Filmkritik zu "Focus"

  

Schöne Menschen, teure Klamotten, scharfzüngige Scherze, das alles an erlesenen und luxuriösen Plätzen. Alles in „Focus“ ist ein prickelndes und leichtherziges Vergnügen — bis es plötzlich aufhört genau das zu sein. Aber das passiert wohl den besten Trickbetrügern. Irgendwann wird man von der Last der Intrigen — und den damit einhergehenden, filmischen Wendungen — einfach erschlagen.

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Ich schmeiß Fuffies in den Club

Ein Film wie „Focus“ rückt besonders dann in den selbigen, wenn die männliche Hauptrolle mit einer Schauspieler wie Will Smith besetzt ist. Auch wenn der Film leider nicht über seine komplett Länge überzeugen kann, für Will Smith ist es eine Rückkehr zu bekanntem Niveau. Der Superstar war nie weg, nur hatte er es an den Kinokassen in den letzten Jahren alles andere als leicht. Da war zum einen der schwerfällige „Sieben Leben“, dann der alles andere als erinnerungswürdige „Men in Black 3“ und schließlich der desaströse „After Earth“. In „Focus“ aber, als der Betrüger Nicky, macht Will Smith einen gelösten Eindruck. Er kommt so charmant wie zu besten Zeiten beim Publikum an, wirkt dabei trotzdem hinter der gespielten Fassade gebrochen. Sein dargestellter Charakter erscheint fordern und zerbrechlich zu gleich. Wenn Will Smith so alt wäre, wie er erscheint, könnte man sagen, er sei endlich in der Lebensmitte angekommen. Dabei steht der 50. Geburtstag unmittelbar bevor. In jedem Fall aber trifft er endlich wieder genau den richtigen Ton, den Ton der ihm gut steht. Es macht wirklich wieder viel Freude dem ehemaligen Prinz von Bel-Air bei der Arbeit zuzusehen.

Er ist aber nicht alleine in der ersten Reihe bei „Focus“. An seiner Seite spielt Margot Robbie spielt seine „Azubine“ Jess Barnett. Mit ihrer Performance dürfte sie ihren Status in Hollywood weiter ausbauen und sich in den ersten Reihen unter Hollywoods Damen positionieren. Nachdem sie bereits 2013 in „The Wolf of Wallstreet“ mit ihrer urkomischen und köpfeverdrehenden Leistung beinah Leonardo di Caprio die Schau gestohlen hätte, zeigt die gebürtige Australierin in „Focus“ nun, dass sie dies auch als Hauptdarstellerin umsetzten kann. Sie ist eben nicht nur atemberaubend schön und unglaublich fotogen, sie hat auch die perfekten Instinkte für gespielten Witz, ein Ader für die leichten und komischen Momente und das mit einer beeindruckend spielerischen Leichtigkeit. Von ihrem Sexappeal ganz zu schweigen.

Im falschen Fahrwasser

Der Film von dem Schreiber-Regie Duo Glenn Ficarra und John Requa („I Love You Phillip Morris“, „Crazy, Stupid, Love“) ist nach erstgenanntem nicht der erste Ausflug in das Leben und Wirken von talentierten Trickbetrügern. Sie geben den beiden Hauptdarstellern eine ganze Menge an Material, mit denen Smith und Robbie hervorragend arbeiten können. Sowohl als Team als auch in Solosequenzen und in den unterschiedlichsten Herangehensweisen. Leider aber begehen die beiden Filmemacher irgendwie den gleichen Fehler wie in „Crazy, Stupid, Love“. Nach einem vielversprechenden Start entwickelt sich der Film zunächst vergnüglich und spannend, bis ihm dann im letzten Drittel der Saft ausgeht.

Ohne Details zur Handlung verraten zu wollen, denn deren Drehungen und Wendungen machen wie bei jedem guten oder weniger guten „Con Movie“ ja grade den Reiz aus, führt durch wirklich edle Locations. Von teuren Restaurants in Manhattan, in dem die beiden sich auf betrügerische Art kennen lernen, über das Lincoln Center, weiter nach New Orleans zu einer „Major Professional Football Championship“ (die man wohl unter keinen Umständen als „Superbowl“ bezeichnen darf), dem dortigen Superdome und der Bourbon Street — alle diese Orte werden von Kameramann Xavier Perez Grobet, mit dem Ficarra und Requa bereits in „I Love You Phillip Morris“ zusammenarbeiteten, wunderbar in Szene gesetzt. Häufig filmt er die beiden Hauptdarsteller sich gegenüber sitzend in sinnlichem Licht gebadet. Diese Art erinnert nicht von ungefähr an Steven Soderbergs „Out of Sight“. Neben der Eröffnungssequenz in Manhattan ist es dann insbesondere die Szene in der New Orleans Bourbon Street, die wunderbar gefilmt und geschnitten ist.

Würde der Film dann im Superdome in einer luxuriöse Suite und einer Szene um Nickys Achillesferse und dem Profizocker Liyuan Tse (amüsant gespielt von B. D. Wong) enden, wäre alles gut. Aber leider geht der Film weiter und verlagert sich 3 Jahre später nach Buenos Aires. In diesem, letzten Drittel, verliert „Focus“ dann leider den bisher aufgebauten Witz und stolpert nicht nur auf eine Art über die eigenen Füße. Dabei enttäuscht nicht einmal so sehr der deutlich plumper aufgestellte Betrug von Nicky, selber, sondern viel mehr, wie das den Betrug beinhaltende Objekt eingesetzt wird. Die hohen Versprechen, die der Film seinen Zuschauern in den ersten beiden Dritteln macht, können letztendlich nicht eingelöst werden.

Schlussendlich hat „Focus“ dann auch noch ein weiteres Problem. Lange Zeit verspricht er, in der Tradition von „Der Clou“, ein Geniestreich an dem sich seither alle „Con Movies“ messen lassen müssen, eben einer reine Film um Trickbetrüger zu sein. Plötzlich aber verlässt er diese Bahn und wird zu einem „Heist Movie“, in dem dann schnell noch irgendwas erbeutet werden muss. So etwas kann funktionieren, wenn, wie in „Oceans 11, 12, 13“ die Prämisse des Films auch von Beginn an darauf ausgelegt wurde. Wenn dieser Umschwung allerdings allzu plötzlich und nicht wirklich schlüssig geschieht, wird diese nicht zu einer Bereicherung, sondern zu einer Störung.

Im letzten Drittel tritt dann zusätzlich auch noch deutlich hervor, dass Nicky und Jess zwar eine glänzende Fassade haben, aber darunter sich deutlich zu wenig Füllmaterial findet. Die emotionale Bindung an den Zuschauer schwindet und das Interesse, was aus den beiden Conartisten werden könnte nimmt rapide ab.

Fazit

Was bleibt ist ein Film, der stark beginnt, über zwei Drittel das Niveau halt kann, dann aber rasant abflacht. Der Film versagt dadurch nicht, er kann aber auch letztendlich nicht überzeugen. Dennoch ist die Leistung der Darsteller, insbesondere von Smith und Robbie wirklich sehenswert. Hoffentlich finden Ficarra und Requa in „The Taliban Shuffle“, erneut mit Margot Robbie, diesmal an der Seite von unter anderem Martin Freeman und Billy Bob Thornton dann endlich einen Weg ihr filmischen Versprechen auch komplett einzulösen. Das Potential dazu haben ihre Filme definitiv.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 05.03.2015

Mehr Informationen zu "Focus"

Weitere Informationen zu diesem Film gibt es hier. Focus läuft ab heute, 05.03.2015 überall in den Kinos.