„Fifty Shades of Grey 3 – Befreite Lust“ Filmkritik – Endlich vorbei

  

Fans und Widersacher der Trilogie haben gleichermaßen darauf gewartet, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Mit „Fifty Shades of Grey 3“ findet die Filmreihe über Lust, Liebe und Intrigen ihr Ende. Dabei beginnt der Film, wie bei manch anderen Vertretern dieses Genre das Finale aussieht: mit einer Hochzeit. Ja, Anastasia Steele, die Frau mit dem Pornodarsteller-Namen, und Mister Gruselig höchstpersönlich, Christian Grey (Jamie Dornan, „Robin Hood Origins“), haben sich das Ja-Wort gegeben.

Fifty Shades 3 Kinostarts Header DE

Alltags-Eintopf

Nun erleben die beiden und der Zuschauer vor der Leinwand, die visuellen Vorteile ihrer Flitterwochen an der Côte d’Azur. Endlose Aufnahmen bereiten uns auf das vor, was diesen Film letztendlich auch ausmacht: ein völliger Schuss am Ziel vorbei. Ohne jeglichen Plot, Knistern zwischen den Hauptdarstellern oder zumindest so etwas ähnlichem wie einer Entwicklung, wird dem geneigten Kinogänger Belangloses vorgeführt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kehren die Turteltauben dann in das gigantische Apartment des Herrn Grey zurück und … nun, ja. Werden mit dem nicht wirklich kinotauglichen Alltag konfrontiert. Sie leben, sie streiten. Er darf alles, sie darf endlich ein bisschen mehr und abseits von Sexszenen, neben denen selbst die Erotik aus Teil 1 und 2 äußerst delikat wirkt, dümpelt die Geschichte dann auch einfach nur vor sich hin.

Irgendwann werden wir daran erinnert, dass es ja noch einen Ex-Chef aus dem Vorgänger gibt, der blutige Rache geschworen hat und spätestens ab diesem Punkt hat sich „Gefährliche Liebe“ dann auch zur Gänze selbst verloren. Mit einem Satz – wie das Kind im Regen, die übergroße Pfütze überwindend – wird aus einem Spiel der Dominanz eine verrückte Mischung aus James Bond und einer x-beliebigen Prinzessinnen-Fantasie.

Shades 3 Hass Szene

00-Hyde

Jack Hyde (Eric Johnson, Bild oben) schwört das Leben von Grey zu vernichten; dabei ist ihm kein Mittel zu dreckig, kein Auftrag zu schwer und kein Logikloch im Drehbuch zu groß. Ohne sich anzustrengen, besonders intelligent zu wirken oder überhaupt den Eindruck zu erwecken, auch nur einen kleinen Prozentsatz dessen, was er hier fertig bringt, wirklich umsetzen zu können, lässt er manchen Spionage-Bösewicht alt aussehen.

Entführungen, Verfolgungsjagden im Auto und dazwischen der Alltag des großen, kleinen Mannes. „Fifty Shades of Grey 3“ wirkt wie ein Eintopf aus lauter losgelösten Ideen, die sich zusammen schwerlich vertragen, selten ein Ganzes ergeben und hier ganz und gar im falschen Verhältnis genutzt wurden. Hinzu kommt, dass fast jede Szene abseits des Geschmachtes an den Haaren herbei gezogen wurde.

Wenig steht miteinander in Verbindung, noch weniger ergibt am Ende so etwas ähnliches wie einen Sinn. Es ist erschreckend, wie wahllos hier anscheinend gearbeitet wurde. Als wäre es keinem der Beteiligten auch nur ansatzweise wichtig gewesen, ein zusammenhängendes, in sich stimmiges Werk abzuliefern, sondern das Projekt einfach nur und zu welchen Kosten auch immer zu einem Abschluss zu führen.

Um der Sache noch die sprichwörtliche Krone aufzusetzen, ist es beinahe unmöglich das Werk von Regisseur James Foley („Wayward Pines“, „Fifty Shades of Grey“, „Madame“) ohne Vorkenntnisse anzuschauen. Alle Ereignisse bauen auf den beiden Vorgängern auf, erklären sich dabei jedoch nicht selbst, geschweige denn wird dies von anderen Quellen erledigt. Es ist der Wurf ins kalte Wasser, den Unbeteiligte sich nun wirklich nicht antun müssen.

Plastik im Gesicht

Es gibt lediglich eine Person in der gesamten Trilogie, bei welcher von einer Charakterentwicklung gesprochen werden kann. Und das auch nur, wenn der entsprechende Kritiker beide Augen zudrückt und den gesunden Menschenverstand auf Stumm schaltet. Anastasia Steele, erneut verkörpert von Dakota Johnson („The Social Network“, „Black Mass“, „How to be Single“), zeigt mehr Dominanz, mehr Ellbogen als zuvor. Sie gibt Grey ein wenig mehr Paroli als gewöhnt.

Dieser Umstand ändert natürlich nichts an der grauen Schieferwand aus menschlicher Eindimensionalität zu welcher sie bereits durch das Drehbuch verdammt wurde. Doch ist es ein kleiner Lichtblick in einer Welt völliger Aufgabe seitens der Akteure. Das Präsentierte als lauwarmes Spiel zu bezeichnen wäre noch eine positive Übertreibung.

In Wirklichkeit ist es jedoch die absolute Ausnahme, dass einer der Anwesenden mehr schauspielerisches Talent zur Schau stellt als minimal verlangt wird, um die verkörperte Figur überhaupt menschlich wirken zu lassen. Die Mimik teilweise steif wie Plastik, die Chemie zwischen den Darstellern quasi nicht vorhanden. Es ist ein Trauerspiel auf ganzer Linie.

Horror im Kopf

Auf einer anderen Ebene, nämlich der psychologischen, ist „Fifty Shades of Grey 3 – Befreite Lust“ sogar noch schlimmer. Die pure Ignoranz, mit welcher hier jeglicher Konflikt zwischen zwei Lebenspartnern in eine lächerliche Abstraktheit verwandelt wird, sucht ihresgleichen. Irgendwo zwischen Seifenoper und Sitcom, Spionagethriller und Softcore-Porno, blieb alles auf der Strecke, dass auch nur annähernd als ernstzunehmende, zwischenmenschliche Beziehung bezeichnet werden könnte.

Wenn es überhaupt einen Grund dafür gibt, sich dieses Werk zu Gemüte zu ziehen – natürlich abgesehen von der Tatsache, dass ihr bereits Fans seid und diese Kritik entsprechend doof findet – dann ist es ein rein visueller. Hübsche Frauen, hübsche Männer, viel nackte Haut, schöne Autos … Das Leben der Reichen und Schönen halt, mit allem, was sich die Mittelschicht so sehnlichst wünscht. Garniert mit Schwachsinn.

Unterm Strich kann nichts Gezeigtes auch nur einer rein oberflächlichen Überprüfung standhalten. Böse Zungen würden es als dahin geschustert bezeichnen; ohne Liebe zum Detail, ohne Gedanken an den Zuschauer und mit keinerlei Verständnis für Unterhaltung. Eine reine Produktion fürs Geschäft, unter kompletter Abwesenheit jeglicher Herzensangelegenheit.

Fazit

Lange Rede, gar kein Sinn: wer sich bisher nicht mit der Fifty-Shades-Reihe anfreunden konnte, wird im letzten Teil der Trilogie keine Ansätze finden, um das Ruder noch einmal herum zu reißen. Wer dagegen beide Vorgänger genießen konnte muss sich nun fragen, wie knapp der Kinobesuch an einer Enttäuschung vorbei geschrammt ist. „Fifty Shades of Grey 3 – Befreite Lust“ präsentiert sich nämlich ein ganzes Stück flacher und zusammenhangloser als seine beiden Vorgänger.

Die schauspielerische Leistung ist ein Witz, das Drehbuch schlecht oder sogar gar nicht durchdacht. Alles abseits der technischen Vorgehensweise bedarf keiner weiteren Worte. Dafür ist dieses Werk zumindest visuell recht erfreulich, zumindest, wenn man sich an den kleinen Dingen im Kino erfreuen kann. Sollte nackte Haut und schöne Autos als Lockmittel nicht genügen, macht lieber einen weiten Bogen ums Kino.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 09.02.2018