Filmkritik zu Krampus

  

Wenn kleine Kinder nicht mehr lachen, dann sterben Feen. Peter Pan und Konsorten können davon das ein oder andere Liedchen trällern. Wenn aber Weihnachten durch vehemente Verfechter an den Nagel gehängt wird, dann bahnt sich aus alpinen Mythen ein Kerl seinen Weg, gegen den lässt sich der politisch unkorrekte Zwarte Piet wie 11 Grad und Nieselregen am Heiligen Abend an.

Krampus Szenebild 02

Krampus ist ab heute überall in den Kinos zu sehen. Den Trailer, mehr Bilder und Infos gibt es hier.

Quo vadis Horror 2015?

Betracht man das Fahrwasser, in dem sich dieses Jahr der Horrorfilm auf der Kinoleinwand, abseits der direkt an Heimkino gegangenen B und C Streifen, befand und befindet, so ergab sich für das Publikum an den Kinokassen eine ansehnliche Ansammlung an hochwertigen Filmen. Zwar wird sich über „Der Babadook“ noch immer wild gestritten, aber unbestritten im Führungssegment steht „It Follows“. In sehr kurzer Bälde gesellt sich dazu noch das Creature Feature der nächsten Generation „The Hallow“. Und vor wenigen Wochen konnte „Crimson Peak“ nicht unbedingt schocken, aber wusste in allen Fällen mit einer unglaublichen Liebe zum Detail klassischen Gothik-Horror mit Märchenelementen zu verbinden. Diese kurze Aufzählung stellt natürlich keinen Anspruch an Vollständigkeit, sondern pickt wenige wirkliche Highlights heraus. Zu diesen gesellt sich nun mit festlicher Würze „Krampus“.

Wer nicht weiß, wer dieser Krampus ist, dem und der sei hier kurz das wesentliche zusammengefasst. Im alemannischen Alpenraum, von jeher für seine Verbindung zu lautstarken Schreckgestalten bekannt, ist Krampus der miese Hiwi von Sankt Nikolaus. Während die braven Kindern einen Stiefel voll Süßwaren erhalten, kriegen die unartigen Kinder vom tiefschwarzen und gehörten Krampus mehr als nur die Hucke voll. Mit dem teuflischen Sidekick des weißbärtigen Sackträgers aus Kleinasien ist wahrlich nicht zu spaßen.

In den vergangenen zwei Jahren erreichte der Krampus besonders in den USA einiges an Aufmerksamkeit in den sozialen Medien. Grund dafür waren Videos von Krampusumzügen aus Österreich und Bayern. Bei diesen ziehen als Krampus Verkleidete unter lautem Lärm ihrer Glocken durch die Straßen und erschrecken Passanten. In Folge des Hypes tauchte Krampus in Serien wie „Grimm“ auf und bekam den ein oder anderen günstig produzierten Indiegrusler gewidmet.

Der Geist der Weihnacht

Im Fall von „Krampus“ nun konzentriert sich die Narrative auf Max, einen Jungen, der völlig verzweifelt, versucht den Geist der Weihnacht um sich herum am Leben zu halten, hat sein Umfeld dieses Konzept doch allem Anschein nach vergessen. So kontert Max das Statement eines Mitschülers, dass der Weihnachtsmann doch nur eine Erfindung von Coca-Cola sei mit einer Schlägerei in Mitten der Schulfeierlichkeiten. Seine Begründung für sein Handeln: Er möchte nicht, dass Weihnachten ruiniert wird. Das allerdings wird zu einem gewaltigen Problem als seine dysfunktionale Familie während eines Weihnachtsessen jeden Zusammenhalt zu verlieren droht. Sich lange anbahnenden Spannungen erreichen den Punkt des großen Knalls, unangemeldete und wenig willkommene Verwandte tauchen auf und harte Worte geben sich die Klinke in die Hand. Als sich dann auch noch die Cousins über seinen Glauben an den Weihnachtsmann lustig machen, platzt Max und schließt sowohl mit Weihnachten als auch mit seiner Familie ab. Dies jedoch provoziert den Zorn von Krampus, jener Schreckgestalt aus der alemannischen Folklore. In den drei Tagen vor Weihnachten schneidet der Geist der bösen Weihnacht mittels eines Schneesturms die Familie von der Außenwelt ab und lässt dämonische Spielsachen und andere fiese Helfer auf Max und seine Verwandtschaft los.

Spaß anstatt Schrecken

Von Tonfall her steht „Krampus“ irgendwo zwischen „Gremlins“ und „Evil Dead 2“. Grade erster ist eine deutliche Inspiration, nicht nicht auf Grund des saisonalen Hintergrundes, sondern auch wegen des archaischen Verhaltens von Krampus und seinen Helfern. Wenn diese Wesen von Größe eines Maßkrugs im Haus ihr Treiben beginnen und dabei ständig vor sich hin kichern, dann liegt der Vergleich zu Joe Dantes Klassiker extrem nahe. Was aber nichts schlechtes ist, denn genau in diesen hyperaktiven und lebendigen Momenten trifft „Krampus“ mitten ins Schwarze. Besonders eine Sequenz auf dem Dachboden bewegt sich seit langem wieder auf der humorvollen Stufe des zu Recht noch immer gefeierten „Cabin in the Woods“.

Leider sind es dieser Momente dennoch nicht genug um „Krampus“ auf das Niveau seiner Vorbilder zu heben. In vielen Passagen hält sich der Film einfach zu sehr zurück und wirkt zu gewöhnlich. Die Charaktere wirken zwar alle nett, obwohl sie sehr flach gestaltet sind, kann man mit ihnen mitfühlen. Hier hätten zusätzliche Arbeiten ab Script sicherlich den Schauspielern mehr Raum gegeben, anstatt sie mit dummen Entscheidungen und teilweise sehr flachen Sprüchen zu versehen. Besonders wenn sie von Tante Dorothy (Conchata Ferell) kommen, dann schmerzen sie doch sehr. Im krassen Gegensatz zu den gezwungen wirkenden Dialogen der Menschen steht dann aber immer die rettende, cartoonhafte Comedy, die stets auf dem Punkt, durch die Monster geliefert wird und immer für herzhafte Lacher gut ist.

Alles in allem hat „Krampus“ seine Schwachstellen, aber punktet durch Spaß. Wirklich erschreckend oder gar schockend ist er aber nicht. Das Design des Titelschreckens ist zwar gruselig und wenn sich mal ein guter Blick auf ihn erhaschen lässt, dann machen die Effekte einen wirklich amtlichen Eindruck, aber es fehlt einfach an druckvoller Spannungskulisse. Jump Scares kommen und gehen ohne wirklich zu landen und das Treiben von Krampus und Co ist eine erstaunlich unblutige Angelegenheit. In Anbetracht der Tatsache, dass „Krampus“ als waschechter Horror vermarktet wurde, könnte ihn das in seinen diabolischen Hintern beißen, wie es „Crimson Peak“ geschah.

Fazit

Trotz dieser Mankos macht „Krampus“ aber einfach Spaß. Wer wirklichen Grusel diesen Monat erleben will, wird mit „Krampus“ dahingehend nicht glücklich werden und sollte auf „The Hallow“ warten. Wer aber einfach soliden Spaß im Kino haben will, der und die wird mit Krampus und Kollegen genau das finden. Denn was unterstreicht die schräg-lustige Seiten von weißer Weihnacht besser als ein Zuckerbrotmann, der seine Nagelpistole auf wehrlose Opfer entlädt?

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 03.12.2015