Filmkritik zu Batman v Superman — Dawn of Justice

  

Batman gegen Superman, Dionysos gegen Apollo, Nacht gegen Tag, Vollgasselbstjustiz gegen selbstauferlegte Zurückhaltung. Wenn man auf dieses Thema Zack Snyder loslässt, dann kann das weit übers Ziel hinausschießen oder tief drunter herfliegen. Snyder darf sich zwar für „Watchmen“ und „300“ feiern (und irgendwie auch für das längste Musikvideo der Welt „Sucker Punch“) lassen, hat sich aber mit „Man of Steel“ nur wenig Freunde gemacht. In „Batman v Superman — Dawn of Justice“ gelingt ihm der Spagat. Nicht nur zwischen Gut und Böse, sondern auch zwischen Gut und Schlecht.

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Batman v Superman — Dawn of Justice läuft Donnerstag, 24.03.2016 in den deutschen Kinos an!

Die Akte Batman

DE Teaser Batman BVSDJWer immer auch einen ersten Film mit, um und über Batman dreht, kommt wohl niemals am Mord an Martha und Thomas Wayne vorbei. Wobei sich im Sinne von „Batman v Superman“ die Frage stellt, ob diese ikonische Szene nicht schon oft genug in viel zu vielen Interpretationen dargestellt wurde. Snyder nun reißt hier das Steuer schnell herum und liefert uns fix den Aufhänger für seine epochale Reparation am DC Universum. Wie aus den Trailern noch und nöcher bekannt hält sich der größte Detektiv der Welt, Rächer bei Nacht, Playboy und Großökonom bei Tag, genau dann in Metropolis auf, als Superman und General Zod sich als intergalaktisches Abrissunternehmen betätigen. Wo gehobelt wird da fallen Späne, in diesem Fall die Beine eines Wayne Enterprise Wachschützers und die Eltern eines netten Mädchens (nebst ungezählten Zivilisten und Betonungetümen). Ach, und die lokale Dependance des wayneschen Unternehmens bekommt auch ordentlich etwas ab. Dabei gibt Bruce (Ben Affleck) wirklich alles, was PS und Leidensmiene hergeben um seine Angestellten aus der Arena der Außerirdischen zu entfernen.

Ironie beiseite, in „Batman v Superman“ ist Afflecks brütender Batman mit angegrauten Schläfen ein sehr viel runderer Batman, als der, den wir aus Nolans Trilogie kennen. Es ist einer, der ermittelt. Und zwar nicht nur am Rande, sondern mit Feuereifer und in mehr als einem Fall. Zwar ist dieser Batman einer, der in Gotham, trotz seines Alters, unter dem Radar fliegt, aber ein kompletter und komplexerer als in „The Dark Knight“. Im Vergleich zum noch immer skizzenhaft daherkommenden Superman (Henry Cavill) ein wohltuendes Gegenstück.

Auch seinen Dress legt der Gothamer erst spät an, dafür kommt er aber auch im Maßanzug genau so grummelig und düster rüber wie Bale mit verstellter Stimme.

Dennoch ist es ein Batman, der sicherlich nicht allen Fans schmecken wird. Moralisch überschreitet er unablässig die Grenzen des Batmanesken. Er schießt, pfeift auf das Überleben von Kontrahenten und benimmt sich bisweilen mehr wie Marvels Punisher, als DCs Caped Crusader.

Unterm Strich und im Sinne von „Batman v Superman“ erweist sich Affleck in allen Belangen als die richtige Wahl. Sollte dieses Niveau gehalten oder gar ausgebaut werden, muss man sich in Falle des Fledermausmannes keine Sorgen machen.

Der Fall Superman

DE Teaser Superman BVSDJDer Mann aus Stahl nun hat seine ganz eigenen Probleme. Nicht nur hat er die ganze Zod-Geschichte noch nicht so ganz verdaut, das ständige im Licht der Öffentlichkeit stehen liegt ihm auch nicht ganz bequem im Umhang. Während ihm Bruce Wayne hinterher spioniert, will er es allen Recht machen. In Metropolis wird er zwar von den meisten Bewohnern als Held gefeiert, aber spätestens wenn nach der Rettung von Lois Lane (Amy Adams) ihm das Ableben diverser Unschuldiger angelastet wird, beginnen die Haie um ihn zu kreisen. Besonders blutgierig ist Senator Finch (Holly Hunter). Als Kopf des Superman Komitees hat die Südstaatlerin mit stereotypischer Kreuzritterattitüde nicht das Beste für den Kryptonier im Sinn. Natürlich hat sie die üblichen Schilderschwinger im Gepäck, die Außerirdische für Unamerikanisch halten. Lustigerweise führen all diese Widrigkeiten zu einem Superman, der Batman in Sachen Brüterei übertrifft. Sicher ein Punkt, der nicht allen Superman-Jüngern passen wird.

Der Rest

In den 153 Minuten Kinoschnitt sind die zwei Helden natürlich nicht alleine. Hervorsticht besonders Jesse Eisenberg als Alexander „Lex“ Luthor. Genau wie Batman mit seiner gesteigerten Gewaltbereitschaft einen kontemporären Anstrich von dunklerem Schwarz verliehen bekommen hat, ist Luthor nicht mehr der Wirtschaftsmagnat der Vergangenheit, sondern wirkt eher wie die diabolische Version von Zuckerberg. Eisenberg spielt viele Facetten aus „The Network“ wieder an, zitiert Nabukov und sportet auf Empfängen weißen Blazer nebst Sneakern. Sein loses Mundwerk in Kombination mit dem grungigen Haarschnitt einer der wenigen leichten Momente im finsteren „Batman v Superman“.

Bis auf Cavill, der sowohl an die Grenzen seiner Fähigkeiten jenseits der markanten Kinns gerät, als auch mit dem noch sehr ausbaufähigem Charakter ringt, machen eigentlich alle anderen einen guten Job. Gal Gadot hat ihren großen Auftritt zwar noch vor sich und Amy Adams könnte deutlich mehr Raum vertragen, aber zusätzliche Länge wird „Batman v Superman“ nicht unbedingt gut zu den Umhängen stehen. Schon jetzt verliert Snyder ein ums andere Mal den Überblick und verirrt sich in seinen Allegorien. Schön sind die Andeutungen ans Zeitgeschehen, die die Drehbuchautoren David S. Goyer und Chris Terrio komplex über den Verlauf des Films verteilen. Aber im Hinblick auf manche visuelle Gags, die in die selbe Kerbe schlagen, drohen sie unterzugehen.

Als optisches Spektakel weiß „Batman v Superman“ dafür in jeder Hinsicht zu punkten. Editor David Brenner leistet meisterhafte Arbeit und der Score von Hans Zimmer und Junkie XL trifft stets die richtige Note. Absolutes Highlight ist das Wonder Woman Thema. Sogar Snyder weiß sich in Sachen überzogenem Stil bis auf das Finale zu bremsen. Dann aber bricht über die Leinwand ein Mix aus Dragon Ball, Harryhausen und galaktischen Kräften herein, der die Zuschauer spalten wird. Nicht nur auf Grund der Wucht, sondern auch ob der Darstellung. Nicht alle halten mehr für die richtige Würze.

Fazit

Es ist noch Luft nach oben im DC Universum aus der Warner Schmiede. Aber auch Disney hat das MCU nicht an einem Tag erbaut. Im direkten Vergleich mit „Man of Steel“ eine deutliche Steigerung, aber gegen Kraftwerke wie „Guardians of the Galaxy“, „Avengers — Age of Ultron“ und vermutlich dem kommenden „Captain America — Civil War“ muss noch ein wenig die Gesamtleistung raffiniert werden.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.****

filmkritik von Julius, 23.03.2016