Filmkritik zu Hitman: Agent 47

  

Beharrlichkeit gilt bisweilen, bei Leibe nicht immer, als Tugend. Skip Woods scheint ein beharrlicher Mensch zu sein. Der Mitvierziger ist, neben seiner Tätigkeit als Drehbuchschreiber, Teilhaber an einer Beratungsfirma für Waffennutzung und Taktik. Und er hat uns filmische Juwelen wie „Passwort: Swordfish“, „Hitman — Jeder stirbt alleine“, „Sabotage“ und „Stirb langsam — ein guter Tag zum Sterben“ beschert. Alles in allem Filme, die sich besonders dadurch auszeichnen wenig bis gar keine Ansprüche an ihr Publikum zu stellen. Mit „Hitman: Agent 47“ erreicht Woods in Zusammenarbeit mit Neuling Aleksander Bach ganz neue Höhen.

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Hitman: Agent 47 - ab dem 27. August im Kino zu sehen. Mehr zum Film gibt es hier.

Ziemlich viel Lärm...

Hollywood hat es nicht leicht mit der Verfilmung von Computerspielen. Das ist aus mehreren Gründen verständlich, aus anderen wiederum in keinster Weise. Natürlich unterscheiden sich Games (noch) gewaltig von Filmen, bauen sie doch primär auf eine Immersion. Der Spieler soll sich wie der General seiner Truppen fühlen, wie der aufstrebende Schwerverbrecher, er soll im wahrsten Sinne als Teil der Handlung in diese gesogen werden. Filme versuchen etwas Ähnliches, sind aber, das ist nun der Reiz dieses Mediums, auf Zuschauen und Darstellen angewiesen. Szenen, die in Spielen hervorragend funktionieren und den Schweiß auf die Stirn treiben, lassen einen als Unbeteiligten völlig kalt. Diese unterschiedlichen Spannungen umzusetzen oder vielmehr zu übersetzen, ist Aufgabe eines guten Drehbuchautors. Es gilt Szenen zu finden, die an das Spiel erinnern, den Vibe in sich tragen, aber dennoch Film und nicht Spiel sind.

Hollywood versucht mit Spieleverfilmungen Zuschauer zu ködern, präsentiert diesen aber meist nur ein auf vermeintliche „Coolness“ des Spiels heruntergekochte Kost, die mit der Vorlage häufig nur noch sehr wenig gemein hat. „Hitman — Jeder stirbt alleine“ und „Hitman: Agent 47“ bilden dabei keine Ausnahme. In den Spielen geht es schlussendlich darum Gegner möglichst leise auszuschalten, in der Haut eines genetisch hochgezüchteten und völlig emotionslosen Killers. In beiden „Hitman“ Verfilmungen aber dreht sich alles um einen Glatzkopf in Anzug mit Gesichtslähmung, der von Beginn an eine Spur der Verwüstung sät, ohne sich dabei einmal sonderlich still zu verhalten. Derlei aufgeblasene Actionkost mag vielleicht noch bei dem unkritischen Teil von pubertierenden Kinogängern ankommen, der Rest wird, auch ohne Kenntnis der Spiele, nur müde den Kopf schütteln. Nicht umsonst bedeutete „Hitman — Jeder stirbt alleine“ für Hauptdarsteller Timothy Olyphant einen ziemlichen Karriereknick von dem er sich mittlerweile dank der US-Serie „Justified“ erholt hat und uns hoffentlich mit der kommenden „Deadwood“ Verfilmung als Sheriff Seth Bullock zu beeindrucken weiß.

...um nichts.

Von außen betrachtet liefert „Hitman“ sehr gutes Material für einen B-Film und Fox wird sicher auch einen solchen vor Augen gehabt haben. Fraglich ist allerdings,warum für diese Aufgabe genau der Mann engagiert wird, der sich schon einmal nicht zur Erfüllung in der Lage sah. Woods geht dann aber in „Hitman: Agent 47“ munter zu Werke und schafft in seiner Erzählung einen Film, der sich von Beginn an so konfus und künstlich anfühlt, wie die DNA-Stränge seines Hauptcharakters. Irgendwie dreht sich alles nur um Autos, Blut, Feuer und Explosionen, übergossen mit Terabytes an CGI. Bei der Menge der verwendeten Rechnerarbeit erstaunt es beinahe, dass nicht einfach die Gesichter der Schauspieler abgetastet und einigen Stuntman aufgesetzt wurden, die wiederum vor Greenscreens rumturnen durften. Noch erstaunlicher ist der Name, der sich hinter den sehr offensichtlichen mehr-oder-minder-speziellen Effekten verbirgt: ILM aka Industrial Light & Magic. Aber auch die haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie schlechte Tage haben. Wäre man nun ganz böse, ließe sich im Falle von „Hitman: Agent 47“ die Behauptung aufstellen, die schlechten CG habe sich auch auf die Spielfreude der Schauspieler übertragen, denn auch diese wirken alles andere als lebendig. Was an dieser Stelle keinen Vorwurf gegen Rupert Friend als 47 bedeuten soll, immerhin spielt er einen völlig emotionslosen Profikiller.

Leichen pflastern seinen Weg

Dieser befindet sich nun in „Hitman: Agent 47“ auf der Spur von Katia (Hannah Ware), die wiederum einem Mann hinterherjagt, von dem sie sich an nichts erinnern kann, außer, dass sie ihn unbedingt finden muss. Hinter Katia sind neben 47 noch andere Männer her. Die gehören einem Bande namens Syndikat an (nicht zu verwechseln mit den Schurken aus dem hervorragenden „Mission: Impossible — Rogue Nation“)und suchen auch nach dem mysteriösen Ziel von Katias Suche, denn dieser Mann besitzt das Geheimnis um Superkiller wie 47 im Genlabor zu basteln. Im Zuge der Einleitung versucht nun Woods (erfolglos) den Sprung zwischen Terminator Teil 1 und Teil 2 in einem zu bewältigen. Die seelenlose Killermaschine 47 soll plötzlich zu Katia wechseln und auf ihrer Seite streiten. Seine Allianz soll weniger mit der guten Seite stattfinden, sondern eher neutral ablaufen. Der Umstand, dass „Hitman: Agent 47“ allerdings ein ziemlich moralfreier Film ist, nimmt diesem Schritt jedwege Relevanz und negiert den wohl als charakterdefinierend gedachte Moment. Was bleibt sind Actionsequenzen. Diese sind allerdings weder brillant noch originär. Sie erscheinen wie schwache Kopien von „John Wick“, „Resident Evil“ und „The Wolverine“. Wenn nicht grade Horden von Schurken um die Ecke gebracht werden, wird in „Hitman: Agent 47“ übrigens gerne auf Gesichtserkennungssoftware gestarrt. All das wäre vielleicht noch irgendwie verzeihbar, würde es Sinn ergeben. Aber, da das Syndikat auf 47 bereits einen Killer angesetzt hat, der auch dank seiner titanium-verstärkten Haut alle Fertigkeiten von 47 in den Schatten stellt, macht die Handlung von „Hitman: Agent 47“ etwa so viel Sinn, als hätte James Cameron in „Terminator 2 — Judgment Day“ den T1000 losgeschickt um für Skynet die Baupläne des T800 zu stehlen.

Fazit

„Hitman: Agent 47“ fühlt sich vermutlich nur deswegen nicht ganz so dumm an wie der Vorgänger „Hitman — Jeder stirbt allein“, weil mit Rupert Friend kein guter Darsteller wie Olyphant verheizt wurde. Brillant argumentiert der komplette Film dafür nie wieder eine Verfilmung der Hitman-Reihe zu versuchen. Aber selbst dies wird mit kleinen Teasern für ein Fortsetzung einfach hinterrücks niedergemäht.

Bewertung: 0 (Null!!!) von fünf möglichen Sternen.

Filmkritik von Julius, 21.08.2015