„Bad Boys For Life“ Filmkritik — Ein letzter Ritt

  

Gute 16 Jahre nach „Bad Boys II“ kommt nun mit „Bad Boys For Life“ der dritte und vorerst letzte Teil der Action-Filmreihe in die Kinos. Die Regie übernehmen dieses Mal Adil El Arabi und Bilall Fallah, zwei Regisseure, die bisher noch nicht viel vorzuweisen haben, aber bereits für allerlei Produktionen vorgesehen sind; so zum Beispiel auch für „Beverly Hills Cop 4“. Sollte die Arbeit an der Rückkehr von Eddie Murphys ikonischer Rolle so ablaufen wie das Comeback der knallharten Miami-Cops, dann ist dies halb ein Grund zur Freude und halb einfach nur schade.

BB3_FB_DE_828x315_ab

25 Jahre Bad Boys

Sie haben die Straßen genauso sicher wie unsicher gemacht, ihren Captain in bewundernswerter Regelmäßigkeit auf die Palme getrieben und quasi alles in die Luft gejagt, was auch nur ansatzweise entzündlich ist. Jetzt, fünfundzwanzig Jahre nach dem ersten gemeinsamen Einsatz, soll es dann auch mal gut sein; zumindest wenn es nach Marcus (Martin Lawrence) geht, der gerade Großvater geworden ist und ernsthaft über die Rente nachdenkt. Mike (Will Smith) ist von dieser Idee natürlich alles andere als begeistert, ist die Polizeiarbeit mit seinem Freund und Kollegen doch alles, was ihn motiviert.

Zumindest war dem bisher so. Denn als jemand nur ganz knapp daran scheitert, den als kugelsicher gerühmten Vorzeigecop Mike Lowrey zu töten, und ihn damit für lange Zeit ins Krankenhaus zu schicken, nimmt dieser die Sache persönlich und macht sich auf die Jagd nach dem Attentäter. Doch weiß er nicht, dass für den Kriminellen die Sache ganz genauso persönlich ist. Ein dunkles Geheimnis über die Vergangenheit von Mike kommt allmählich ans Licht und er braucht nicht nur die Hilfe seines besten Freundes, um diese Krise zu bewältigen, sondern auch die einer neu eingerichteten Spezialeinheit, die ihm mit neuester Technologie zur Seite steht.

Alles auf Halbmast

Lasst mich eines bereits im Vorfeld gesagt haben: „Bad Boys For Life“ ist kein wirklich schlechter Film. Es wirkt lediglich so, als wäre der eingeschlagene Weg eher von nostalgischen Gefühlen geleitet worden, die sich in den falschen Momenten der Veränderung der Zeit beugen, als das wirklich versucht worden wäre, einen guten und sauberen Abschluss der Filmreihe anzustreben. So ist der dritte Film der Reihe von dem Versuch durchzogen, die ersten beiden Werke — damals noch unter der Regie von Michael Bay — in diesem Streifen neu aufleben zu lassen. Ungeachtet logischer Schwächen, die mit dieser Idee einhergehen.

Wo jede Menge Platz für neue Ansätze und etwas frischen Wind gewesen wäre, verlässt sich das Regisseurs-Duo zu sehr darauf, das Publikum immer wieder mit der Nostalgie-Nadel zu piksen — sowohl in Sachen Handlung als auch bei der Action. Und wenn denn dann doch einmal neue Inhalte ihren Weg in „Bad Boys For Life“ finden, gehören diese leider zu dem nur allzu typischen Versuch, ein alt eingespieltes Team durch neue, frische und gleichsam junge Gesichter zu ersetzen, beziehungsweise zu erweitern. Das funktioniert ungefähr so gut wie in „Indiana Jones 4“ oder „Blade 3“ …

Statt sich also Gedanken darüber zu machen, wie man die bereits jedem Kinogänger bekannte und bisher funktionierende Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren aufpolieren oder modern abändern könnte, hat man sich dazu entschieden, diese nicht nur beizubehalten, sondern einfach aus den Vorgängern zu kopieren und die neu eingeschlagenen Wege anderen Figuren zu überlassen. Dieser Versuch gilt in der Regel als die einfachste aber auch faulste Variante. Das Ergebnis ist nichts Halbes und nichts Ganzes, ein alter Greis, der keine neuen Tricks kennt also stattdessen zusammen mit seinem Sohn und dessen Freunde auftritt, die aber niemand kennt oder auch nur mag …

Hinzu kommt, dass sich nicht sonderlich viele Gedanken über die Actionszenen gemacht wurden. Rasant soll es sein, blutig und vor allen Dingen cool. Was auch immer das bedeuten mag. Aber logisch muss es nicht sein. Oder gut geschnitten. Oder anständig choreografiert. Das Ergebnis ist daher unterdurchschnittlich und nur zu ertragen, wenn man sich bereits vor dem Kinobesuch auf reines Popcornkino einstellt. Nicht mehr und nicht weniger ist „Bad Boys For Life“. Dank der vielen Wortwitze und der guten Chemie zwischen Lawrence und Smith ist der Film zwar relativ unterhaltsam, doch für jeden, der mehr Ansprüche an ein Werk hat, als oberflächlich unterhalten zu werden, wirkt der Streifen von Adil El Arabi und Bilall Fallah leider faul und uninspiriert.

Hinzu kommt, dass die bereits bekannten Figuren keinerlei Entwicklung genossen haben und auch keine durchleben. Neue Informationen gibt es lediglich über Publikumsliebling Mike Lowrey, und die hat sich jemand einfach aus der Socke der ominösen Vergangenheit gezogen. Die Handlung ist durchschaubar wie ein frisch geputztes Fenster und für solche, die bereits allerlei Actionstreifen der späten 1970er und 1980er Jahre gesehen haben, befindet sich gar keine Scheibe in dem Rahmen. Dadurch wirkt „Bad Boys 3“ durchgehend wie die Kopie einer Kopie eines Films, den einige schon hunderte Male gesehen haben.

image00001_700

Steinerne Gesichter

Die schauspielerische Leistung der Anwesenden ist weitgehend in Ordnung. Genau wie der Film selbst hält die Arbeit der Akteure keine großen Überraschungen bereit, auch wenn einige der Anwesenden sich deutlich mehr Mühe geben als andere. So oder so kann und will ich niemanden der Beteiligten komisch kommen, schließlich ist von Anfang bis zum Ende klar, dass hier vor allen Dingen die Ausarbeitung im Drehbuch die Schuld trägt und nicht die Schauspieler, die sichtbar versuchen, das Beste aus ihren Rollen herauszuholen.

Trotzdem dürfen und sollten einige Namen löblich erwähnt werden, gerade weil sie es schaffen, ihren Figuren Glaubwürdigkeit zu verleihen, wo eigentlich kein Boden für solche Leistungen ist. Wenig überraschend ist es vor allen Dingen Will Smith, der sich von Anfang bis zum Ende sichtbar Mühe gibt und tadellos schauspielert. Joe Pantoliano in der Rolle von Captain Howard ist mehr als nur eine Erwähnung wert und auch Martin Lawrence wirkt hin und wieder recht glaubwürdig in dem was er tut. Auch wenn dessen fehlende körperliche Leistungsfähigkeit den eh schon eher durchschnittlichen Actionszenen teilweise den Rest gibt.

Fazit

"Bad Boys For Life" ist eine Mischung aus purer Nostalgie ohne eigene Einfälle und dem Versuch, modern und neu zu wirken, der jedoch gründlich nach hinten losgeht. Das Ergebnis ist ein weitgehend uninspiriertes und leicht zu durchschauendes Actionbrett, das nur deswegen unterhält, weil die Chemie zwischen Lawrence und Smith noch immer funktioniert. Fans der ersten beiden Teile sollten durchaus ihren Spaß mit diesem Werk haben können, aber auch nur, wenn ihnen vor dem Besuch im Kino klar ist, dass sie sich auf zwei Stunden reines Popcornkino einlassen.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 15.01.2020