„Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ Filmkritik

  

Regisseur Stephen Gaghan hat in „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ die undankbare Aufgabe, ein Drehbuch umzusetzen, dass sich nur minimal an der originalen Vorlage orientiert und dem talentierten Schauspieler Robert Downey Jr. nicht eine einzige Chance gibt, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Stattdessen konzentriert sich das Werk darauf, Kinder und simple Gemüter auf einfachste Weise zum Lachen zu bringen, während es jede Chance ungenutzt lässt, der Handlung auch nur einen Hauch Tiefe zu verleihen.

dolittle Kinostart Header DE

Zur Handlung

Wir befinden uns in Großbritannien des 19. Jahrhunderts. Dr. Dolittle ist ein überaus erfolgreicher Arzt und Veterinär, der bereits für die Königin höchstpersönlich gearbeitet hat. Doch als seine Frau bei der Suche nach einer legendären Insel von der wütenden See verschlungen wurde, hat sich Dolittle der Trauer hingegeben und die Pforten seiner Praxis für immer verschlossen. Nun, sieben Jahre später, wird ihm aufgetragen die junge Königin Victoria zu retten, die urplötzlich schwer erkrankt ist.

Zusammen mit einem Burschen, der hofft, Dolittles Fähigkeit mit Tieren zu sprechen erlernen zu können, macht sich der Arzt auf die lange Reise, ein Heilmittel zu finden. Dabei führt ihn seine Suche ausgerechnet zu der Insel, die seine verstorbene Frau einst gesucht hat. Doch üble Gestalten befinden sich auf seinen Versen, um zu verhindern, das Dolittle erfolgreich ist und es schafft, Königin Victoria zu retten. Zu seinem Glück wird er tatkräftig von seinen Freunden unterstützt: Der Papageien-Dame Polynesia, dem zynischen Strauß Plimpton und von Eisbär Yoshi, dem ständig kalt ist.

Der gewählte Stil

Ich würde jetzt gerne schreiben können, dass „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ ein empfehlenswerter Film ist, zumindest für die kleinen Zuschauer unter uns. Doch um die Wahrheit zu sagen, enttäuscht das Werk von Gaghan nicht nur als Hollywood-Blockbuster, sondern auch in dem Versuch, ein funktionierender Kinderfilm zu sein. Selbst wenn man diese Produktion als reines Popcornkino betrachtet und das Hirn auf Durchzug stellt, gibt es wenig, dass einen Besuch im Kino attraktiv macht.

In erster Linie liegt dies an der Tatsache, dass der Protagonist, hier gespielt von MCU-Star Robert Downey Jr., kaum Relevanz hat. Seine Figur ist weitgehend nicht mehr und nicht weniger als der Dreh- und Angelpunkt für die wenigen Storyschnipsel, die der Geschichte ihre hauchdünne Daseinsberechtigung geben. Ansonsten erfahren wir nicht viel über Dr. Dolittle und wir bekommen fast genauso wenig von Downey Jr. zu sehen.

Über fast die gesamten 101 Minuten hinweg besteht seine Aufgabe in erster Linie darin, möglichst wirr und kindisch zu wirken, lediglich von wenigen Momenten durchbrochen, in denen die Trauer über den Verlust seiner Frau durchschimmert. In bester Manier eines Johnny Depp, wie er in „Pirates of the Caribbean — Am Ende der Welt“ zu sehen war, plappert er vor sich hin, gibt alberne Oneliner zum Besten und wird nicht müde klar zu machen, dass Tiere deutlich besser sind als Menschen.

Und auch wenn dies aus einem gewissen, philosophischen Standpunkt aus vielleicht eine wahre Aussage sein mag, so wäre es doch schön gewesen, wenn die Figur des Dolittle mehr zu bieten hätte als den oberflächlichen Versuch, möglichst schräg zu erscheinen, gepaart mit seiner Abscheu gegenüber Menschen. Man kann sich mit ihm nur schwer identifizieren, er entwickelt sich über die Handlung hinweg nicht weiter und lässt leider auch keinerlei Tiefe erkennen.

Damit passt die Figur aber leider ziemlich gut zum Rest des Werks, ist doch alles an „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ mehr oder weniger der unausgereifte Versuch, Kinder mit einfachsten Mitteln zum Lachen zu bringen. Es gibt kaum erzählerischen Tiefgang, nur wenig gute technische Ideen, keine wertvollen Botschaften für unseren Nachwuchs und keinen Witz, der mehr ist als er auf den ersten Blick scheint.

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Die Technik

Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug für die armen Eltern, die ihre Kinder ins Kino begleiten müssen, so lässt die Tricktechnik auch noch zu wünschen übrig. Bei einem Film, der fast vollständig vom Gott des CGI erschaffen wurde, wäre es schön gewesen, wenn die Animationen und Charaktermodelle aus dem Computer sich wenigstens auf dem Niveau von gewissen Konkurrenzfilmen befinden würden, doch die Wahrheit sieht etwas düsterer aus.

Auch wenn ich nicht behaupten kann, dass Gaghans Werk visuell hässlich umgesetzt worden wäre, so gibt es doch genügend Abzüge in der B-Note, um wenigstens sagen zu können, dass es ebenfalls weit davon entfernt ist, einen Schönheitspreis zu gewinnen. Einige Tiere sehen stark künstlich aus und ihre Bewegungsanimationen sind teilweise sehr laienhaft, was bei dem immensen Budget fast schon erstaunlich ist.

Was die schauspielerische Leistung angeht, kann ich nichts Großartiges zum Besten geben, da kaum jemand in diesem Film wirklich dazu kommt, etwas von seinem Talent zu zeigen. Rober Downey Jr. ist auf jeden Fall sichtbar unterfordert, Jungstar Harry Collett hat sich anscheinend Mühe geben, ist dabei jedoch nicht sonderlich erfolgreich und Michael Sheen ist darauf beschränkt den Dödel zu spielen, und das auf eine Art, die nur solchen Freude bereiten kann, die das Teenageralter noch nicht erreicht haben; darüber hinaus lädt seine Performance eher zum Fremdschämen ein.

Die deutschen Synchronsprecher sind allesamt in Ordnung, doch würde ich diese Aussage mit Vorsicht genießen, denn damit will ich nicht sagen, dass sie einen wirklich guten Job leisten. Sie schaffen es jedoch, dass Kinder ihnen ihren Part abkaufen und das ist schon mal die halbe Miete. Wer weniger Geduld und höhere Ansprüche hat, könnte die Stimmen vielleicht als nervig empfinden, vor allem, da einigen die Fähigkeit fehlt, nicht geistig überfordert zu klingen.

Fazit

„Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ wirkt wie eine superlange Folge von „Um die Welt mit Willy Fog“. Jedoch ohne die liebenswerten Figuren, ohne bedeutende Botschaft und mit einem Humor versehen, den wirklich nur Kinder mögen können. Die Schauspieler sind allesamt maßlos unterfordert, der Plot eindimensional und das Finale völlig an den Haaren herbeigezogener Nonsens, der sich mit einem langgezogenen Pupsgag selbst disqualifiziert. Für die Kleinsten unter uns ist der Film als Ablenkung an einem verregneten Samstag-Nachmittag vielleicht genau das Richtige, abseits davon kann ich mir aber niemanden vorstellen, der mit diesem Machwerk seinen Spaß haben kann.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 26.01.2020