Filmkritik zu Codename U.N.C.L.E.

  

Wenn über diesem Jahr nicht wie der Schatten des Imperators „Star Wars“ schweben würde, so ließe sich sicherlich auch behaupten, dass 2015 das Jahr der Superagenten wäre. Ihr wisst schon, die guten Junges und Mädels, nicht die, die unsere Daten bei Facebook abgreifen und mit Drohnen weltweit Menschen über den Jordan befördern. „Kingsman — The Secret Service“ „Spy“, „James Bond - Spectre“, „Mission: Impossible -Rogue Nation“ und nun „Codename U.N.C.L.E.“ zeichnen eigentlich ein Bild, welches in keinster Weise zeitgerecht ist, dennoch doch schwer unterhaltsam. Mit „Codename U.N.C.L.E.“ geht es zurück in die „Goldene Ära“ der Agenten und mit dem Streifen gibt es endlich auch wieder ein filmisches Lebenszeichen von Guy Ritchie.

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Codename U.N.C.L.E ist ab heute, 13.08.2015 überall in den Kinos zu sehen. Trailer, Bilder und mehr zum Film findet ihr hier.

Agenten sterben (nicht) einsam

Inhaltlich adaptiert der Actionfilm die 60er-Jahre Serie „Solo für O.N.C.E.L.“. In dieser durfte der smarte, sich nichts in den Weg stellen lassende, us-amerikanische Agentenveteran Napoleon Solo, damals gespielt vom jungen Robert Vaughn, an der Seite des verdrießlichen russischen Plizkopfs Ilya Kuryakin, weiland David McCallum, im Auftrag des United Network Command for Law Enforcement so manchem Superschurken die Stirn bieten. 105 Folgen, 4 Staffeln und 8 Spielfilme lang, eine Dauer, die so manchen Serien-Showrunner heutiger Tage vor Neid erblassen lassen dürfte. Guy Ritchie stößt nun seinen Napoleon Solo (Henry Cavill) in maßgeschneidertem Anzug in die frühen Tage des Kalten Kriegs. Damals, als John F. Kennedy noch inspirierende und aufwühlende Reden halten durfte und Berlin nicht nur ein Mekka für Kriegsdienstverweigerer, sondern auch für das Who-is-who der internationalen Spione war und von einer hohen Mauer in Kommunistisch-Ost und Kapitalistisch-West geteilt wurde. Dort, im finsteren Osten der geteilten Stadt, soll der CIAler die temperamentvolle Automechanikern Gaby (Alicia Vikander) klammheimlich abgreifen, denn ihr Vater muss, gegen seinen Willen, für üble italienische Faschisten (und kapitalistische Seehandelsmagnaten) eine Atombombe basteln um nuklearen Terror zu sähen. Dicht auf seiner Fährte allerdings ist der terminatorhafte und mit beeindruckendem Kiefer ausgestattete Kuryakin (Armie Hammer). Nach allerlei Verwüstungen und Verstößen gegen die StVO der DDR sehen sich die drei plötzlich in einer unsicheren Allianz, aufoktroyiert durch CIA-Honcho Sanders (Jared Harris). Ab geht es nach Italien um Femme Fatale Victoria Vinciguerra (Elizabeth Debicki) aufzuhalten. Bevor der Film sich dann in den letzten Akt swingt taucht dann noch Hugh Grant als schattenhaft und alt-bondiger Waverly auf und bereichert Guy Ritchies Pastiche erheblich.

Perspektivenwechsel

Entgegen meiner üblichen Schreibweise muss ich nun einmal in eine sehr subjektive Position wechseln um die Problematik des Films besser darstellen zu können. Direkt nach „Codename U.N.C.L.E.“ (eine für den Film gar nicht wirklich passende Translation von „The Man from U.N.C.L.E.“) war ich zunächst sehr begeistert. Oberflächlich wird der Geist der 60er Jahre in der Optik extrem gut transportiert. Ähnlich wie in den „Sherlock Holmes“ Filmen mit Robert Downey junior und Jude Law beweist Ritchie auch in „Codename U.N.C.L.E.“ Gespür für die Details. Aber er ist in keinster Weise sattelfest in dem, was er mit seiner Agenten-Hommage darstellen will. So plaudern Solo, Kuryakin und Sanders bei ihrem Debriefing/Briefing in einem überfüllten Café allerlei Geheimnisse aus, in einer Lautstärke, bei der es schwerfällt zu glauben, dass kein aufmerksamer Kellner diese überhören würde. Wenn der Tonfall des Films nun mehr in Richtung „Austin Powers“ oder „Spione wie wir“ schwenken würde, wäre dies sicherlich kein Problem. Tut er aber nicht.

Weiterhin erschweren die Hauptdarsteller die Tiefe des Films gewaltig. Sie passen beide hervorragend in ihre Anzüge und können auch die Action-Szenen recht gut stemmen, aber wenn es zu Ausstrahlung kommt liegen sie wie die Titanic zum Eisberg. Im Gegensatz zu Law und Downey junior bringen sie erstaunlich wenig mit um ihre schön an die originären Charaktere angelehnten Hintergrundgeschichten auch wirklich ins Spiel zu bringen. Genug Möglichkeiten wären da. Anders verhält sich mit Alicia Vikander. Wer sie in „Ex Machina“ gesehen hat, wird erstaunt sein, wie sehr Ritchie sie in „Codename U.N.C.L.E.“ verheizt.

Stilfragen

In Sachen Regie versucht nun Ritchie den Geist der 60er zu erwecken. Optisch gelingt dies recht ansehnlich und soll durch die Soundtrack getragen werden. Inhaltlich kann oder will sich Ritchie aber nicht dem wirklichen Spaß dahinter hingeben. Inkoheränz wechselt sich allzu oft mit Unschärfe ab und im Soundtrack klingt zwar alles passend aber nichts hinterlässt wirklichen Eindruck oder scheint, wie bei „Kingsman“, 100 Prozent zu den Szenen zu passen. Rettend könnten die Action-Szenen sein, aber in 75 Prozent des Films scheint Ritchie kein sonderliches Interesse an diesen zu haben.

Erst im letzten Akt, mit dem Auftritt von Hugh Grant, findet Ritchie zur Größe von „Snatch“ und „Rock N Rolla“ zurück. Es wäre falsch zu sagen, dass Grant den Film komplett im Alleingang rettet, aber er trifft die richtigen Töne und sorgt für ordentlich Pepp. Mit ihm fügt sich das Konzept von U.N.C.L.E. zu der Schattenagentur zusammen, die in „Kingsman“ vorgeführt wird. Dennoch kann „Codename U.N.C.L.E.“ dem frischen Ansatz vom Wahlsohn des echten Napoleon Solo nicht das Wasser reichen. Hätte Ritchie Grant als undurchschaubaren Puppenspieler von Beginn an ins Spiel gebracht, wäre es möglicherweise ein besserer Film geworden. Die Hoffnung besteht, dass „Codename U.N.C.L.E.“ genug Kohle einspielt, damit dieser Film irgendwann Realität wird. Allerdings weiß man bei Guy Ritchie ja nie. „The Real Rock N Rolla“ und der dritte „Sherlock Holmes“ stehen immerhin auch noch aus.

Als kleines Bonbon gibt es dann im Finale auch endlich eine coole Action-Sequenz, die sich auf positivste Art und Weise wie aus einem Computerspiel anfühlt.

Fazit

„Codename U.N.C.L.E.“ hält leider nicht das, was er verspricht. Dennoch ist er unterhaltsam. Besonders Hugh Grant kann glänzen. Aber im Vergleich zu „Kingsman“, „Mission; Impossible — Rogue Nation“ und voraussichtlich „James Bond Spectre“ bleibt er weit zurück. Leider eben hinter seinen eignen Möglichkeiten.

Bewertung: 3 von 5 möglichen Sternen.***

Filmkritik von Julius, 13.08.2015