Filmkritik zu "Die Minions 3D"

  

Die Minions. Jeder mag sie. Wirklich jeder. Dabei haben sie doch ein so schlechtes Händcchen bei der Wahl ihrer Auftraggeber. Aber so sind die kleinen Helfer halt. Jetzt haben sie ihren eigenen großen Auftritt auf der noch größeren Leinwand. Und der ist auch erwartungsgemäß witzig, erscheint als Konzept jedoch wesentlich stärker als als tatsächliche Geschichte auf der Leinwand.

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Ab heute, den 02.07. könnt ihr die Minions im Kino anschauen. Weitere Infos zum Film hier.

Die Minions: Helfer aus dem Anbeginn der Zeit

Aus kindlicher Sicht ist das sicherlich ein zu vernachlässigender Faktor, aber als Erwachsener in „Die Minions“, dem Prequel zu „Unverbesserlich Ich“, kommt man nicht umhin sich zu fragen, warum die Macher relativ schnell vom Pfad des starken Beginns abweichen und sich auf konventionellem Trickfilm-Terrain breitmachen. Denn der Ursprung von Grus willfähriger Helferbande in Tick-Tack-Format ist einer, der wirklich Potential hat. Kaum aus der Ursuppe entstiegen schickten sie sich schon als Einzeller an immer der größte Bösewicht zur Seite zu stehen und ihm oder ihr bei ihren finsteren Plänen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wenn sie nach langer Arbeitslosigkeit dann aber auf der internationalen Messe für Finsterlinge auf Scarlett Overkill (Sandra Bullock) stoßen gibt es zwar plötzlich wieder gewohntes Ge-Minione zu sehen, allerdings hat das dann weniger Herzlichkeit als die beiden Vorgänger. Ironischerweise machen „Die Minions“ damit auch eines deutlich: Sie sind eben Handlanger und nicht die (Anti)Helden eines abendfüllenden Kinofilms. Das aber wird sie mit Sicherheit kaum davon abhalten reichlich Geld in die Kassen von Universal zu spülen, denn die pillenförmigen Tollpatsche sind einfach die witzigste Gang, die das Animationskino zu bieten hat. Ob nun Diktator mit Weltherrschaftsambitionen und Kleinkind, niemand entkommt dem Charme der Minions und die nicht weniger bekannten „Pinguine von Madagaskar“ sehen gegen sie verdammt blass aus.

Jeder Held ist nur so gut wie sein nächster Gegner

Es ist nichts neues, dass der nächste Teil einer Reihe oder Franchise mit seinem Oberschurken steht und fällt. Hat dieser nicht das Format des Vorgängers verliert der Film an Größe. Ob nun „Piraten der Karibik“ oder nun „Die Minions“, es ist ihnen allen anzumerken. Scarlett Overkill nun kann Gru nicht das Wasser reichen. Mit ihrem Auftritt verliert der Film dann eben leider auch an Reiz, aber davor geben Pierre Coffin (seines Zeichens der wahre Vater der Minions) und Kyle Balda richtig Gas. Das hochkomprimierte Gagfeuerwerk um den Ursprung der Minions hat ein so gewaltige Dichte an Lachern, dass ich persönlich befürchtete den Saal nicht mehr lebend verlassen zu können. Oder zumindest nicht ohne den sichtbaren Verlust von Flüssigkeiten an sichtbaren Stellen. Schlussendlich kann man also fast froh sein, dass diese Feuerfrequenz auf die Lachmuskeln nicht konstant durchgehalten wird.

Da die Minions selber nicht zu wirklich koheränter Sprache in der Lage sind — und das obwohl sie unablässig quatschen — überlassen sie Geoffrey Rush die Erzählung. Der wiederum ist für diesen Job einfach geboren. Immerhin hat Casanova Frankenstein auch sehr sinistre Pläne gehabt und selbst wenn man uns Captain Barbossa als das kleinere Übel verkaufen wollte, so ist auch diese Rolle die eines Bösewichts, der sich mit einigen (dennoch zu wenigen) Wassern gewaschen hatte. Ihm obliegt es dann auch zu erklären, warum die Minions so sind, wie sie eben sind. Ungeschickt, mit Herdentrieb und immer auf der Suche nach einem Schurken, dem sie zur Seite stehen können und der ihnen eine Aufgabe gibt. Allerdings sind sie halt eben extrem ungeschickt und so wundert es wenig, dass weder Tyrannosaurus Rex noch Graf Dracula wirklich weit mit ihren Schurkenstücken kamen. Die Minions sind haben zwar Talent neue Meister zu finden, aber nicht dies zu halten. Gutes Personal ist heute wie damals einfach schwer zu finden.

Böse Mädchen

Den Humor, den „Die Minions“ an den Tag legt, ist ein ziemlich makaberer. Zwar kann dem infernalen Haupttrio nichts etwas anhaben, allerdings schützt das nicht ihre Arbeitgeber vorm Ableben. Nachdem sie dann auch noch Napoleon Bonaparte Waterloo versauen geht es ab ins Exil. Lange halten es die Minions aber dann nicht in ihrer eisigen Zwangsheimat aus und Kevin zieht mit Stuart und Bob aus einen neuen Meister zu suchen. Auf dieser Suche geht es durch das New York der Hippie-Ära, als Unterstützer einer Familie von Bankräubern aus Florida schließlich in die Fänge von Scarlett Overkill mit ihrem raketenbetriebenen Kleid. Leider stimmt mit der Chemie zwischen den Minions und ihrer neuen Meisterin von Beginn an nicht alles. Gru war auf seine Art recht verloren und die Minions konnten an seiner Seite ordentlich aufdrehen. Overkill allerdings ist dahingehend mit ihrem Handlanger, dem Erfinder Herb schon ziemlich gut aufgestellt. Verschenktes Potential ist auch das erwartungsgemäße Verhalten der Schurkin ihren neuen Untergebenen gegenüber. Anstatt die Qualen der Minions für Witze auszuschlachten, dienen sie eher der Erzeugung von vordergründiger Spannung. Zwar gipfelt dies alles dann in Montagen, die mit aktuellem Actionkino auf ihre Art mithalten können und diese ein wenig auf Schippe nehmen, aber eben leider nur ein wenig.

Fazit

Nüchtern und distanziert betrachtet wird es keine leichte Aufgabe für Coffin (der alle Minions selber ihre Stimme verlieh) und Balda gewesen sein, diesen Film abzuliefern. Aus der Fülle von möglichen Minionscharakteren dürften Millionen von ihnen auf der Strecke geblieben sein, ohne es ins Drehbuch von Brian Lynch zu schaffen. Es steht aber zu hoffen, dass es den ein oder anderen in „Unverbesserlich Ich“ im Sommer 2017 schaffen wird.

Trotz der erzählerischen Schwächen ist „Die Minions“ noch immer ein kreativer und schwer unterhaltsamer Film. Aber, um es mit den Worte ein jungen Zuschauerin zu sagen: „Unverbesserlich Ich ist besser“.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.****

Filmkritik von Julius, 02.07.2015