Filmkritik zu Daddy's Home - Ein Vater zuviel

  

„Anchorman“ und andere Will Ferrell Filme, die in Zusammenarbeit mit Regisseur Adam McKay entstanden sind, stehen völlig zu Recht im Ruf die Lachmuskeln der Zuschauer überzustrapazieren. Nun aber kommt mit „Daddy's Home“ aus der Peripherie dieser Kollaboration ein Film, der den deftigen, komödiantischen Tonfall von „Anchorman“ und Konsorten schmerzlich vermissen lässt. „Daddy's Home“ mit Ferrell und Mark Wahlberg in den Hauptrollen, co-ausführend produziert von McKay und, offenbar der schwer wiegende Unterschied, aus dem Regiestuhl angeleitet durch Sean Anders, liegt so gewaltig neben der Spur, dass er die irren und bisweilen am Rande des Wahnsinn elaborierenden Erlebnisse von Ron Burgundy wie ein fein eingestelltes schweizerisches Uhrwerk erscheinen lassen.

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Daddy´s Home ist jetzt (seit 21.01.2016) in den deutschen Kinos zu sehen.

Trauerspiel „Daddy's Home“

Bereits der Aufbau ist ein bekannter und sehr offensichtlicher. Ferrell spielt in „Daddy's Home“ den einfältig lächelnden, gutherzigen Weichling und Spießer Brad Whitaker, Stiefvater zweier süßer Kinder, der sich verpflichtet sieht mit deren ultra-coolen und biologischen Vater Dusty (Mark Wahlberg) in einen Beliebtheitswettbewerb zu treten. Wo Brad langweilig ist, dass es weh tut, ist Dusty in seiner passiven Aggressivität erstaunlich aggressiv. Dusty hat schon allein deswegen einen Vorsprung vor seinem Konkurrenten, da seine Kinder den Stiefvater für genau die Spaßbremse und Heulsuse halten, die er nun einmal ist und daraus auch gar keinen Hehl machen. Brad versucht sich eben immer an alle Regeln zu halten und nach Handbuch vorzugehen. Darin ist er in „Daddy's Home“ leider nicht allein, denn von der musikalischen Eröffnung (The Pixies — Here Comes Your Man) bis zur Stelle, an der ein siebenjähriges Mädchen mit dem Verweis, dass es extrem süß sei Brad beim Flennen zu zusehen uns zum Lachen bringen soll, ergeht sich der Streifen in simplem und opportunistischem 08-15 Zynismus.

Sean Anders, der sich zusätzlich Co-Autor zusammen mit John Morris und Brian Burns schimpfen darf, hat uns in der Vergangenheit Abende mit Brechern wie „Wir sind die Millers“ und „Kill the Boss 2“ versaut. Entsprechend ist das, was er für „Daddy's Home“ mitbringt weder sonderlich anschaulich noch witzig. Als beispielhaften Moment bietet „Daddy's Home“ im letzten Drittel eine Szene, in der Brad Tickets für ein Lakers Spiel ergattert (dazu muss gesagt werden, der Film scheint in einem Paralleluniversum zu spielen, in dem Kobe Bryant noch immer Idol von Millionen ist und kein Paradebeispiel für Ego-über-Talent in Sachen Profi-Basketball), sich betrinkt und in der Halbzeit einen Freiwurf ausführen soll. Um den Witz in den Korb zu tragen lauert abseits des Spielfeldes bereits eine Gruppe von Kindern in Rollstühlen. Ohja, „Daddy's Home“ bringt diesen Witz. Und nein, der ist etwa so witzig, wie der Schrottplatzhund mit dem Namen „Tumor“, der von Brad für seine Stiefkinder adoptiert wird um Dustys Fähigkeiten als Handwerker auszustechen.

Kistenweise Tiefpunkte und kleine Lichtblicke

Weiteres in Sachen wenig witzig: für den Film wurde Linda Cardellini („Avengers: Age of Ultron“ als Brads Frau Sarah gecastet und das Drehbuch gibt ihr einzig die Aufgaben mondäne Garderobe aufzutragen und besorgt Brad anzublicken. Einzige Ausnahme ist ein Augenblick in einer Fruchtbarkeitsklinik in der sie sehnsüchtig Dustys Gemächt anhimmeln darf (Lange Geschichte, aber auch nicht witzig). Wieder einmal brilliert ein Drehbuch aus der Traumfabrik mit dümmlichstem Sexismus. Somit würde es nur als sinnvoll erscheinen den beiden Hauptdarstellern möglichst viel an gemeinsamen Szenen zuzuschanzen, aber es bleibt meist unter einer Minute Zeit für die beiden zusammen zu spielen, bevor Anders die Gagkanone abfeuert, einen gezwungenen Witz raus haut und eventuelle Lacher im Keim erstickt. Dazu gehört tatsächlich auch ein gewisses Talent.

Aufwind hingegen bietet jede Szene mit Thomas Haden Church („Sideways“, „Spider-Man 3“) und/oder Hannibal Buress („30 Rock“, „Bob's Burgers“). Church spielt den Chef von The Panda, einem Smooth-Jazz Radiosender für den Brad arbeitet. Er gibt seinem Angestellten durch die Bank völlig idiotische und profane Ratschläge oder erzählt noch idiotischere und noch profanere Geschichten. Ferrells trockene Antworten dazu sind wie gewohnt punktgenau. Hannibal Buress spielt einen Handwerker, der erst von Brad eingestellt wird, nur um dann dank Dustys „Manipulationen“ von ihm wieder gefeuert zu werden. Dusty nimmt sich des Mannes an und verschafft ihm einen Schlafplatz in dem sich immer weiter füllenden Haushalt der Whitakers. Beide Darsteller in Kombination mit Ferrell und Wahlberg, aber auch ohne diese, lassen einen Eindruck dessen aufkommen, was aus „Daddy's Home“ hätte werden können. Der krasse Unterschied zum restlichen Streifen lässt die Schlussfolgerung zu, dass der Löwenanteil diesen extrem witzigen Sequenzen improvisiert ist. Einen Film allein mit den Vieren, ach was, nur mit den beiden, wäre definitiv einen Kinobesuch wert. Im Gegensatz zum restlichen Gagfeuerwerk, welches Anders über sein Publikum ergießt wie Hagelkörner auf parkende Autos und schmerzhafte Erinnerungen an den Blödsinn aufkommen lässt, den Anders den Darstellern von „Wir sind die Millers“ aufzwang vorzuführen, sind hier Lacher garantiert.

Zugegebenermaßen ist auch das Finale eine Punktlandung. Diese aber ist ein Arbeitssieg aus 8 Minuten Idiotie und 5 Minuten ehrlichem Witz. „Daddy's Home“ ließe sich somit locker auf knappe 15 Minuten zusammenstreichen.

Fazit

Ein Trauerspiel ist eine Komödie, deren humorvolle Momente und spielfreudige Darsteller von Gagschreibern und Drehbuchautoren ausgebremst werden, die offensichtlich auf dem humoristischen Niveau von Neandertalern hängengeblieben sind. Im Vergleich zu „Ride Along 2“ liegt „Daddy's Home“ zwar leicht vorne, lädt aber deswegen leider noch lange nicht zu einem wirklich lohnenden Kinobesuch ein.

Bewertung: 2 von 5 Sternen.**

Filmkritik von Julius, 22.01.2016