„Playmobil - Der Film“ Filmkritik - Nur für die Kleinen

Die Idee für den Film „The LEGO Movie“ lag jahrelang auf Eis, wahrscheinlich, weil sich einfach niemand in Hollywood vorstellen konnte, dass ein Werk über Bauklötzchen tatsächlich Erfolg haben würde. Nun, die Geschichte hat uns eines Besseren belehrt und für viele war der Streifen der Regisseure Phil Lord und Christopher Miller ein Wunderwerk der Animationstechnik, mit einem wirklich guten Drehbuch und einer Menge Meta-Humor. Ein fantastischer Film für Jung und Alt also.

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Und der Startschuss für manch einen Hersteller, es dem Unternehmen aus Dänemark gleichzutun. Könnte es in der heutigen, digitalen Zeit schließlich bessere Werbung für physisches Spielzeug geben, als ein visuell beeindruckender Animationsfilm, der Kinderaugen zum Leuchten bringt und in ihnen den Wunsch weckt, die dargestellten Szenen zuhause nachzuspielen? Eine Umsetzung zu Playmobil, quasi dem LEGO für die ganz Kleinen, war also eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.

Und hier ist er nun, der Film von Lino DiSalvo, welcher die Klötzchen des deutschen Unternehmens geobra Brandstätter zum Leben erwachen lässt. Mit namhaften Synchronsprechern und dem durchgehend eindeutigen Versuch, es „The LEGO Movie“ in allen Belangen gleichzutun. Das Ergebnis unterscheidet sich jedoch deutlich von der Inspirationsquelle und das in mehr als einem Bereich.

Plötzlich Spielzeug

Das fängt bereits bei der Geschichte an. Diese richtet sich durchgehend an ein sehr junges Publikum, scheut aber nicht davor zurück, den Film mit einem Fall von unnötiger Tragik zu beginnen. Nach einem schrecklich eintönigen und übertrieben fröhlichen Song, den man zum Glück nach wenigen Minuten schon wieder verdrängt hat, setzt der Streifen mit dem Tod der Eltern der Hauptfiguren an.

Vier Jahre nach diesem Vorfall erhält Schwester Marla (Anya Taylor Joy) das Sorgerecht über ihren kleinen Bruder Charlie (Gabriel Bateman), der sich jedoch noch immer recht verstört zeigt und besonders bockig aufführt. Er rennt weg, wird von der großen Schwester in einer Playmobil-Ausstellung wiedergefunden und schwups, werden beide auch schon in die irrsinnige Welt gesogen.

Die anfänglich dargestellte Problematik von Verlust und Verarbeitung wird nicht wieder aufgegriffen und hinterlässt die Frage, warum sie überhaupt notwendig war. Wirklich besser wird es danach nicht, außer ihr seid deutlich jünger als zwölf Jahre, denn in diesem Fall ist „Playmobil - Der Film“ einfach nur bunt, fröhlich und albern. Sollte dem nicht so sein, seid ihr gefangen in knapp eineinhalb Stunden Wahnsinn, der sich weigert, auch nur in einem Moment mehr zu sein als eine Dauerwerbesendung.

Auf der Suche nach einem Weg zurück in unsere Welt erleben die beiden allerlei Abenteuer, lernen so manch kauzigen Gesellen kennen und bekommen vor allen Dingen jede Menge Spielzeugsets zu Playmobil um die Ohren gehauen, die ihr so im Laden kaufen könnt und augenscheinlich auch sollt.

Playmobil

Geschwister für immer

Abgesehen von der Grundaussage des Films, dass wir alles erreichen können, wenn wir nur den Mut dazu finden und jemanden an unserer Seite haben, der immer für uns da ist, hat DiSalvos Werk eigentlich nicht viel zu sagen. Der Rest ist eine Aneinanderreihung von einzelnen Ideen, die nur schwerlich als Ganzes funktionieren. Wie verschiedene Clips aus dem Internet, die mehr schlecht als recht zusammengefügt wurden und nun so tun, als seien sie ein durchgehender Film.

Wendungen und Fortschritt in der Geschichte sind äußerst banal und der Tiefgang beständig im Bereich von seichtem Wasser. Wie schon angedeutet dürfte das für wirklich junge Kinder kein Problem sein und höchst wahrscheinlich haben diese trotz allem ihren Spaß mit dem Werk. Alle, die schon ein/zwei Filme mehr in ihrem Leben sehen konnten, werden hier jedoch maßlos unterfordert.

Animation und Sprecher

Nach 17 Jahren in der Animations-Abteilung von Disney konnte damit gerechnet werden, dass Lino DiSalvo darauf achtet, dass sein Regiedebüt zumindest visuell nicht ins Hintertreffen gerät. Satte Farben, detaillierte Hintergründe und ein gelungener Look bei den vielfältigen Figuren sind das Ergebnis. Auch wenn die Qualität nicht mit Pixar oder Dreamworks mithalten kann, so darf meiner Meinung nach durchaus behauptet werden, dass „Playmobil - Der Film“ durchgehend ansprechend ausschaut.

Die Stimmpaten, wie Matthias Schweighöfer, Christian Ulmen und Ralf Schmitz, sind zwar kein Ersatz für wirklich talentierte Synchronsprecher, erledigen hier aber einen akzeptablen Job. In mehreren Fällen sogar einen wirklich Guten.

Und viel mehr gibt es über diese Bereiche des Films auch nicht zu sagen. Sie sind die einzigen Parts von „Playmobil - Der Film“, die nicht allzu schlecht geredet werden können und sollten. Was jedoch als deutliche Aussage zu allen anderen Belangen zu verstehen ist. Wer nur in einen Kinofilm geht, weil die Animationen okay und die Synchronsprecher motiviert scheinen, hat entweder zu viel Zeit, zu viel Geld oder eben ein Kind dabei, das sich schon auf die Abenteuer im Land der Plastikfiguren freut.

Fazit

Bis jetzt ist „Playmobil - Der Film“ wohl der schwächste Animationsfilm für Kinder, der in diesem Jahr auf den Markt kam. Eine flache Geschichte, unausgereifte Wendungen und viele lose Enden machen das Werk für jeden, der sich etwas auf dem Niveau von „The LEGO Movie“ erhofft hat, zu einer derben Enttäuschung. Die Kleinsten unter uns sollten sich mit dem flott erzählten und einigen Gags versehnen Abenteuer durchaus unterhalten fühlen, darüber hinaus lässt sich der Streifen jedoch niemandem empfehlen.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 29.08.2019