Filmkritik zu Jane Got A Gun

  

Wenn ein wirklich mieser Gesetzloser den Mann einer Westernheldin mit Kugeln zersiebt, dann weiß jeder, was die Stunde geschlagen hat. In einem gradlinigen Streifen wie dem neuen Natalie Portman Film darf es dann natürlich an feinen Klischees nicht fehlen. Von staubigem Untergrund bis alles andere als trockenen Mitstreitern wird in „Jane Got A Gun“ so ziemlich alles geboten.

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Jane got a Gun läuft ab dem 31.12.2015 in den deutschen Kinos. Mehr zum Film hier.

Wo sind all die Cowboys hin?

In Anbetracht der Tatsache, dass Western scheinbar auf der großen Leinwand ein wenig wie ein ungeliebtes Stiefkind der Traumfabrik behandelt werden, verdient jeder von ihnen, so er denn die Kinos erreicht, besondere Aufmerksamkeit. Natalie Portmans „Jane Got A Gun“ bildet da keine Ausnahme. Rauchende Colts, die Verzweiflung und Härte jener gesetzlosen Zeit sind tatsächlich ein wenig ein Relikt aus der Vergangenheit, wird diese Thematik doch heutzutage lieber in finsterer Großstadtromantik aufgefangen, als im tatsächlichen Westen angesiedelt.

Unter denjenigen, die uns an den Kinokassen erreichen, lässt sich grob zwischen den Western unterscheiden, die eigentlich keine sein wollen und denen, die versuchen den Charme und die Gradlinigkeit des Genres wieder aufleben zu lassen. Die Neuerfindung des Westerns beschert uns eher sperrige Filme wie „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ oder Frontier-Dramen wie „The Homesman“ von und mit Tommy Lee Jones. Letzter lief vor gut einem Jahr in den deutschen Kinos an, wusste zwar hochwertig und mit Konsequenz zu erzählen, war aber eher an ein weniger breites Publikum gerichtet.

„Jane Got A Gun“ wiederum will nichts neu machen, sondern eben nur vieles richtig. Was soweit kein Problem gewesen und auch längst geschehen wäre, wären dem Streifen nicht anderweitig Hindernisse in den Weg gelegt worden, die tiefe Canyons und räuberische Outlaws wie Kinkerlitzchen erscheinen lassen.

Eine Produktion voller Hindernisse

Das Drehbuch für „Jane Got A Gun“ erblickte erstmals 2011 das Licht der Öffentlichkeit. Zum Leidwesen von Autor Brian Duffield nicht als eines, welches in Bälde umgesetzt werden sollte, sondern auf der Black List, jener jährlichen Aufstellung der populärsten, dennoch unproduzierten Drehbücher. Im Mai des folgenden Jahres dann machte das Gerücht die Runde Natalie Portman hätte Interesse an der Darstellung der Protagonistin Jane Hammond. In dieser Phase war Lynne Ramsay für die Regie im Gespräch. Im Herbst 2012 sollte Michael Fassbender die Rolle des Dan Frost, Janes ehemaliger Liebhaber, ins Auge gefasst haben. Im Winter 2012 schließlich wurde Joel Edgeton als Schurke John Bishop gecastet. Allerdings verabschiedete sich im März 2013 Fassbender wieder von seiner Rolle auf Grund des sicher überschneidenden Drehplans mit „X-Men: Days of Future Past“. Lynne Ramsey besetzte kurzerhand Edgerton als Dan Frost um und Jude Law wurde für die Rolle des John Bishop gecastet. Nur wenige Tage dann aber warf Ramsey das Handtuch und wurde schlussendlich durch Gavin O'Connor ersetzt. Durch diesen Wechsel aber gab Jude Laws Managment bekannt, dass er ebenfalls dem Projekt den Rücken zuwenden würde, da er mit Lynne Ramsey zusammenarbeiten wollte. Erst im Juni war nach weiteren Neucasts, Umarbeiten am Drehbuch und Neubesetzungen hinter den Kulissen alle Weichen für „Jane Got A Gun“ gestellt.

Damit aber nicht genug der Schwierigkeiten. Bis zu diesem Punkt waren es keine, die nicht auch bei anderen Projekten auftreten. In den USA sollte „Jane Got A Gun“ eigentlich durch Relativity Media am 29. August 2014 veröffentlicht werden. Am 10. April 2014 jedoch verschob das Studio die Veröffentlichung auf einen unbeliebten Februar Termin für 2015, nur um den Film dann doch wieder auf September 2014 zu verlegen. Keiner diese Termine konnte eingehalten werden, denn Relativity Media meldete im Juli diesen Jahres den Bankrott an und verlor die Rechte an dem Western. Eigentlich sollte die genug der Schicksalsschläge gewesen sein. Doch dann wurde auf Grund der Anschläge vom 13. November die langersehnte Premiere in Paris verschoben.

Rauchende Colts

Inhaltlich ist „Jane Got A Gun“ aber genau das, was eingefleischte Genre-Fans erwarten: Ein Western, der sich in den Sattel schwingt und einfach mal wieder geradeaus reitet. Gavin O'Connor macht es sich gen Ende fast ein wenig zu einfach. Allerdings, wäre „Jane Got A Gun“ in den 70er oder 60er Jahre gedreht worden, wäre es sicher ähnlich gekommen. Mit Abstand betrachtet erinnert der Film dann auch nicht von ungefähr an Burt Kennedys „In einem Sattel mit dem Tod“, in dem Raquel Welch zusammen mit einem Revolverhelden sich an ihren Vergewaltigern rächt.

So sind es dann in „Jane Got A Gun“ drei durch ihre Vergangenheit verwobene Charaktere, die sich vor der Kulisse des staubtrockenen New Mexicos wie in einer griechischen Tragödie bewegen. Jane (Natalie Portman) muss erleben, wie ihr Mann Bill aus vielen Schusswunden blutend nach Hause kommt. Ihm auf der Ferse ist seine ehemalige Outlaw-Gang, angeführt von John Bishop (Ewan McGregor). Diese, so enthüllen Rückblenden, hatte Jane dereinst an ein Bordell verkauft und sie wurde erst durch Bill befreit. In diese mehr als nur missliche Lage kam die Protagonistin nur, weil sie annahm ihr Verlobter Dan (Joel Edgerton) sei im Bürgerkrieg gefallen. Doch anstatt in den ewigen Jagdgründen zu weilen säuft sich dieser durch das Umland.

Fazit

Von hier an ab spielt „Jane Got A Gun“ frei auf. Die Darsteller machen durch die Bank einen ordentlichen Job und liefern einen amtlichen B-Western ohne viel Schnörkel ab. Weder Hufbeschlag noch Pistolengürtel werden neu erfunden, dafür bleiben Schlaglöcher in der Handlung erspart und bis auf das etwas einfache Ende hat der Film wirklich alles, was Western-Fans sich so wünschen dürften.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 02.12.2015