„Die Eiskönigin 2“ Filmkritik - Die lang ersehnte Fortsetzung

  

Am 20. November erscheint die lang ersehnte Fortsetzung von „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren“ in den deutschen Kinos. Ein besonderes Event, war Disney doch in der Vergangenheit nicht unbedingt bekannt dafür, Prequels zu ihren Meisterwerken auf eine andere Art zu veröffentlichen als in Direct-to-DVD. Ob sich das Vertrauen lohnt und wie gut die Regisseure Jennifer Lee und Chris Buck ihren Job gemacht haben, erfahrt ihr hier.

Bei den deutschen Sprechern übernimmt wieder Willemjin Verkaik den Gesang der Eiskönigin, während Dina Kürten diese regulär spricht. Hape Kerkeling ist natürlich abermals als Olaf zu hören, Leonhard Mahlich als Kristoff und Yvonne Greitzke und Pia Allgier teilen sich den Part der Anna.

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Wie man in den Wald hineinruft ...

Elsa hat ihre Ängste überwunden und sich dem Volk von Arendelle gestellt, womit Frieden in das kleine Land eingekehrt ist. Doch die Ruhe währt nicht lang, die Königin mit der Macht über das Eis vernimmt nämlich schon bald eine Stimme, die sie aus dem Wald heraus zu rufen scheint. Sie verspürt einen ungeheuren Drang, dem Ruf zu folgen, in der Hoffnung, endlich Antworten auf so manch eine Frage zu ihrer Person zu bekommen.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Anna, ihrem Freund Kristoff, dem Schneemann Olaf und Rentier Sven begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise ins Ungewisse, auf in einen magischen Wald, der mit der Vergangenheit des Landes verbunden ist und ein schreckliches Geheimnis bewahrt. Schon bald erfährt Elsa, dass sie Teil einer größeren Macht ist und von ihrer Entscheidung die Zukunft des ganzen Königreichs abhängt.

Das Story-Labyrinth

Der Film „Die Eiskönigin 2“ macht bereits zu Beginn einen typischen Fehler, den schon so viele Fortsetzungen vor ihm gemacht haben. Statt die Hintergründe der neuen Geschichte langsam in die Handlung mit einzubinden und mit ihr zu verflechten, wird das Gröbste im Vorfeld einfach erklärt. Statt auf das aufzubauen, was vorhanden ist, wird sich etwas - mehr schlecht als recht - aus den Fingern gesogen. Ein Geheimnis, von dem Elsa und Anna mal als Kinder gehört haben, was aber erst jetzt wieder relevant wird.

Auf diesem Niveau beginnt die Erzählung und ein Höheres erreicht sie über die gesamten 104 Minuten nicht. Der Fokus liegt in dem Prequel ziemlich deutlich nicht auf der Story, sondern auf einer Mischung aus Bildgewalt und Gesang. Mit zu sehr gewollt wirkenden Schlüsselmomenten, wiederverwerteten Ideen aus dem ersten Teil und einem etwas zu festen Druck auf die Tränendrüse. In dieser Hinsicht gleicht „Die Eiskönigin 2“ fast jeder Fortsetzung, die je zu einem der Disney-Meisterwerke erschienen ist.

Hier und dort gibt es einige gute Einfälle, die unaufmerksame Kinogänger tatsächlich überraschen könnten. Diese Momente halten sich jedoch leider arg in Grenzen und im Großen und Ganzen ist die Handlung eigentlich mehr ein Mittel zum Zweck, um Gesangseinlagen zu rechtfertigen, die Fähigkeiten des Animationsstudios zu zeigen und davon abzulenken, dass es im Grunde nichts mehr zu erzählen gibt.

„Die Eiskönigin 2“ ist in Sachen Story und Erzählstil also eher etwas für die Kleinen und eignet sich nur bedingt für Mama, Papa und Junggebliebene. Lediglich die übertrieben offene und ehrliche Art von Schneemann Olaf und seine fast schon zufällig wirkenden Gedankensprünge, reißen aus dem Trott heraus und sorgen für Wohlfühlmomente und echtes, herzhaftes Lachen, das nicht, wie sonst so oft in diesem Film, erzwungen wirkt.

Im starken Kontrast zu dem simplen Märchen, das hier erzählt wird, und der immer wieder fehlenden Tiefe stehen recht düstere Themen, die im Verlauf der Story angeschnitten werden. Angepeilt war wohl eine Zielgruppe aus jungen Fans, die seit dem ersten Teil etwas älter geworden sind und die Welt mehr und mehr hinterfragen. Doch in dem Alter haben selbst Kids in der Regel einen höheren Anspruch an die Handlung eines Films.

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Musik und Animation

Wie schon angedeutet sieht „Die Eiskönigin 2“ einfach nur fantastisch aus. Während alles im gleichen Stil gehalten wird wie der erste Teil und es ohne direkten Vergleich schwerfällt, einen Unterschied bei den Figuren auszumachen, sieht doch alles andere absolut beeindruckend aus. Details im Hintergrund und an der Kleidung, die Landschaftsaufnahmen und magischen Elemente ... all dies sucht seinesgleichen und lässt die Werke der Konkurrenz blass aussehen.

Gerade während der Gesangseinlagen, die fast schon wie aufwendig produzierte Musikvideos wirken, überschlagen sich die Effekte regelrecht. Diese Momente funktionieren auch als einzelne Clips, losgelöst vom Rest des Films, und es würde mich schwer wundern, wenn dies von Disney nicht ganz genau so geplant gewesen wäre. Optisch ist „Die Eiskönigin 2“ also definitiv ein Meisterwerk.

Die Songs in dem Animationsfilm von Jennifer Lee und Chris Buck sind mit einer einzigen Ausnahme durchgehend sehr gut geworden und stehen der Musik aus dem ersten Teil in nichts nach. Ob es auch im zweiten Teil ein Lied schaffen wird, so einzuschlagen wie einst „Let It Go“ darf wohl bezweifelt werden, an der Qualität liegt es in dem Fall aber nicht.

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Original Synchronsprecher

Der Film wurde uns in der originalen Version gezeigt, weswegen es sich schwer sagen lässt, wie gut die deutschen Synchronsprecher ihren Job wirklich machen. Nur an den wenigen Ausschnitten aus den Trailern lässt sich das nicht sagen und wäre es den Sprechern gegenüber auch reichlich unfair. Da wir die meisten Stimmen jedoch bereits aus dem Erstlingswerk kennen und Disney bei der Auswahl an Synchronsprechern fast immer eine hervorragende Auswahl trifft, braucht ihr euch in diesem Bereich wohl keine Sorgen machen.

Fazit

Ohne Frage, "Die Eiskönigin 2" von Jennifer Lee und Chris Buck ist ein optisch sowie audiotechnisch wunderschöner und absolut beeindruckender Film. In Sachen Storytelling und Wendungen gibt es jedoch eine Menge Spielraum, um mit der Brechstange der negativen Kritik anzusetzen. Obwohl der Streifen sich düsterer präsentiert als der Vorgänger und teilweise recht erwachsene Themen anspricht, bleibt er ein sehr simples und qualitativ plattes Märchen.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 19.11.2019