Filmkritik zu Kill the Boss 2

  

Vor drei Jahren wusste „Horrible Bosses“, zu Deutsch leicht irreführend „Kill the Boss“ betitelt, mit einer Reihe starker Darsteller in einen leichten und zugleich schwarzen Komödie zu erfrischen. Nun kehren Bateman, Sudeikis, Day und Co mit dem Nachfolger „Kill the Boss 2“ in die Kinos zurück.

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Wiederholung macht nicht immer den Meister

Wenn sich das Gesetz des abnehmenden Ertrags im Filmbusiness niederschlägt, dann lässt sich der negative Effekt besonders in Komödien wiedererkennen. Jetzt hat es „Kill the Boss 2“ erwischt. Bei dem Nachfolger der Erfolgskomödie wird schnell klar: Einen Witz ein zweites Mal zu erzählen, nur eben mit einer schmutzigeren Pointe, macht den Witz einfach oft nicht komischer. Was „Kill the Boss 2“ vor schlimmerem rettet, ist einzig der energiegeladene Cast. Hier tun sich besonders Chris Pine als Investor Rex Hanson und der furchtbar liebenswerte Charly Day als der noch vertrotteltere Dale hervor. Ohne diese bereitwilligen und routinierten Schauspieler würde sich der Film schon zu Beginn völlig scheitern. Schuld daran trägt das kindische, sich stets wiederholende und im hohen Maße schlicht unter der Gürtellinie liegende Script von Sean Anders und John Morris (Dumm und Dümmehr, Wir sind die Millers). Die verständliche und naheliegende Grundidee des ersten Films — drei normale Typen werden von ihren soziopathischen Chefs zu extremem Verhalten gebracht — ist in „Kill the Boss 2“ purem Slapstick gewichen. Der Humor liegt dabei all zu oft weit unter Teppichniveau und versucht sich in platten Schlüpfrigkeiten auszudrücken. Das Drehbuch- und Regiegespann Anders und Morris führt uns in „Kill the Boss 2“ an vielen Stellen exakt die selben Pointen vor, dieses mal nur noch derber und mit noch mehr Diskussionen über diverse Körperflüssigkeiten. Nach kurzer Zeit wirkt dies bereits sehr verzweifelt und erinnert an jemanden, der einem spät auf einer Party einen Witz erzählt, den er grade eben erst zum besten gab. Nur halt lauter.

Erpressung statt Mord

Dabei wurde für „Kill the Boss 2“ gar kein so unkluger Ansatz gewählt. Nach den Ereignissen aus dem ersten Teil haben sich Saubermann Nick (Jason Bateman), Schürzenjäger Kurt (Jason Sudeikis) und ihr Sidekick Dale (Charlie Day) zusammengetan und ihre eigene Firma gegründet. Diese heißt erwartungsgemäß chaos-demokratisch „Nick & Kurt & Dale“. Nachdem sie bei einem Fernsehauftritt alles andere als eine gute Figur hinlegen, gerät das trottelig-unglückliche Trio in leichte Finanzierungsschwierigkeiten und der Produktlaunch ihres neuen Geniestreichs scheint ernsthaft in Gefahr zu geraten. Um doch noch die Duschwelt mit ihrem „Shower-Buddy“ revolutionieren zu können, wenden sich die drei an Investor Rex Hanson (Chris Pine) und seinen niederträchtigen Vater Bert (ein in der Rolle völlig verschwendeter Christoph Waltz). Die beiden verschlagenen Geschäftsmänner willigen ein. Natürlich aber ist das alles nur ein hinterhältiger Trick. Die Hansons wollen das Unternehmen des Trios in den sicheren Ruin stützen, nur um es aufzukaufen. Als den drei Helden schließlich kein anderer Ausweg zu bleiben scheint, kidnappen sie kurzerhand Rex Hanson um Lösegeld zu erpressen. Damit tun sie sich allerdings überhaupt keinen Gefallen, denn Rex ist mehr als nur ein wenig verrückt und Nick, Kurt und Dale nicht die hellsten Leuchten. Diese brandgefährliche Kombination sorgt für allerlei Missverständnisse, brutale Fluchtversuche und Wendungen, die unter anderem dafür sorgen, dass die sexsüchtige Julia (Jennifer Aniston), der doppelzüngige Motherfuckah Jones (Jamie Foxx) und sogar der verurteilte Dave (Kevin Spacey) wieder in die Handlung gezogen werden.

Gleiche Mischung, gleiche Teile

Eine ganze Zeit lang wurde spekuliert, dass in „Kill the Boss 2“ Bateman, Sudeikis in Day die Rollen der schrecklichen Chefs einnehmen würden, um an der Spitze der Nahrungskette selber zu Opfern verprellter Untergebener zu werden. Die Vorstellung eines Tages selber zu der Art Chef zu werden, die wir alle hassen, ist eine verständliche und hätte dem zweiten Teil einen cleveren Zug verliehen. Sie wäre aber auf der erzählerischen Ebene mit einem gewissen Risiko für die drei beliebten Charaktere aus dem ersten Teil verbunden gewesen und hätte der Produktion auf finanzieller Seite weniger sicher gemacht. Risiken auf sich zu nehmen scheint allerdings bei der Produktion und Schreibe von „Kill the Boss 2“ nirgendwo in Betracht gezogen worden zu sein. Der Film ist flaches Komödiantentum ohne die geringste Überraschung. Spaceys verbale Ausraster, Anistons mehr-als-nur Dirty-Talk und Foxx „false bravando“ haben wir bereits vor drei Jahren gesehen. Damals, in „Kill the Boss“ hat diese Mischung funktioniert. Weil sie eben neu war und uns überraschen konnte. Viel davon war vor drei Jahren den Extremen der Antagonisten, gespielt von Spacey, Anistont und Colin Farrell, zu verdanken. Ohne diese Extreme, die das brave Trio über die Kante treiben, aber wird „Kill the Boss 2“ sehr schnell sehr langweilig. Chris Pine schafft es dem Film zwar immer wieder Schwung zu verleihen, aber Christoph Waltz kommt völlig fehl am Platz rüber. Man möchte fast den Eindruck gewinnen, die Schreiber Anders & Morris wären so sehr mit den alten Charakteren beschäftigt gewesen, dass ihnen für die neuen Rollen einfach nichts mehr eingefallen ist.

Die wenigen wirklich hellen Momente des Film sind der spürbaren Energie der zentralen Besetzung von „Kill the Boss 2“ zu verdanken. Sudeikis hat seine reservierte Idiotie in etwas erstaunlich charmantes verwandelt, Day schafft es immer wieder mit seine liebenswürdigen Naivität zu beeindrucken (auch wenn sein Charakter ganz offensichtlich in den vergangenen drei Jahren eine recht große Menge an Gehirnzellen verloren haben muss) und Bateman ist schlicht und einfach unerreichbar was die komödiantische Verzweiflung anbelangt.

Fazit

Schlussendlich aber kommt „Kill the Boss 2“ eher deprimierend als belustigend rüber. Viel zu offensichtlich ist, dass alle Darsteller weitaus talentierter sind, als es ihnen das in „Kill the Boss 2“ vorhandene Material zu zeigen erlaubt. Je länger der Film läuft, desto öfters erinnert einen der abgekupferte Plot an den Vorgänger und jedes Mal stellt man sich die Frage, welchen Weg der Film nach dem ersten Teil gegangen wäre, hätte die Macher ein wenig Eier gehabt und einen Film vorgeschlagen, der nicht einfach nur schlüpfriger sein will. Vermutlich wird das letzte Wort bei den Produzenten gelegen haben, die auf Nummer sicher gehen und möglichst viel Geld aus der Franchise holen wollten. Schreiber- und regisseuremordende Darsteller im Kombination mit nach Produzentenblut dürstenden Regisseuren hätte „Kill the Boss 2“ bestimmt gut getan.

Bewertung: Zwei von möglichen fünf Sternen. **

Filmkritik von Julius, 28.11.2014

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