„Terminator 6: Dark Fate“ Filmkritik - Definitiv terminiert

  

Am 24. Oktober versucht Tim Miller, der Regisseur von „Deadpool“ und „Influx“, das Terminator-Franchise wieder aufleben zu lassen. Und dieses Mal soll sich der neue Film absolut nach den Wünschen und Hoffnungen der Fans richten. Was erstaunlich ist, weil diese Aussage schon so oft getroffen wurde und sich gleichsam so oft als falsch herausgestellt hat, dass man sich ernsthaft die Frage stellen muss, was die Jungs und Mädels in Hollywood glauben, was uns denn bitte an den ersten beiden Filmen gefallen haben soll.

Terminator Dark Fate Kinostart header DE

Miller und die Drehbuchautoren James Cameron und Charles H. Eglee glauben dem Anschein nach, was wir wirklich wollen, ist, eine lauwarme Kopie von „Terminator 2“ mit viel Action, wenig Story, noch mehr Action, Arnold Schwarzenegger auf Gedeih und Verderb, etwas mehr Action, Linda Hamilton als Sarah Conner, ein klitzekleines bisschen mehr Action und schließlich die gleiche Geschichte noch einmal, jedoch mit scheinbar schockierenden Änderungen, die aber eigentlich überhaupt nicht weiter ins Gewicht fallen.

Bist du ... Dani Ramos?

Terminator 6: Dark Fate“ ignoriert einfach alles, was nach „Terminator 2“ passiert ist und setzt direkt nach den Ereignissen an, in deren Verlauf Sarah Conner ihren Sohn retten, Skynet besiegen und der Welt den Stinkefinger zeigen konnte. Dann ignoriert der Film weitgehend auch diesen Teil und macht schlichtweg, was ihm gefällt. Denn hier soll eine neue Reihe geboren werden, die noch hundert Fortsetzungen andauern wird.

Die kybernetisch weiterentwickelte Grace wird aus einer düsteren Zukunft, die eigentlich von Sarah verhindert worden sein sollte, in unsere Zeit geschickt, um die junge Frau Dani Ramos zu beschützen. Auf die hat es nämlich aus völlig unbekannten und überhaupt nicht zu erratenden Gründen ein Terminator abgesehen; und zwar das gefährliche, neue Modell Rev-9. Gerade als die beiden eingeholt werden und keinen Fluchtweg mehr haben, taucht aus dem Nichts Sarah Conner auf und rettet den Tag.

Terminator Dark Fate Szene 1

Angriff der Duplikate

Die Protagonistin aus den ersten beiden Terminator-Filmen war nicht deswegen so beliebt, und ist es heute noch immer, weil sie einfach nur eine taffe Braut ist, die sich den Killermaschinen entgegenstellt und entgegen jeder Möglichkeit überlebt. Sondern weil sie - für eine Figur aus einem Actionstreifen (beziehungsweise Horrorfilm, wenn wir über Teil 1 sprechen) - erstaunlich gut geschrieben und glaubhaft verkörpert wurde.

Sie durch eine zweidimensionale Entschuldigung von einer Actionfigur zu kopieren und mit Hilfe einer recht einfallslosen sowie lieblos erzählten Hintergrundgeschichte spannend gestalten zu wollen, funktioniert auch nicht besser, nur weil man dem Charakter coole Gadgets gegeben hat. Die meisten Kinogänger wünschen sich nicht immer aufregendere Technologie und Bombast, sondern einfach nur einigermaßen ausgearbeitete Figuren, mit denen man sich vielleicht sogar identifizieren kann.

Stattdessen bekommen wir Mackenzie Davis als Grace, eine weibliche Version von Kyle Reese. Jedoch gefährlicher als dieser. Und taffer. Und cooler. Und überhaupt deutlich besser in allen Belangen. Bei einer Ausarbeitung, die kaum länger als zwei Absätze gewesen sein dürfte, kommt dabei nur leider nicht viel raus. Und das gilt für so ziemlich jeden Charakter, der in „Terminator 6: Dark Fate“ auftaucht. Alle sind bestenfalls ... zweckdienlich.

Hauptcharakter Dani Ramos, verkörpert durch Schauspielerin Natalia Reyes, ist eine blasse Kopie von John Conner aus „Terminator 2“. Gabriel Luna als neuer Terminator, der es auf Danis Leben abgesehen hat, spielt quasi die Killermaschine aus dem zweiten Teil, nur mit witzigen Sprüchen. Und Arnold Schwarzenegger ist in seiner Paraderolle nur mit von der Partie, weil man anscheinend keinen Terminator-Film verkaufen kann, wenn der gute Arnie nicht mit dabei ist.

Handlung? Welche Handlung?

Der Versuch, den zweiten Teil des Franchise einfach nur zu kopieren aber gleichzeitig größer, besser, schneller zu machen, endet jedoch nicht mit den Figuren. Stattdessen wurden massenweise Ideen aus der Handlung des Vorgängers kopiert und lediglich oberflächlich abgeändert, damit sich das Gezeigte vertraut anfühlt, ohne zu sehr wie ein Abguss zu wirken. Wirklich funktioniert hat diese Taktik leider nicht.

Die Zeit, die es zwischen den äußerst bekannt wirkenden Szenarien gibt, nutzen die Macher im Dauertakt für Anspielungen auf ikonische Ereignisse und Sprüche. Vor allen Dingen solche, die im zweiten Teil vorgekommen sind. Ab einem gewissen Punkt wirkt das Ganze weniger wie eine Hommage, sondern viel mehr wie eine Persiflage.

Der Rest der Handlung, und es fällt mir schwer diese so zu nennen, besteht aus Ungereimtheiten, dummen Verhalten der Figuren, Logiklöchern, soweit das Auge reicht, und jeder Menge Szenen, die nicht existieren, weil sie einen Mehrwert zur Geschichte beizutragen haben, sondern lediglich, weil sie gut auf dem Papier aussahen. Obwohl es mir im Vorfeld unmöglich erschien, hat „Terminator 6“ doch mehr Schwachsinn und bekloppte Sprüche zu bieten, als alle Teile der Reihe zuvor.

Boom, boom, boom

Es gibt eine Möglichkeit, mit der sich der neue Terminator ertragen lässt. Zum einen muss es euch gelingen, das Gehirn auf Durchzug zu schalten, so wie es sich für Krachbumm-Kino dieser Art gehört. Zum anderen solltet ihr keinen der Vorgänger vor Kurzem gesehen haben. Bestenfalls das letzte Mal vor einigen Jahren, damit die Erinnerung so richtig schön verschwommen ist. Und wenn es euch schmeckt und passt, vielleicht ein Bierchen in der Hand. Oder zwei. Oder drei. Bringt Freunde mit, die weiteres Bier für euch halten können.

Sollte euch das gelingen oder euer Anspruch an einen neuen Terminator-Film einfach deutlich geringer sein als meiner (welcher ehrlich gesagt schon extrem gering war), könnt ihr sogar einigermaßen Spaß mit dem Werk haben. Schließlich ist die Action stellenweise ziemlich gut und die Tricktechnik schlichtweg fabelhaft. Gerade der neue Terminator, beziehungsweise dessen technische Ausarbeitung, ist recht clever. Ihn in Aktion zu sehen ist immer wieder ein Augenschmaus.

Die schauspielerische Leistung der Beteiligten ist nicht weiter der Rede wert. Versteht mich nicht falsch. Keiner stellt sich an, als wäre er oder sie in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ zuhause, aber in Erinnerung wird mit der hier abgelieferten Performance auch niemand bleiben. Dazu haben die Schauspieler in „Terminator 6“ gar keine Chance, gibt die Ausarbeitung der Figuren doch schon nicht mehr her, als grimmige Blicke, flotte Sprüche und verdrehte Augen.

Fazit

Zur Berieselung an einem verregneten Samstag-Nachmittag ist „Terminator 6: Dark Fate“ vielleicht geeignet. Für mehr aber wirklich nicht. Der ganze Film ist eine schlechte Kopie des zweiten Teils, beständig versucht, groß, cool und bombastisch zu wirken, ohne sich jedoch auch nur für eine Minute die Mühe zu machen, eine zusammenhängende, einigermaßen logische Geschichte zu erzählen. Seht genau hin, wenn ihr euch traut, denn das ist, was Hollywood denkt, was ihr von einem Terminator-Film erwartet.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 23.10.2019