Filmkritik zu Fantastic Four (2015)

  

Acht Jahre nach dem letzten Film „Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer“ erhält das Wissenschaftlerteam mit Superfähigkeiten seinen Reboot und steuert damit vermutlich den Weg von allen Superspinnen an und wird sich von Reboot zu Reboot handeln, bis die Rechte mehr oder weniger wieder an Marvel zurückgehen werden. Schon der erste Versuch aus dem Jahr 2005 kam beim Publikum nicht sonderlich gut an. Von der Low-Budget Verfilmung aus den 90ern wollen wir erst gar nicht sprechen. Nun aber präsentiert Fox eine Version, gedreht von einem Regisseur, der laut eigener Aussage keinen einzigen der Comics las und wichtige Punkte des Hintergrunds änderte um seinen besten Freund in einer der Hauptrollen unterzubringen. Ein Schelm, wer hier bereits Böses dabei denkt.

FV0256_v271_0135_700

Fantastic Four startet am 13. August 2015 in den deutschen Kinos. Infos, Trailer und Bilder gibt es in unserer Film-Datenbank.

Zurück zu den Wurzeln

„Fantastic Four“ macht recht schnell deutlich, dass er (beziehungsweise Regisseur Josh Trank und Fox) es direkt auf ein Publikum mit nachhaltiger Wirkung abgesehen haben. Der Cast ist erheblich verjüngert und müsste bei den deutlich erfolgreicheren Nachbarn aus der „X-Men“ Franchise sicherlich noch die Schulbank drücken. Auch Regisseur Josh Trank ist nicht einer der ältesten seines Metiers, was er allerdings mit vergleichsweise geringem Alter nicht auffahren kann, macht er mit noch geringerer Erfahrung wett. Dafür kann er in seiner extrem kurzen Vita immerhin einen Überraschungshit aufbieten. „Chronicle — Wozu bist du fähig?“ vereint sehr geschickt Found-Footage und das Superheldengenre zu einem guten Film, der sicherlich in sich viele Details trägt, die für eine Neuauflage von „Fantastic Four“ Trank als den richtigen Mann erscheinen lassen. Auch Drehbuchautor Simon Kinberg hat Erfahrungen im Genre, zuletzt mit dem sehr guten „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“. Gemeinsam mit Trank (der auch als Co-Autor fungierte) geht es in „Fantastic Four“ nun weit in die Vergangenheit der Heldentruppe zurück. Genutzt werden dafür unter anderem Elemente aus Kirbys und Lees originalen Comics sowie ihrer Neuinterpretation der 2004er Reihe „Ultimate Fantastic Four“.

Das Drama nimmt nun als seinen Lauf sieben Jahre bevor aus viel zu jungen Wissenschaftlern Superhelden werden und zeigt uns einen noch jüngeren und umso brillanteren Reed Richards (im ausgewachsenen Zustand von Milles Teller gespielt) zu Tagen an denen er neben pubertären Schwierigkeiten auch noch die halbe Welt von der Ernsthaftigkeit seines Teleporters überzeugen müsste.

Sieben Jahr später hat das noch immer nicht so Recht funktioniert und so hat Dr. Franklin Storm (Reg E. Cathey, bekannt aus „The Wire“) leichtes Spiel das Genie weg von Wissenschaftsmessen ins Baxter Institue zu locken. Letzteres ist eine Art Think Tank für den wirklich abgedrehten wissenschaftlichen Krempel, den Wissenschaftler nicht so wirklich verstehen und deswegen besser die Finger von lassen würden. Aber welchen Wissenschaftler in Filmen hat dies schon einmal an irgendwas gehindert?

Superwissenschaftler

Dort angelangt trifft er noch auf Dr. Storms Adoptivtochter Sue (Kate Mara) und ihren „Bruder“, den auf emotionaler Ebene leicht instabil konstruierten Johnny (Michael B. Jordan). Zurück lässt er für dieses Familienidyll mit Nobelpreisgarantie seinen besten Freund Ben Grimm (Jamie Bell), der wird aber schnell wieder an Bord geholt, wenn es darum geht sein völlig unsicheres Teleportationsgerät für den Besuch in einer anderen Dimension zu testen. Abgerundet wird die lustige Truppe durch Victor von Doom, den Vorzeigeschüler a.D. von Storm. Gemeinsam wollen sie eine andere Dimension besuchen um dort Heilung für alles Unbill der Menschheit zu finden und um, ganz aus Versehen, noch endlich den Film ins Rollen zu bringen.

Irgendwann ist es dann schließlich so weit und ein ungeplanter Besuch der anderen Dimension verleiht der Bande ihre (vom Zuschauer ersehnten) Superkräfte. Reed kann sich Strecken und Dehnen wie Kaugummi, Johnny brennen endlich die Sicherungen auch mit echten Flammen durch, Sue kann sich unsichtbar machen und Kraftfelder entstehen lassen. Der arme Ben wird wieder einmal zu einer Steinkreatur mit extremer Stärke.

Bis hierhin vergeht schon recht viel Zeit der 100 Minuten Laufzeit. Zeit die ein wenig verschwendet wird, ist es doch von Beginn an den meisten Besuchern klar, dass alles auf eine Konfrontation mit Doom hinausläuft (meine Entschuldigung an die wenigen Erdenbewohner, für dies nun ein Spoiler war). All das Warten wird schlussendlich maximal in Ansätzen belohnt, wenn es in die finale Weltenrettungssequenz geht. Teils geht dies dann auch noch zu Lasten der nicht so wirklich definierten Kräfte von Doctor Doom. Deren erstes, kurzes Auftreten erinnert deutlich stärker an das Horrorgenre als an das um Superhelden. Was an sich kein Problem wäre, wenn nicht der Film es urplötzlich extrem eilig hätte zu seinem Ende zu kommen und so auf alle weiteren Erklärungen verzichtet wird. Fast so als hätte der Film in den langen Minuten davor genug erklärt.

Realitätscheck

Die Comicvorlage (und in gewissem Maße auch die gescheiterten Vorgänger des Reboots) zu „Fantastic Four“ zieht viel Kraft aus den Interaktionen der beteiligten Charaktere. Ob es nun Bens Schwierigkeiten und Depressionen auf Grund seiner monströsen Gestalt ist oder die immer wieder aufkeimende Beziehung zwischen Reed und Storm, bis hin zu Johnny und Bens Kebbeleien, diese sehr wichtigen Elemente fallen in der Neuauflage weitestgehend unter den Tisch. Sicherlich werden Fans der ursprünglichen Comics die Ernsthaftigkeit des Neustarts positiv empfinden, die fast vollständige Abwesenheit von Humor und das Ewigkeiten dauernde Rumschrauben an dem Portal lähmen den Cast wie Han Solo ein Bad in Karbonit. Nur hin und wieder darf auch einmal etwas Spiel durchblitzen, wie man es bei „Fantastic Four“ erwarten würde, wie wenn Johnny sich mehr als nur ein wenig überschwänglich über seine neuen Kräfte freut.

Auf der technischen Seite hat sich natürlich im Vergleich zu den letzten Filmen einiges getan. Thing sieht nun wirklich bedrohlich aus und weniger albern als in den letzten beiden Filmen. Auch die Kostüme wirken, wie im ersten „X-Men“ deutlich praktischer, irgendwo zwischen tatsächlichem Weltraumanzug und Spandex. Beltrami und Glass Zusammenarbeit auf Seiten des Scores ergeben eine Handvoll interessanter Stellen in einem ansonsten weitestgehend konventionellem Soundtrack.

Fazit

Alles fühlt sich in „Fantastic Four“ nach Trailer an. Der lange Einstieg, das hektische Ende. Das bringt allerdings wenig Befriedigungen mit sich. Zumal Fox Bereitschaft Äxte auf Projekt zu schwingen, die nicht genug Kohle reinbringen, eine Fortsetzung unwahrscheinlich erscheinen lässt. „Fantastic Four“ ist kein Film, der sich komplett vor die Wand fährt, es ist aber eine Mischung, die einfach nicht zünden will. Erschwert wird alles noch durch extrem kompliziert bis unsinnig klingendem Wissenschaftskrempel und Darsteller die über Minuten hinweg intensiv Bildschirme anstarren. Nachdem Fox es nun zum zweiten Mal versemmelt hat, sollte sich das Studio es gut überlegen, ob es dies in Zukunft noch ein weiteres Mal versuchen will.

Bewertung: 2 von 5 Sternen.**

Filmkritik von Julius, 05.08.2015