Filmkritik zu Die Peanuts — Der Film

  

Charlie Brown ist ein Held. Egal, wie oft er hinfällt, immer wieder richtet er sich auf und nimmt Anlauf, um es erneut zu versuchen. Ob er vor seinen Mitschülern erniedrigt wird, sich in der Schnur eines Drachens verheddert oder auf dem Football Feld niedergestreckt wird, für ihn ist es egal. Er steht auf, klopft sich den Staub aus den Klamotten und startet den nächsten Versuch. Sein Streben dient stets dazu sich zu verbessern und uns zu beeindrucken.

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Die Peanuts – Der Film startet am 24.12.2015 in unseren Kinos.

Aufgewärmter Kaffee

So antithetisch es auch klingen mag, Charlie Brown ist zwar ein ernstes und unglückliches Kind, der ewiger Verlierer, aber er ist auch ein Typ mit gewaltigen Eiern. Ein wenig wie Sisyphos, nur, wo letzterer nicht aufgeben kann, will Charlie Brown einfach nicht aufgeben. Trotz seiner endlosen Pechsträhne und seiner komplexhaften Unsicherheit. „Die Peanuts — Der Film“ steht dazu in krassem Kontrast. Hier wird auf Nummer Sicher gespielt. Alles dreht sich darum das, was es schon gab und wir eventuell schon gesehen haben, neu zu verpacken und zeitgemäß angerichtet, dennoch aufgewärmt serviert zu bekommen. Ideen, Bilder, Plot Punkte, wörtliche Exzerpte aus Dialogen aus vorherigen Wiedergeburten der Peanuts werden auf 3D gezogen und für eine neue, jüngere Generation auf die große Leinwand geworfen. Dem neues Leben einzuhauen wird jedoch vergessen. Ein wenig wie Frankensteins berühmtes Monster. Für einen Fan der Geschichten wirkt es fast zynisch, dass durch „Die Peanuts — Der Film“ ein Hauch von Arbeitsverweigerung weht mit den geliebten Charakteren auch nur irgendetwas innovatives oder neuwertiges zu veranstalten.

Natürlich braucht die Welt nun auch nicht wirklich eine postmoderne Version der jahrzehntealten Vision von Charles M. Schulz. Regisseur Steve Martino („Horton hört ein Hu!“ und „Ice Age 4 - Voll verschoben“) und die Drehbuchautoren Craig und Brian Schulz (Sohn und Enkel von Charles M. Schulz) mit Unterstützung durch Cornelius Uliano bleiben der zeitlosen Unschuld und dem herzerwärmenden Humor treu, der die späteren Comicstreifen und TV-Specials erfüllte. Von Scharfzüngigkeiten hingegen sind nicht die klitzekleinsten Spuren zu finden. Aber das ist dann fast schon wieder auf seine eigene Art erfrischend.

Die gute und alte Zeit

Dafür haben Telefone noch Kabel, Snoopy hämmert noch immer auf einer manuellen Schreibmaschine herum und Erwachsene sind ungesehen, maximal ein Arm oder ein Bein, wenn gehört dann nur in quakender Unverständlichkeit. Schroeder spielt noch immer auf seinem Spielzeugklavier, Lucy bietet noch immer für 5 Cent psychologische Ratschläge für ihre Freund (und sich selber) aus ihrem Stand an, die loyale Marcie nennt Peppermint Patty noch immer „Sir“ und die Abenteuer der Kinder wirken dank Vince Guaraldis jazzlastigem Score noch immer deutlich verzückender als ohne.

Aber es gibt auch Neuerungen. Zum einen kommt modernste 3D Technologie zum Einsatz. Erfreulicherweise aber hält sich „Die Peanuts — Der Film“ dennoch an die freudige Farbpalette und die einfachen, stilistischen Merkmale von Schulz. Zum anderen ist der Score von neben Jazzthemen durch Christophe Beck um ein paar orchestrale Momente erweitert worden. Die Stimmen der Peanuts stammen in der us-amerikanischen Originalversion von tatsächlichen Kinderdarstellern (mit Ausnahmen von Woodstock und Snoopy). Ein Zug, der „Die Peanuts — Der Film“ eine gute Portion an Authentizität verleiht. Für einen Fan der Peanuts alles in allem zunächst ein schönes Erlebnis, bis einem gewahr wird, dass außer Nostalgie mit ganz wenig erzählerischem Antrieb wenig bis gar nichts passiert.

Eventuell sind allzu genau Fans der Originale gar nicht Teil der anvisierten Zielgruppen, aber auch im direkten Vergleich mit den vielen guten Animationsfilmen der letzten Zeit stehen die Peanuts recht weit hinten. Selbst wenn dann das Feld der Nostalgie auf Paddington Bär erweitert wird, ist auch dieser mutiger als diese Peanuts.

Tägliche Grüße vom Murmeltier

Der Film selber besteht eigentlich nur aus einer Reihe von typischen Vignetten, die grob miteinander verbunden wurden. Die Verbindung ist (Trommelwirbel): Charlie Brown (sehr passend durch Noah Schnapp gesprochen) versucht den nötigen Mut zusammenzuraffen um das kleine rothaarige Mädchen (Francesca Capaldi) anzusprechen, während sein treuer Beagle, das Weltkriegsfliegerass Snoopy (mit Archivaufnahmen von Bill Meléndez vertont) versucht die weibliche Pilotin Fifi (Kristin Chenoweth) zu becircen und seinen Erzfeind, den Roten Baron, zu bekämpfen.

Und selbst diese kurze Beschreibung des Plots erscheint rückblickend als übetrieben. Es mag als viel auf einmal erscheinen, es füllt aber einfach nicht den Film. Zwar beginnt alles mit einer sehr lebendigen Eröffnung an einem Wintertag mit einer Partie auf dem Eis, danach verfällt „Die Peanuts — Der Film“ jedoch in einen Schlummer, aus dem er nie wieder erwacht. Die Charaktere Lucy (Hadley Belle Miller), Linus (Alexander Garfin) und Sally (Mariel Sheets), aber auch alle anderen, vorneweg der Szenendieb Snoopy verhalten sich exakt so, wie man es von ihnen erwartet. Footballs werden vor Charlie Browns tretendem Fuß entfernt, Erkenntnisse werden mit gehaltenem Betttuch geäußert und Linus wird mit als Bambusbärchen bezeichnet.

Fazit

„Die Peanuts — Der Film“ ist harmlos und nett. Er ist eine angenehme Wahl für jemanden, der sich noch nie mit Charles M. Schulz Charakteren beschäftigt hat und sich eventuell auch nie wieder mit ihnen beschäftigen wird. Er ist leichte Unterhaltung für die jüngeren und jüngsten Kinobesucher. Einem Erwachsenen (und Fan der Peanuts) wird er nicht die Kinderheitserinnerungen verderben. Aber er hätte halt so viel mehr sein können.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***


Filmkritik von Julius, 13.11.2015