Filmkritik "Der Knastcoach"

  

Wenn Will Ferrell in einem Film eines gewissen Herrn Cohen mitspielt, dann kann das eigentlich nur gut werden. Wenn in diesem Film dann noch ein superreicher Hedgefond Manager für 10 Jahre ins Gefängnis soll, dann freut sich das antikapitalistische Herz. Wenn dieses Gefängnis dann auch noch kein Luxusknast, sondern das San Quentin State Prison sein soll, dann kann fast nichts mehr schief gehen. Comedy-Gold sozusagen. Aber wenn es zu viele von diesen „abers“ gibt, dann ist auch ein guter Ansatz plötzlich nichts mehr wert.

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Was Witze können und dürfen

Das erste, noch vertretbarste Aber (denn dafür kann nun wirklich niemand etwas) vorne weg. Verwechseln Sie niemals „Cohen“ mit „Coen“, nur weil beide Ethan mit Vornamen heißen. Der letztere ist der, den Sie meinen. Ersterer gibt mit „Der Knastcoach“ seine Regiedebüt für die große Leinwand und hat (bisher) nur als Screenwriter oder Co-Autor gearbeitet. Achja, und er hat versucht ein Script für das „Ghostbusters“ Reboot einzureichen, seines allerdings wurde abgelehnt. Was ihm nicht zum Nachteil gereichen soll, er ist damit ja nun nicht alleine. Und ob das jetzt auf uns zukommende Reboot auch nur ansatzweise an die originalen Teile heranreicht wird einzig und allein die Zeit zeigen.

Die Namensähnlichkeit des Regisseur mit einem der beiden legendären Cohen-Brüder beiseite gelegt, hat „Der Knastcoach“ dann leider noch eine ganze Menge weiterer „abers“ aufzufahren.

„Der Knastcoach“ und die in ihm angebrachten Gags fußen zu massiven Teilen auf Homophobie, Rassismus und Sexismus. Wer auf Witze über Vergewaltigungen steht, der könnte im „Knastcoach“ sich sogar sicher sehr gut aufgehoben fühlen. Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Und Komödie muss auch nicht schön sein. Ein Grundsatz, der leider allzu oft im Rahmen seichter Unterhaltung vergessen wird. Im Falle das „Knastcoach“ jedoch schlagen die meisten Witze in die Richtung aus, die für die anvisierte Bevölkerungsgruppe beleidigend sein muss. Das ist dann irgendwann einfach wirklich nicht mehr mit Humor zu erklären. Zumindest nicht mit gutem. Vor kurzem gab es bei den Dreharbeiten von Adam Sandlers eigener TV Serie einen ähnlichen Fall. Dabei wurden allerdings nicht auf die afro-amerikanische Bevölkerung eingewitzelt, sondern auf die amerikanischen Ureinwohner. Sämtliche indianische Mitwirkenden haben daraufhin das Set verlassen und sich an die Presse gewandt.

Knast ist kein Zuckerschlecken

Aber (das ist es wieder) zurück zum Film. In „Der Knastcoach“ (original „Get Hard“) will der reiche, weiße (jedoch unglaublich dumme und naive) Hedgefondmanager James King (Will Ferrell) von dem einzigen Schwarzen, den er irgendwie auch nur im Ansatz kennt, auf eine längere Haftstrafe vorbereitet werden. Denn eins ist klar, Darnell (Kevin Hart) muss ja im Knast gewesen sein. Immerhin ist er schwarz. Saß er aber gar nicht. Der Typ hat nicht einmal einen Strafzettel und plagt sich mit seinem eigenen kleinen Autounternehmen ab und will nur seine Tochter, Frau und sich ein gutes Leben bieten. Die 30.000 Dollar dem arroganten Schnösel ein wenig zu Sport zu verhelfen kommen da also eigentlich ganz Recht. Sein Ansatz, um den verweichlichten und ständig heulenden King zu motivieren, ist in diesem unablässig die Angst zu schüren von großen schwarzen Männern zu unabgesprochenem und ungewolltem Geschlechtsverkehr gezwungen zu werden. Von großen schwarzen Männern mit Muskeln und tiefen Stimmen (natürlich). Die beiden Lösungen, die sich bieten, sind dann das James entweder lernt verdammt guten Oralsex zu bieten oder selber den Habitus, die Gangart und das Verhalten eines echten (schwarzen) Alpha-Mannes erlernt. Innerhalb weniger Tage. Niemand, der das Poster gesehen hat, wird sich erstaunt zeigen über diesen Handlungsansatz.

Und noch einmal: Komödie muss nicht schön oder bequem sein. Sie darf auch wehtun und der Gesellschaft ihren Spiegel vorhalten. Sie darf Missstände aufzeigen und uns klarmachen, dass bei uns auch nicht alles richtig läuft. Eine ganz Menge des in „Der Knastcoach“ verwendeten Materials hatte sogar (vermutlich) Potential, einige Gags zünden sogar. Zudem könnte man zur Verteidigung anführen, dass nichts langweiliger ist als eine Komödie, die stets versucht zu betonen wie politisch korrekt und wie einfühlsam sie ist. Kunst hat nun einmal die Erlaubnis anti-ethisch zu sein. Und filmisch Vorlagen zu einem ähnlichen Thema gibt es in gar nicht so geringer Anzahl. Ob nun Benignis „Das Monster“, Mel Brooks „Is' was Sheriff?“ oder Sidney Portiers „Zwei wahnsinnig starke Typen“, alle diese Filme haben ein ähnliches Thema (mit) verarbeitet und glänzende Vorarbeit geleistet. Und „Der Knastcoach“ versucht sogar einen ähnlichen Weg zu gehen. Er spielt eben in unserer Welt, voller Rassisten, Homophobie, Sexismus, Gier und Geiz (und einer Menge anderer Unannehmlichkeiten). In einer Welt, in der nur das Alpha Männchen den Ton angibt. Ob nun auf dem Knasthof oder in der Finanzwelt. Und Mann eben der gemeinste Typ sein muss um bis nach oben zu kommen. Sogar der zündende Gedanke von ausgleichender Gerechtigkeit kommt zum Vorschein. Immerhin haben die Schlipse wie King und seine Freunde alle unter ihnen über Generationen vergewaltigt und ausgebeutet. Ein wenig verkehrte Positionen können da sicher nicht schaden.

Fazit

Aber Ethan Cohen fehlt ein fast jedes schreiberische Talent um die Möglichkeiten auszuschöpfen, die er selber ja in seinem Script vorlegt. Fast jedes Mal entscheidet er sich für die billigsten Lösung, die einfachste und zugleich beleidigenste. Dabei macht er vor nichts und niemandem halt. Nur Darnells Frau und Kind sind erstaunlich normal. „Der Knastcoach“ versagt nicht völlig und hat tatsächlich einige wenige Lacher zu bieten. Aber (ein letztes Mal) nicht ansatzweise genug um seine komplette Länge zu füllen. Was wirklich schade ist.

Bewertung: 2 von 5 Sternen.**
Filmkritik von Julius, 30.04.2015

Kinostart am 07. Mai 2015

In unserer Filmdatenbank findet ihr weitere Informationen, den Trailer, Bilder, das Poster und viel mehr zu Der Knastkoach. Der Film ist ab dem 07. Mai in den Kinos zu sehen.