„Faking Bullshit – Krimineller als die Polizei erlaubt!“ Filmkritik

  

Faking Bullshit ist eine deutsche Komödie des Schauspielers Alexander Schubert, der mit diesem Werk sein Regiedebüt feiert. Der Film richtet sich in erster Linie an jene unter euch, die scharfzüngigen und schwarzen Humor bevorzugen, in der Lage sind, das Leben und seine Facetten etwas lockerer zu nehmen und die wissen, dass die Art zu handeln und zu sprechen, wie wir sie aus berühmten Hollywoood-Produktionen kennen, selten der Realität entspricht.

faking Bild_02

Faking Bullshit – Zur Handlung

In einer Kleinstadt irgendwo in Nordrhein-Westfalen haben die Polizisten Deniz (Erkan Acar), Rocky (Adrian Topol) und das Pärchen Netti (Sanne Schnapp) und Hagen (Alexander Hörbe) quasi nichts zu tun. Die Kriminalitätsrate ist im Grunde bei null und müssen sie ihre Wache doch einmal verlassen, dann nur, weil die Katze einer alten Dame auf den Baum geklettert ist und es alleine nicht wieder nach unten schafft. Für Arbeitsfaule ein Traumjob.

Doch diesem Traum droht ein baldiges Ende, denn als die aufstrebende Polizistin Tina (Sina Tkotsch) damit beauftragt wird, die entsprechende Polizeiwache zu untersuchen und zu bewerten, müssen die Faultiere in Uniform befürchten, dass ihr Lotterleben bald vorbei sein wird und manch einer weiß nicht, wie er mit diesem theoretischen Szenario umgehen soll.

Deniz, der Tina bereits vor ihrem offiziellen Auftritt kennengelernt hat, kommt durch einen unter Alkoholeinfluss begangenen Fehler auf die vielleicht rettende Idee. Wenn es plötzlich zu kriminellen Aktivitäten in der Stadt kommt, wäre die Wache nicht mehr überflüssig und er und seine Freunde würden ihren Job nicht verlieren. Er beginnt damit, den hiesigen Obdachlosen zu einer kleinen Straftat anzustacheln, was den Beginn für eine Verkettung von Ereignissen darstellt, die irrsinniger kaum sein könnten.

Faking Bullshit – Eine Kritik

Der Film von Regisseur Alexander Schubert hat drei positive Eigenschaften, die miteinander verschmelzen und das Baugerüst dessen bilden, was man als guten Grund bezeichnen könnte, sich Faking Bullshit anzusehen. Jedoch sollte vielleicht schon im Vorfeld erwähnt werden, dass diese Punkte nur für die erste Hälfte des Werks gelten, denn nach ungefähr 45 Minuten ändern sich sowohl der generelle Aufbau, als auch die Qualität und der Charme dessen, was ihr zu sehen bekommt.

Zuallererst sei gesagt, dass Faking Bullshit einen offenen, unverfrorenen Humor an den Tag legt, der manch einem vielleicht sauer aufstoßen könnte. Solltet ihr der Meinung sein, dass alltäglicher Rassismus, Sexismus und Vorurteile gewissen Minderheiten gegenüber nichts sind, worüber man lachen darf, seid ihr hier an der falschen Adresse. Der Film frönt quasi im Dauertakt der Herangehensweise, dass Dinge eben existieren und sofern niemand verletzt wird, einfach als das akzeptiert werden sollten, was sie sind: Auswüchse des Menschseins.

Gleichzeitig beweist Schubert, der sowohl das Drehbuch geschrieben als auch die Regie geführt hat, einen derben, trockenen Humor, der von den beteiligten Schauspielern teils grandios an den Mann gebracht wird. Die generelle Körpersprache im Zusammenspiel mit den manchmal subtilen Schlägen unter die Gürtellinie des allgemein gesellschaftlich Anerkannten, sorgen dafür, dass nicht nur solche über die Gags lachen können, die ohne nachzudenken beschallt werden wollen, sondern auch diejenigen, die durchaus aufmerksam sind und über das Gesehene und Gehörte nachdenken.

Und dann sind da noch der clevere Erzählstil und das Feingefühl für gute, saubere Übergänge, die es einem beide auf ihre Art leicht machen, der Handlung zu folgen. Ohne dem Zuschauer gewisse Details übertrieben penetrant auf die Nase zu binden oder ihn, um ins andere Extrem zu verfallen, einfach ohne Antworten im Wald stehen zu lassen. In Faking Bullshit wurde ein angenehmer Mittelweg gefunden, der positiv ins Gewicht fällt und es einfach macht, die Komödie zu genießen, ohne sich ihrem Schwachsinn schutzlos ausgeliefert zu fühlen.

Die komödiantischen Szenen sind manchmal subtile Gesellschaftskritik, oft überaus alberner Klamauk und dann wieder boshafter Sarkasmus mit einem Augenzwinkern. Dadurch weiß der gewillte Kinogänger fast nie, was er von der nächsten Szene erwarten darf, was Faking Bullshit eine gewisse Note von Undurchschaubarkeit verleiht. Da man über Humor jedoch nicht streiten kann und sowohl Niveau als auch generelle Spuckrichtung der Lacher manchmal extrem auseinander gehen, ist dies auch ein Film, der Schwierigkeiten haben wird, sein Publikum zu finden.

Besondere Probleme könnte die trockene und beschämend akkurate Art sein, mit der manch eine Person dargestellt wird, die typisch deutsch ist. Versteht man den Ansatz dahinter und sieht sich als Mensch, der gesellschaftskritischen Blödeleien mit viel zu realistischer Grundnote mag und darüber lachen kann, gibt es keine Probleme. Wisst ihr schon beim Lesen nicht, worauf ich hinaus möchte, oder widersprecht dem, was meine Worte in den letzten Zeilen suggeriert haben, solltet ihr den Film jedoch meiden.

faking Bild_05

Faking Bullshit – Der Absturz

Leider ist nur die erste Hälfte von Faking Bullshit mit dem vollgestopft, was Leute, die sich von den oberen Zeilen angesprochen fühlen, als lustig und vor allen Dingen unterhaltsam bezeichnen würden. Danach nehmen die eigenen, guten Ideen des Films rapide ab, während der Humor zu oft in den Hintergrund gerückt wird. Aus Comedy mit seltenen dramatischen Untertönen, wird ein Film, der sich stellenweise selbst zu ernst nimmt und den Biss vermissen lässt.

Aus bitterbösen Zoten werden dann viel zu oft durchschnittliche Alltagsgags und aus einer Komödie, die von seiner abgedrehten, an Slapstick und Sketche erinnernde Prämisse lebt, wird plötzlich eine 08/15-Komödie, die einem Weg folgt, den schon unzählige deutsche Komödien zuvor beschritten haben. Erst zum Ende hin findet Faking Bullshit zu Teilen wieder zu alter Stärke zurück, doch dann ist der Schaden leider bereits angerichtet und das Wissen, erst kurz zuvor äußerst unterhaltsame 45 Minuten genossen zu haben, bereits fast vollständig verblasst.

Hätte Schubert die Richtung und vor allen Dingen den Humor der ersten Hälfte beibehalten, sein Film wäre bei Gott nichts für jedermann gewesen, doch die Größe der Zielgruppe wäre immerhin deutlich beeindruckender, als sie durch die schwache und zeitweise auch verstörend stumpfsinnige zweite Hälfte nun wirklich sein dürfte. Aus einem Film, den man durchaus Liebhabern solchen Humors empfehlen kann, wird optionale Abendunterhaltung für Tage, an denen es sonst nichts zu tun gibt.

Fazit

Bissig, voller guter Ideen und eine durchgängige schauspielerische Leistung, die den Humor nicht nur wunderbar ergänzt, sondern auch untermalt und teilweise sogar verstärkt. Die erste Hälfte von Faking Bullshit ist überraschend, lustig und stellenweise sogar richtig clever. Die Zweite lebt jedoch nur von einer einzigen relativ interessanten Wendung und zieht ansonsten das Niveau des ganzen Werks in die Tiefe. Aus einem Pflichtbesuch für Komödienfreunde wird eine Notlösung für verregnete Sonntagabende.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 17.08.2020