Filmkritik: Neues aus der Welt – Tom Hanks durchstreift den Wilden Westen

  

Der Western „Neues aus der Welt“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle startet am 10. Februar bei Netflix.

Leicht hatte es der von Paul Greengrass inszenierte Film nicht. Er war ursprünglich ein Projekt für Fox 2000, ein Studio von 20th Century Fox, wurde aber nach der Disney-Übernahme nicht weiterverfolgt. Das Projekt wanderte zu Universal Pictures, wo man den Film letztes Jahr weltweit in die Kinos bringen wollte. Der Corona-Pandemie geschuldet verkaufte Universal aber alle Rechte mit Ausnahme für den nordamerikanischen Markt an Netflix. Entsprechend kommt man jetzt in den Genuss, NEUES AUS DER WELT zuhause und nicht im Kino sehen zu können.

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Neues aus der Welt – Zur Handlung

Captain Kidd (Tom Hanks) hat den Bürgerkrieg überlebt, auch wenn er alles verloren hat. Seit fünf Jahren zieht er von Stadt zu Stadt und liest den Leuten gegen einen kleinen Obolus Nachrichten aus den Zeitungen vor. Auf dem Weg von einer Stadt zur nächsten findet er ein kleines Mädchen: Johanna (Helena Zengel). Sie wurde einst von den Kiowa entführt und nach Jahren von der US-Armee gerettet. Nun sollte sie jemand zu ihrem Onkel und ihrer Tante, den einzigen noch lebenden Verwandten, bringen. Doch der Mann starb und Johanna ist nun allein. Ein Mädchen, das sich mehr als Kiowa versteht und längst kein Englisch mehr sprechen oder verstehen kann.

Kidd beschließt, das Kind selbst zu seinen Verwandten zu bringen. Damit beginnt eine lange und gefährliche Reise.

Neues aus der Welt – Eine Kritik

Der auf dem Roman von Paulette Jilles basierende Film ist für die Verhältnisse von Paul Greengrass ausgesprochen ruhig. Er machte sich durch die frenetische Action der BOURNE-Filme einen Namen, ebenso wie mit Werken über reale Terroranschläge. Mit keinem davon hat NEUES AUS Der WELT etwas gemein. Er ist nicht nur ruhiger, sondern auch mit einem waschechten Happyend versehen. Etwas, das bei Greengrass nicht unbedingt Gang und Gebe ist.

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Tom Hanks agiert hier in seinem ersten Western. Er spielt einen guten Mann, einen, der alles verloren hat, der damit auch gebrochen wurde, der aber weitermacht und seine Menschlichkeit trotz allem, was er erlebt hat, nicht aufgegeben hat. Hanks ist der Fels in der Brandung dieses Ausflugs in den Wilden Westen. Sein Zusammenspiel mit der hier ihr englischsprachiges Debüt gebenden Helena Zengel ist wunderbar. Ein wenig erinnern die beiden an ein anderes Mann-Kind-Duo der Western-Geschichte, Rooster Cogburn und Mattie Ross in DER MARSHAL (1969) mit John Wayne und Kim Darby, einem Film, der 2010 als TRUE GRIT mit Jeff Bridges und Hailee Steinfeld neu verfilmt wurde. Die Dynamik ist ähnlich, die Geschichte freilich eine gänzlich andere.

NEUES AUS DER WELT ist kein typischer Western. Es geht nicht um Revolverhelden, Cowboys und Indianer, sondern um eine Reise. Im Grunde ist dies ein Road Movie, nur dass die Protagonisten mit einem Pferdewagen unterwegs sind. Die Konflikte, denen Kidd und Johanna begegnen, wirken oft ein wenig unscheinbar, abgesehen von dem Zwischenfall, als drei Männer anbieten, Johanna zu kaufen und nach Kidds Ablehnung mit Waffengewalt das Kind an sich bringen wollen.

Fazit

NEUES AUS DER WELT ist ein zwar langsam erzählter, aber nie langweiliger Film, der sich fast wie eine Ballade anfühlt. Lyrisch in seiner Erzählweise und seiner Wirkung, aber auch ein wenig grimmig. Weil das Leben im Texas des Jahre 1870 eben auch wenig romantisch und sehr viel eher grimmig war. Der emotionale Kern sind Kidd und Johanna, deren Beziehung aufgrund der Sprachbarriere immer ein wenig ungreifbar, aber dafür spürbar bleibt. Hanks und Zengel agieren auf hohem Niveau, die Kamera fängt großartige Bilder ein und der Film wartet mit hoher Moral auf. Einfach schön.

Bewertung: 4/5****

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Bilder (c) Netflix / Universal Pictures