„Black Panther“ Filmkritik — Marvels Katzenklo

  

Mit „Black Panther“ erhält das Marvel Cinematic Universe am 15. Februar ein neues Kettenglied für seine dritte Phase, welche sich zielstrebig in Richtung „The Avengers — Infinity War“ bewegt. Der Superheld im katzenartigen Kostüm hat dabei mit vielerlei Hindernissen auf der Erfolgsleiter zu kämpfen; allen voran das eigene Produktionsstudio, welches sich hier entweder selbst überschätzt oder die Sache nicht ernst genug genommen hat.

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Lang lebe der König!

Aber erst einmal zurück auf Anfang. Die Ereignisse aus „The First Avenger: Civil War“ stecken allen Beteiligten noch immer in den Knochen. Insbesondere T`Challa (Chadwick Boseman), welcher seit diesen Tagen seinen Vater betrauert. Nichtsdestoweniger muss er in seine Heimat, Wakanda, zurückkehren, um den Thron des Königs für sich zu beanspruchen. Ungeachtet, ob andere ihn für diese Aufgabe als fähig erachten.

Zeit, sich an seine neue Rolle zu gewöhnen, hat er dabei jedoch nicht, trachten doch allerlei fiese Gestalten danach, ihm und/oder seinem Land großen Schaden zuzufügen. So muss der junge Monarch gleichzeitig ein ganzes Volk regieren, die Fehler seines verstorbenen Vaters ausbügeln und in der Rolle seines alter Egos, Black Panther, gefährliche Kämpfe austragen. Ziemlich viel für den Anfang, entsprechend scheint es schon bald, als würde T`Challa unter dieser Last zusammenbrechen.

Black-Panther

Langer Atem

„Black Panther“ folgt in seinem ersten Solo-Auftritt nicht den typischen Fußstapfen einer Origin-Geschichte sondern präsentiert uns einen Helden, der bereits voll entwickelt zu sein scheint. Er genoss die Ausbildung, hat die Erfahrung und nicht zuletzt auch die notwendigen Fähigkeiten. All dessen ist er sich bewusst, nutzt diese Umstände zu seinen Gunsten. Nein, stattdessen begleiten wir den Helden dabei, wie er sich selbst und seinen ganz eigenen Weg findet.

Schöner Gedanke, im Kern auch alles andere als schlecht umgesetzt, unterm Strich jedoch vor allem eines: langatmig. In über zwei Stunden schaffen es Regisseur Ryan Coogler („Nächster Halt: Fruitvale Station“, Creed — Rocky´s Legacy“) und seine Schar aus Akteuren nicht, wirkliches Interesse seitens der Zuschauer an den verschiedenen Figuren zu wecken. Alle präsentierten Gemüter wirken fade, beinahe eindimensional.

Die meisten der dargestellten Charaktere werden durch genau zwei offensichtliche Charaktereigenschaften definiert, welche bis zum Überspannen ausgereizt werden. Ihre Daseinsberechtigung liegt in erster Linie darin, ein Wechselspiel mit Hauptdarsteller Chadwick Boseman („Get On Up“, „Persons Unknown“) einzuleiten. Mal, um es seiner Figur zu ermöglichen sich zu entwickeln oder aber aus purem Unterhaltungswert.

So ist es T`Challa, dem wir unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen haben. Dieser hat jedoch bei weitem nicht genug Charisma, um alleine einen ganzen Superheldenfilm zu füllen. Das führt zu Längen in der Geschichte, die durch den Erzählstil bis zur Langeweile ausgedehnt werden. Einzelne, zusammenhanglos erscheinende Gags sollen diese Lücken im Erzählfluss füllen, scheitern dabei jedoch schon im Ansatz.

Es ist das erste Mal seit einer langen Weile, dass ein Marvel-Film es gerade mal nur so im Ansatz schafft, eine Geschichte und die beinhalteten Figuren schmackhaft zu präsentieren. Nichts, keine Wendung, keine Figur und kein Verweis, sind dabei originell oder wenigstens stark genug, um echten Mehrwert zur Heldensaga beitragen zu können. Es gibt, im Vergleich zu anderen Werken des MCU, keinerlei Alleinstellungsmerkmal welches für „Black Panther“ sprechen könnte.

Fettnäpfchen

Eine der Hauptgründe für die negative Grundeinstellung gegenüber Cooglers Film ist sein genereller Aufbau, sein Fokus, der stets auf einen bodenständigen Politthriller ausgerichtet wurde, dieses Versprechen jedoch nicht halten kann. Abseits der bereits erwähnten, fehlenden Tiefe der Figuren, ist es hier der Plot und seine Details, die ebenfalls viel zu wenig hergeben, um einer solchen Richtung überhaupt gerecht zu werden.

Es gibt zwar eine weniger vorhersehbare Wendung, dafür aber auch eine Vielzahl an Fehlern im Plot, Logiklöchern aus der sprichwörtlichen Hölle. Zu viel wird auf einmal verarbeitet, zu vorsichtig wollten sich die Schöpfer der Materie nähern, zu wenig haben sie am Ende einpflegen können. Viele Baustellen, nichts geschafft, wie man so schön sagt. Lose Enden wohin man blickt, viele erste Gehversuche in die verschiedensten Richtungen.

Es wirkt so, als wäre das Projekt „Black Panther“ daran gescheitert, zu viel zu wollen ohne zu wissen, wie sich alles zu einem großen Ganzen verbinden lässt. Eine Unmenge an Ansätzen wurde bedacht, kaum einer zufriedenstellend zu Ende geführt. Dabei erweckt der Film selbst zwar gar nicht den Eindruck wirklich schlecht zu sein, positiv in Erinnerung bleibt er aber leider trotzdem nicht.

Die perfekte Hülle

All diese schlechten Einfälle, nicht zu Ende gedachten Ideen und zig Mal durchgekaute Reserven aus anderen Filmen wurden nichtsdestoweniger schön verpackt. Visuell ist dieser Marvel-Film so bombastisch, technisch einwandfrei, wie es seine älteren Brüder aus heutigen Tagen auch schon waren. Teilweise ist es sogar eher so, dass ein bisschen weniger durchaus gut gewesen wäre. Zu oft ist „Black Pantehr“ an der Schwelle, sich einfach nur noch sinnlos zu bemühen.

Die anwesenden Schauspieler brauchen sich weitgehend ebenfalls keiner zu großen Schuld bewusst zu sein, spielt doch keiner der Anwesenden schlecht. Eigentlich nicht einmal erwähnenswert mittelmäßig. Die Akteure wirkten bemüht, nichtsdestoweniger mit offensichtlichem Spaß an ihren Rollen. Besonders stechen dabei Letitia Wright („The Commuter“, „Black Mirror“, „Ready Player One“) und Andy Serkis („Planet der Affen“, „King Kong“, „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“) hervor, die ihren Figuren den ganz eigenen Akzent aufsetzen; ein Akt, der oftmals bereits ausreicht um Charaktere direkt interessanter wirken zu lassen.

Hauptdarsteller Chadwick Boseman wiederum leidet deutlich unter der flachen Ausarbeitung seiner Figur. Seine Mühe, T-Challa das bisschen Mehr zu entlocken, ist beinahe greifbar, holt den Karren dann aber auch nicht mehr aus dem Dreck. Zeitweise spiegelt sich das auch in seinem Spiel wieder, wirkt er doch in einigen Szenen wie kapituliert, sich der fehlenden Herausforderung bitter bewusst. Es scheint nicht seine Schuld, doch enttäuscht damit die Hauptfigur auf mehreren Ebenen.

Fazit

Es ist fast so, als wäre Ryan Cooglers Werk einfach nur da. „Black Panther“ ist nicht wirklich schlecht, sondern einfach nur faul, um nicht zu sagen sogar überflüssig. Der Film hat keine Stärken, einige Schwächen und ist in keiner Weise handlungstragend für das Marvel Cinematic Universe. Es fällt äußerst schwer sich mit den anwesenden Figuren zu identifizieren. Des weiteren stören viele Leerläufe den Erzählfluss. Für einen gemütlichen Abend auf Popcornkino-Niveau mag es reichen, ins Regal kommt dieser Film aber nur unter Androhung von Gewalt.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 06.02.2018