Filmkritik zu Maze Runner — Die Auserwählten in der Brandwüste

  

Dystopien sind im frühen 21. Jahrhundert allem Anschein nach eine Sache für Jugendliche. Statt sich hauptsächlich mit dem jeweils anderen Geschlecht und anderen Widrigkeiten des Erwachsenwerdens auseinander setzen zu müssen, steht es in bereits 3 Franchises Halbwüchsigen zu die Welt zu verbessern und systematischem Unrecht Einhalt zu gebieten. Im Kielwasser der „Tribute von Panem“ und qualitativ vor „Die Bestimmung“ konnte sich der erste Teil der „Maze Runner“ Trilogie „Maze Runner — Die Auserwählten im Labyrinth“ im vergangenen Herbst einordnen.

maze runner Teil 2

Maze Runner — Die Auserwählten in der Brandwüste ist ab dem 24.09.2015 in den deutschen Kinos zu sehen. Mehr Infos, Bilder, den Trailer u.v.m. findet ihr hier.

Maze Runner 2: Erwartungsdruck

Der erste Teil der Trilogie konnte im vergangenen Jahr nicht nur durch einen starken und dennoch passend jungen Cast punkten, sondern auch durch einen extrem sicheren Look. Führt man sich aber den Werdegang von Regieneuling Wes Ball vor Augen, so erstaunt das wenig, hat er doch auf der Artseite bei einer ganzen Reihe von TV Produktionen für US-Privatsender in der Grafikabteilung gewirkt. Auch in Sachen visueller Effekte ist der Mitdreißiger sehr erfahren. Obendrein hatte sich Ball bei einer Reihe von Studios mit seinem 3D-Animationsfilm „Ruin“ beworben, der inhaltlich bereits ein paar Parallelen zu „Maze Runner“ aufwies. So entschied sich Fox anstatt für eine Verfilmung von Balls Bewerbungsarbeit dafür den relativen Neuling mit der Regie von „Maze Runner“ zu beauftragen. Fox ist nun nicht dafür bekannt sonderlich große Risiken einzugehen und lieber den sicheren Weg zu wählen, dennoch entschied sich das Studio noch vor dem offiziellen US-Start direkt Teil 2 „Maze Runner — Die Auserwählten in der Brandwüste“ in Auftrag zu geben. Der Erfolg gibt dem Studio Recht. Mit einem Budget von gerade einmal 34 Millionen US-Dollar spielte der Film noch vor dem Release fürs Heimkino locker das 10-fache wieder ein. Wes Ball sah sich vorm Produktionsstart auf genau die selbe Herausforderung ein weiteres Mal angesetzt und ein Scheitern kommt dabei nicht in Frage, denn mittlerweile ist auch bereits der dritte Teil „Maze Runner — Die Auserwählten in der Todeszone“ für einen Release im Februar 2017 angekündigt. Wes Ball konnte sich nach zähem Ringen gegen die Wünsche von Fox durchsetzen und liefert, im Gegensatz zu den „Tributen von Panem“ nur einen abschließenden Teil ab. Die Handlung des dritten Buches wird also nicht auf, wie scheinbar üblich geworden, zwei Filme aufgeteilt.

Von der Pfanne ins Herdfeuer

Nun aber steht uns erst einmal der zweite Teil ins Haus. „Maze Runner — Die Auserwählten in der Brandwüste“ ist auch gleich einmal 20 Minuten länger als der erste Teil und überschreitet damit die 2 Stunden Grenze um knappe 12 Minuten. Der Stoff der Romanvorlage reicht dafür auch problemlos aus, in die filmische Umsetzung haben sich aber ein paar Längen geschlichen. Diese liegen erstaunlicherweise nicht im Spiel des noch immer überzeugenden Gladers-Cast, sondern eher in dem der neu hinzu gestoßenen Erwachsenen.

Aber erst einmal setzt „Maze Runner — Die Auserwählten in der Brandwüste“ genau da an, wo uns der Vorgänger zurückließ und pumpt den Zuschauer durch eine hochbeschleunigte Eröffnungssequenz. In dieser werden mit sehr geschickten Schnitten die Ereignisse von „Maze Runner — Die Auserwählten im Labyrinth“ zunächst rekapituliert, dann aber geht es direkt zackig weiter im Text. Den ersten Ruhepunkt erreichen die Gladers, angeführt von Thomas (Dylan O'Brien) erst, wenn sie auf den undurchsichtigen Janson (Aiden Gillen) treffen. Aber die ruhige Lage täuscht, sie täuscht sogar gewaltig, und es geht von einem Übel immer brav in das nächste Übel. Nichts scheint so zu sein, wie es ist und hinter beinah jeder Gefahr verbirgt sich vermeintlich WCKD, die mysteriöse Schattenorganisation, die bereits für das Labyrinth und grausam erscheinende Humanexperiment aus dem ersten Teil verantwortlich war.

Es ist nun sicherlich eine späte Warnung, aber sonderlich viele Spoiler liefert dieses Review nun nicht: Wer den ersten Teil nicht gesehen hat, sollte die schleunigst erledigen bevor er oder sie sich „Maze Runner — Die Auserwählten in der Brandwüste“ ansehen möchte. Auch wenn einige Informationen noch das ein ums andere Mal im Verlauf des zweiten Teils aufgearbeitet werden, so ist es für das Gesamtverständnis des zweiten Teils sehr hilfreich, wenn auch nicht unumgänglich, den ersten Teil gesehen zu haben.

Nur die Besten kommen durch

Optik und Eindrücke des zweiten Teils bleiben denen des ersten Teils treu. Auch wenn es in die „große weite Welt“ hinausgeht, schafft es Ball noch immer wieder das labyrintheske Gefühl des Vorgängers heraufzubeschwören, sei es durch finstere und deutlich engere Gänge oder durch den konstanten Eindruck, dass sich mehr als nur ein Rätsel hinter den Fassaden der Erwachsenen und anderer Neulinge verbirgt.

Sicherlich wäre die Optik um einiges hochwertiger, wenn sich Ball noch mehr auf echte Kulissen verlassen könnte (was er in vielen Bereichen trotz des geringen Budgets schafft), aber die CGI-Abteilung leistet solide Arbeit. Nicht desto trotz geht mit den künstlichen Hintergründen und anderen Rechnerleistungen ein gewisses Gefühl der Künstlichkeit einher. Dieses Manko hatte aber auch schon der erste Teil und wird sich sicher nicht von der Franchise lösen lassen.

Auf der schauspielerischen Seite können, wie gesagt, die jugendlichen Darsteller überzeugen. Auch Neuling Jacob Lofland („Mud“ und bekannt als Kendal Crowe aus der TV-Serie „Justified“) liefert ein sehr amtliches Spiel ab.

Schattenhafte und eigentlich doch mit ähnlich undurchsichtigen Rollen betraute Erwachsene wie Giancarlo Esposito (Gus aus „Breaking Bad“) und besonders Aidan Gillen (Littlefinger aus „Game of Thrones“) als Janson hingegen erscheinen weit weniger enigmatisch als ihre Buchvorlagen. Dadurch sind einige Situationen im Film viel schneller klar, als sie sein sollten und so entstehen kleiner Längen, aber diese sind zu verschmerzen.

Fazit

Alles in allem ist „Maze Runner — Die Auserwählten in der Brandwüste“ sicherlich der Film, den sich Fans des ersten Teils erwarten. Fox wird zufrieden sein und in Sachen von Einsatz und Einnahmen dürfte der zweite Teil der „Maze Runner“ Trilogie der Film des Herbstes werden. Gute und spannende Unterhaltung, perfekt designt für Jugendliche, aber auch für Erwachsene ohne Frage mehr als nur einen Blick wert.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.****

Filmkritik von Julius, 02.09.2015