinein geflochten wurde, die bessere Orientierungshilfe gewesen. Gerade diese harten wie lobenswert gelungenen Einfälle wie sie manch ein neuer Charakter, eine schwere Wendung im Verlauf der Geschichte oder die doch recht ausgeklügelten Persönlichkeit diverser Figuren mitbringt, werden durch zu viel humoristisches Gedankengut überschattet, selten sogar gelöscht.

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Sinneswandel

Es fällt mir äußerst schwer, Episode VIII nicht zu mögen, macht sie doch aus Sicht eines Star-Wars-Films wenig bis gar nichts falsch. Alle Kritikpunkte oberhalb können positiv wie negativ verstanden, gedreht und gewendet werden, natürlich. Unterm Strich bleibt jedoch meine hoffentlich professionelle Meinung, dass „Die letzten Jedi“ eigenständig und auf hohem Niveau die Geschichte weiter erzählt, die wir alle hören wollen. Unabhängig von der Vorgehensweise seines direkten Vorgängers und nur bedingt mit der originalen Trilogie verflochten.

Im gleichen Atemzug ist dies jedoch mitnichten ein wirklich hervorragender Film. Episode VIII springt oftmals von Szene zu Szene und achtet in vielen Belangen nur äußerst bedingt auf Details. Stärker mit Logiklöchern versehen und einigen Stellen, wo der aufmerksame Zuschauer schon das eine oder auch andere Auge zudrücken muss. Die Einfälle sind zwar oftmals zum Staunen gut und sicherlich geschickt als Teil der Saga vermarktet, doch genauso plump präsentiert.

Als geneigter Zuschauer müsst ihr in der Lage sein euch bewusst oder unbewusst blenden zu lassen. Das hängt wohl davon ab, wie stark ihr euch selbst als Fan einschätzen würdet. Den Blick von der Feinmechanik abwenden und sich dem Ganzen hingeben, ohne Fragen, mit kindlichem Staunen. Dann funktioniert Episode 8 tadellos. Aber eben auch nur dann.

Fazit

Johnson mag zwar eine solidere, für sich alleine stehende Geschichte zum Universum beigetragen haben, nichtsdestoweniger fällt es ihm sehr viel schwerer lose Enden miteinander zu verflechten und Szenen ordentlich/hochwertig miteinander zu verbinden. So lässt sich ohne Scham behaupten, Episode 8 ist in Belangen des Storytellings hochwertiger als Episode 7, aber deutlich schwächer im Geschick der Regiearbeit. Zu viele, zu sehr gewollte Wendungen und Überraschungen treffen mit brachialer Kraft auf zu wenige Ideen, diese angemessen, logisch in Szene zu setzen - abseits von CGI und visuellem Bombast. „Star Wars“ tut das nicht weh, dem pingeligen Kinogänger vielleicht schon.

Kinostart in Deutschland ist am 14. Dezember.

Bewertung: 4/5****

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Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 12.12.2017