Filmkritik zu Fack Ju Göhte 2

  

Teilzeitverbrecher und Pädagoge wider Willen Zeki Müller (Elyas M'Barek) hat es nicht leicht. An der Goethe Gesamtschule muss er noch immer nicht die größten Leuchten erhellen. Dabei schien der Job ihm doch eigentlich irgendwie zu zusagen. Zumal seine Freundin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) gleich mit ihm Job-Neues-Leben-Pakt kam. Aber wie so oft schleicht sich die liebe Gewohnheit ins Leben und die anfängliche Euphorie ist schneller verklungen als eine Ohrfeige von Til Schweiger.

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Fack ju Göhte 2 ist ab dem 10.09.2015 in den Kinos zu sehen. Bilder, Trailer und viele Infos zur Kinokomödie hier. Fack ju Göhte Stars LIVE! Die Termine der Kinotour findet ihr hier. Bilder von der Fack ju Göhte 2 Weltpremiere findet ihr auch bei uns - und zwar hier.

Hangover auf Klassenfahrt?

Genau wie letzterer wird Hauptdarsteller Elyas M'Barek (Türkisch für Anfänger, Who Am I) als eine der Hoffnungen für den Deutschen Film gehandelt. Eigentlich ein wenig unfair, denn der Umstand, dass der Vorgänger von „Fack Ju Göhte“ sich von den Mitbewerbern abhob, ist wohl eher Bora Dağtekin zuzuschreiben. Der 1978 in Hannover geborene Dağtekin hat seine Arbeit mehr und mehr auch auf eine Frechheit angelegt, die den sonst so biederen und spießigen Komödien der Marke Schweighöfer oder Schweiger völlig abgeht. Über den Humor lässt sich geteilter Meinung sein, ohne Frage ist es allerdings, ob die Mischung beim Publikum ankommt. Mit „Fack Ju Göhte“ gelang 2013 ein absoluter Überraschungshit und Filmstudios wären nicht Filmstudios, wenn sie sich nicht die Finger nach einem Nachfolger lecken würden.

Womit sich auch der Bogen zum Beginn zurückschlagen lässt. In „Fack Ju Göhte 2“ geht es dann in mehr oder minder guter Nachfolger-Tradition in die weite Welt hinaus. Nach Thailand um genau zu sein. Zeki will den Job eigentlich ganz gerne los werden, am seine Freundin Lisi behalten. Zufälligerweise fiel ihm ein Teil seiner Beute in die Hände. Um den aber vor der sicheren Entdeckung durch Lisi zu verbergen, stopft Zeki den Beutel Diamanten kurzer Hand in einen Teddybär. Der aber ist dann auf einmal als Teil einer Spendenlieferung auf dem Weg nach Südostasien. Zeki meldet um die Klunker wieder zu erlangen die Vorzeigeklasse 10b für eine Klassenfahrt nach Thailand an. Da Schuldirektorin Gerster (Katja Riemann) es aber eh auf die Partnerschule der Streber vom Schiller-Gymnasium abgesehen hat und sich diese rein in Thailand befindet, steht dem Trip nichts und niemand im Wege. Zumindest niemand außer der dauerhaft in der 10b versacken Chaostruppe Danger (Max von der Groeben), Chantal (Jella Haase) und Co.

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Viel Gepäck dabei

Die kruder Mischung von konstruierten Zufällen übertrifft von Beginn an locker die Mischung aus dem ersten Teil. Somit zeigt sich auch schnell, dass die Qualität des Erstlings nicht ganz gehalten werden kann. Dennoch ist „Fack Ju Göhte 2“ trotzdem eine gelungene Fortsetzung, bei der man genügend zu lachen bekommt. Elyas M'Barek als Proleten-Lehrer ist nach wie vor schwer unterhaltsam. Die Gagdichte im Streit mit seinen Schülern ist so hoch wie im Vorgänger, wenn auch nicht ganz so treffsicher. Die Story ist jedoch etwas überkonstruiert und der Film hat locker einen Nebenplot zu viel im Reisegepäck. Echte Fans des ersten Teils werden dies allerdings problemlos verschmerzen können und auch deutsche Komödienverweigerer wie ich können „Fack Ju Göhte 2“ eine angenehme Entertainmentstufe nicht absprechen.

Den Erfolg, den „Fack Ju Göhte“ hatte, hätten sich die Macher in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Über 7,3 Millionen Zuschauer verzeichnete der Film in Deutschland. Der Nachfolger war so schnell beschlossene Sache. Von der Filmqualität her ein doppeltes Risiko: Zum einen gibt es kaum gute Komödienfortsetzungen und zum anderen haben sich die Deutschen mit Filmen wie Männerhort oder Irre sind männlich daran erinnert, dass der humorvoll gelungene „Fack Ju Göhte“ doch eher eine Ausnahme war. Doch Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin hat solch tolle Figuren geschaffen, die den zweiten Teil trotz chaotischer Handlung über Wasser halten.

Zu den klügsten Entscheidungen in der Narrative gehörte sicher die Liebelei zwischen Elyas M'Bareks Zeki und Karoline Herfurths Lisi auf ein Minimum zu halten. Dass der Gauner und die Streberin zum Paar wurden, war einer der wenigen Negativpunkte des Erstlings. So muss Lisi hier zuhause bleiben und die Bühne in Thailand Zeki und seinen Schülern, die er liebevoll „Schwachmaten“ nennt, überlassen. Dabei entsteht zwischen ihnen wieder herrlich lustiger Zoff voller Schläge unter die Gürtellinie und aus dem schier unerschöpflichen Beleidigungsdepot des Regisseurs und Drehbuchautors.

Wo es bei „Fack Ju Göhte 2“ jedoch hakt, ist der Plot. Zwar sollte die überbordende Konstruktion voller Nebenstränge mehr als nur ausfüllen, auf Grund der stellenweise mangelnden Kohärenz treten aber merkliche Lücken auf. Den Subplot mit dem am Asperger-Syndrom leidenden Schüler Etienne (Lucas Reiber) beispielsweise wäre ein sicherer Kandidat für eine Streichung gewesen, ohne dass es aufgefallen wäre. Zudem hat diese Fortsetzung eine größere Portion Zuckerwatte und „Alles-wird-gut“ als noch der vorhergehende Teil. Dies passt nicht wirklich ins Gesamtbild, wenn Zeki seine Schüler als „Wichser“ bezeichnet und sich in der nächsten Szene dann alle umarmen.

Dass man über diese Unebenheiten hinwegsieht, daran hat Elyas M'Barek einen großen Anteil. Sein Zeki Müller ist einfach ein cooles Schlitzohr, dem man alles durchgehen lässt. Schwer sich da einen anderen Schauspieler in dieser Rolle vorzustellen. M'Bareks Charme und die nicht immer sehr intelligenten Bemerkungen von Chantal und Konsorten lassen „Fack Ju Göhte 2“ so zu einem netten Sequel werden.

Fazit

Nett stellt in Ermangelung eines passenderen Adjektivs ausnahmsweise nicht den kleinen Bruder von Scheiße dar. „Fack Ju Göhte 2“ macht im Großen und Ganzen Spaß. Wer mit dem ersten Teil keine Probleme hatte, wird sich gut unterhalten fühlen. Und auch absolute Verweigerer von Dağtekins Erzählstil werden nicht umhin kommen für die beiden Filme den ein oder anderen Schmunzler einzugestehen.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 09.09.2015