Filmkritik zu "Best Exotic Marigold Hotel 2"

  

Mit Fortsetzungen ist das bekanntlich so eine Sache. Selten gelingt sie so gut, wie das Original, zumindest bei Filmen, die wirklich positiv von einem breiten Publikum aufgefasst wurden. Das liegt natürlich zum einen an hohen Erwartungen, die leicht enttäuscht werden aber auch weit auseinander gehen, zum anderen liegt es daran, dass eine einfallsreiche Geschichte sich nun einmal nicht erneut erzählen lässt.

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Versagensängste beim zweiten Aufguss

Ein reine Wiederholung der selben Geschichte ist etwas, das wirklich nur sehr geschickten Erzählern gelingt. Es verlangt viel Talent den Zuschauern eigentlich alles noch einmal zu erzählen, ohne diese zu langweilen, besser noch, diese zu begeistern. Viel einfacher ist es, auf bekannte Charaktere aufzubauen, mit denen sich die Zuschauer des ersten Teils bereits identifizieren konnten. „Best Exotic Marigold Hotel 2“ bietet zwar Gesichter und Protagonisten, die diese Voraussetzungen erfüllen, hat aber ein großes Problem. Denn der Charakter mit der anrührensten Geschichts — Spoilerwarnung — hat das Ende des ersten Teils nicht überstanden. Eine Lücke, die schwer zu füllen ist. Zwar wurde eine eventuelle Fortsetzung von „Best Exotic Marigold Hotel“ bereits am Ende des ersten Teils angekündigt, in dem Möchtegern-Hotelier Sonny vollmundig die baldige Eröffnung des „Second Best Exotic Marigold Hotel“s ankündigt, jedoch hatte sicher einige Zeit niemand damit gerechnet, dass dieser Scherz Realität werden würde. „Best Exotic Marigold Hotel“ war nämlich nicht einer der besten britischen Filme, erwies sich aber im internationalen Release schlussendlich als ein sehr erfolgreicher, wurden mit ihm doch ca. 137 Millionen US-Dollar eingenommen. Ein Zahl, an der Finanziers und Studiobosse schwer vorbeikommen, aber eben auch eine Zahl, die einen zweiten Teil etwa so schamlos erscheinen lässt, wie Adam Sandlers Fortsetzung von „Grown Ups“.

Ein wenig viel des Guten

Das im Hinterkopf sind die Hoffnungen hoch, die Erwartungen aber niedrig, denn bis auf ein Wiedersehen von bekannten Protagonisten (bei denen irgendwie der interessanteste fehlt) vor bunter Kulisse und typisch-klischeehaften indischen Themen wirkt der Gedanke an eine Fortsetzung zu „Best Exotic Marigold Hotel“ etwa so finanziell verlockend und billig für den Endverbraucher, wie seine Servicezentrale nach Indien zu verlagern. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die erfahrenen und eigentlich in Würde gealterten Darsteller gedacht haben, beim Dreh im Kreis von alten Bekannten viel Spaß haben zu werden. Im ersten Teil schienen sie diesen nämlich wirklich gehabt zu haben, was einen nicht unwesentlichen Teil der Qualität der Erzählung in „Best Exotic Marigold Hotel“ ausmachte. In „Best Exotic Marigold Hotel 2 / Second Best Marigold Hotel“ fehlt dieser zusätzliche Anreiz. Die Schauspieler sind routiniert und geben sich Mühe ihre Charaktere mit der selben Farbe und Freude zu erfüllen, wie im ersten Teil, allerdings wirkt alles etwas geflickschustert, zusammengepresst. Die Geschichte um Verwechslungen, Eifersüchtelein von längst Erwachsenen und Nicht-ganz-so-Erwachsenen und slapstickhaften Scherzen verkommt dadurch so einer Sticom umd Rentern im Sari.

Hotel California

Auch wenn der erste Teil kein großer Wurf in Sachen britisches Kino war, dafür war er einfach eine zu sichere und zu wenig kreative Arbeit, aber er hatte den Vorteil etwas Neues zu bieten. Nun aber haben die Rentner, die ihren Lebensabend in einem luxuriösen Hotel in Indien verbringen wollten und etwas gänzlich anderes vorfanden, als sie im Subkontinent ankamen, fast alle einen Grund gefunden in jenem Hotel zu bleiben. Fast ein wenig wie im Hotel California - „You can check out any time you like, but you can never leave“. Judi Dench, Maggie Smith, Bill Nighy, Dev Patel, aber auch Regiesseur John Madden und Autor Ol Parker sind versammelt zur nächsten Saison zurückgekehrt. Smiths grummelige Muriel leitet nun zusammen mit Sonny (Dev Patel) das aufstrebende Unternehmen und versucht die Idee auf die nächste Ebene zu heben. Dafür wollen us-amerikanische Investoren gefunden werden, denn wer, wenn nicht die Amerikaner möchte seine Rentner am liebsten in scheinbar glamouröse Hotels abschieben? Allerdings wirkt der gute Sonny dabei nicht nur auf die potentiellen Finanziers und sein direktes Umfeld befremdlich, sein überdrehtes, manisch-depressives Verhalten, welches im ersten Teil noch Charme hatte, kommt in „Best Exotic Marigold Hotel 2“ leider auch beim Zuschauer eher nervtötend als bereichernd an.

Evelyn (Judi Dench) arbeitet inzwischen als Einkäuferin für ein Textilunternehmen. Ihre „Never-ending / Never-starting Story“ Douglas (Bill Nighy) führt Touristen durch historische Gebäude und zu relevanten Plätzen und bietet seinen Folgern alles andere als eine gute Tour. Die Momente, die zwischen Judi Dench und Maggie Smith ablaufen sind erwartungsgemäß die schönsten des Films. Bill Nighy aber wirkt völlig in seiner grimmigen Art gefangen und es wundert bei seinen trockenen Einzeilern wenig, dass Douglas und Evelyn einfach nicht zusammenfinden wollen.

Madge (Celia Imrie) ist noch immer auf der Pirsch, scheint aber zwei potentielle Ziele ausgemacht zu haben, zwischen denen sie sich aber einfach nicht entscheiden kann. Norman (Ronald Pickup) und Carol (Diana Hardcastle) versuchen es währenddessen mal mit der Monogamie. Weil das aber wenig spannend es, gibt es für die beiden einen haarsträubenden Subplot um einen möglichen und versehentlich bis vermeintlich beauftragten Profikiller.

Platz ist in der kleinsten Hütte

Aber es sind ja noch Zimmer frei. Deswegen zieht noch Richard Gere ein. Dieser mimt den amerikanischen Gast Guy Chambers, der von Sonny für einen Hotelinspektor gehalten wird und deswegen (natürlich) aufs nervigste umsorgt wird. Zwischen Guy und Sonnys Mutter (Lillete Dubey) entwickelt sich dann plötzlich noch eine romantische Verbindung, die so gar nicht zu der glamourösen, geschäftstüchtigen Frau passen möchte. Wo die Liebe hinfällt (oder so). Um auch wirklich die letzte Besenkammer zu füllen und alles endgültig unübersichtlich zu machen, findet sich noch ein etwas zu junger Gast in den Reihen der Rentner ein. Diese (Tasmin Greig) behauptet vor Ort zu sein um das Hotel für ihre Mutter unter die Lupe zu nehmen...

Um das Hotel herum bahnt sich dann noch Sonny Hochzeit mit seiner Freundin an, alles erschwert durch seinen Gefühlsschwankungen und das Auftreten eines vermeintlichen Konkurrenten.

Fazit

Das Skript springt zwischen diesen Punkten und Charakteren hin und her, wirft andauernd dann hier und da noch wen bekanntes ein und verschwurbelt sich schlussendlich zu einen bunten Chaos, das nur wenig bleibenden Eindruck hinterlässt, dafür umso mehr den Gedanken: Das war im ersten Teil irgendwie schöner. Es ist einfach zu viel los im „Best Exotic Marigold Hotel 2“. Zumindest aber die letzte Einstellung, eine waschechte Bollywood Tanzszene ist wirklich sehenswert.

Bewertung: 2 von 5 möglichen Sternen.**

Filmkritik von Julius, 13.03.2015

Mehr Informationen zum Film

Weitere Informationen zu Best Exotic Marigold Hotel 2 inkl. Trailer, Bildern, Poster findet ihr hier. Kinostart ist am 02. April 2015.